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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ihre zerfetzte Standarte zeugte davon, dass sie in einen Kampf geraten waren, und die Tatsache, dass sie allein zurückkehrten, ließ nur allzu deutlich darauf schließen, wie dieser Kampf ausgegangen war. Da Orks kaum verwandtschaftliche Beziehungen pflegen – die beiden Brüder Rammar und Balbok bildeten in dieser Hinsicht eher eine Ausnahme –, gab es niemanden, der um Girgas und die anderen getrauert hätte. Es war der blanke Zorn, der im bolboug um sich griff – Zorn auf die Feinde, die über die Orkmeute und damit über den ganzen Stamm gesiegt hatten.
    Müde, wie sie waren, hätten sich Rammar und Balbok am liebsten erst einmal ausgeruht. Aber beiden war klar, dass sie das nicht durften, ehe sie ihrem Häuptling Bericht erstattet hatten, zumal die Wachen bereits Bescheid wussten. Graishak schätzte schlechte Nachrichten nicht, aber noch viel weniger mochte er es, wenn er sie als Letzter erfuhr.
    Graishaks Behausung lag am Ende der Schlucht. Dort war der Geruch von Fäulnis und Moder am heftigsten, und auf mehreren Pfählen, die links und rechts des Eingangs in den Boden gerammt waren, steckten die Köpfe erschlagener Feinde. Meist waren es die Häupter von Gnomen, aber auch das eines Menschen war darunter, der wohl so unvorsichtig gewesen war, die Klüfte und Wälder des Schwarzgebirges zu durchstreifen. Obwohl Graishaks Höhle die größte im ganzen bolboug war, bildete sie nur den Vorraum zu einem noch größeren Felsengewölbe. Dieses war Kurul vorbehalten, dem finsteren Dämon, den die Orks sowohl als ihren Schöpfer verehrten als auch als ihren Vernichter fürchteten. Dort hinein trugen sie ihre Opfergaben, und darin wurden auch die geschrumpften Häupter gefallener Orkführer aufbewahrt, damit sie eins wurden mit Kurul und in den Pfuhl von Lurak gelangten, wo sie ein Zeitalter lang verdaut und dann wieder ausgespuckt wurden.
    Graishaks Höhle wurde von Orks bewacht, die größer und viel stärker waren als jene am Eingang der Schlucht. Sie waren die faihok'hai, die besten und wildesten Krieger des Stammes. Zur Leibwache des Häuptlings berufen zu werden, war für jeden Ork eine Ehre (davon abgesehen, dass es dort auch das beste Essen und bei Raubzügen den größten Anteil an der Beute gab).
    Unter den gepanzerten Helmen der faihok'hai lugten stechende Augenpaare hervor, die die beiden Brüder misstrauisch musterten. Erst nachdem sie noch einmal das Losungswort genannt hatte, durften sie passieren.
    »Geht nur hinein«, forderte eine der Wachen sie auf, und der Blick, mit dem er die Brüder bedachte, gefiel Rammar ganz und gar nicht. »Ihr kommt genau richtig, unser Häuptling hält gerade Audienz.«
    Wie um Rammars Befürchtungen zu bestätigen, kamen ihnen aus dem von Fackelschein beleuchteten Halbdunkel zwei Orks entgegen, die die Leiche eines dritten trugen. Jemand hatte dem Kerl kurzerhand den Schädel eingeschlagen.
    »Bei Torgas Eingeweiden«, raunte Rammar, »was ist passiert?«
    »Er hat in Graishaks Gegenwart gefurzt«, erwiderte einer der beiden Leichenträger.
    »Daran stört sich der Häuptling doch sonst nicht«, meinte Rammar verständnislos; sich seiner Körpergase lautstark zu entledigen, gilt unter Orks als völlig normal.
    »Sonst nicht, aber heute plagen ihn Blähungen«, gab der Ork zurück, als würde dies alles erklären. Dann waren die Leichenträger auch schon an ihnen vorbei.
    »Oje«, flüsterte Balbok. »Graishak scheint schlecht gelaunt zu sein.«
    »Halt bloß die Klappe und überlass das Reden mir«, schärfte Rammar ihm noch einmal ein. »Egal, was passiert, du hältst das Maul, hast du verstanden?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann komm.«
    Erhobenen Hauptes, die Standarte ihres Meuteführers hochhaltend, schritt Rammar den kurzen Stollen entlang, der in Graishaks Höhle führte. Balbok folgte ihm, hielt sich zur Sicherheit aber ein wenig hinter seinem Bruder, damit sich dieser im Zweifelsfall zwischen ihm und Graishaks Zorn befand.
    Der Gestank, der aus der Höhle des Häuptlings drang, war zugleich beißend und verlockend. Der faulige Geruch, der Orks auf Schritt und Tritt begleitet, vermischte sich mit dem verführerischen Duft von frischem Eintopf, und mit feiner Nase roch Balbok das Menschenfleisch heraus. Er erinnerte sich an das Haupt draußen vor dem Eingang, und da er schon seit Tagen nichts Anständiges mehr zu essen bekommen hatte, begann sein Magen laut zu knurren.
    »Still«, zischte Rammar ihm zu. »Was habe ich dir gesagt?«
    »Aber das war nicht ich«,

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