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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Anderthalbhänder auf der anderen Seite standen sie sich gegenüber.
    »Wusste ich's doch«, zischte der Kopfgeldjäger. »Mir war klar, dass euch hässlichen Mistkerlen nicht zu trauen ist.«
    »Und mir war klar, dass es einem nichts einbringt, einem Menschen die Haut zu retten«, hielt Rammar dagegen. »Ohne meinen Bruder wärst du tot.«
    »Drauf geschissen. Lieber soll mir ein Troll den Kopf abbeißen, als dass ich mich von einem fetten Ork hinterrücks ermeucheln lasse.«
    »Der fette Ork wird dir gleich die Spitze seines saparak in die Eingeweide rammen und das gute Stück genüsslich umdrehen.«
    »Versuch's nur, Fettsack – vorher hacke ich dir die Arme ab und hole mir deinen Skalp, noch während du krepierst.«
    »Nur über meine Leiche!«, stieß Balbok zwischen gefletschten Zähnen hervor und stellte sich schützend vor seinen Bruder.
    »Das ist dein Stichwort, Bohnenstange!«
    »Milchnase!«
    »Hackfresse!«
    »Blauauge!«
    Einander wie Raubtiere belauernd, traten der Ork und der Kopfgeldjäger aufeinander zu und wollten im nächsten Moment übereinander herfallen, noch immer aufgestachelt von dem Kampf, der hinter ihnen lag – als sich eine in strahlendes Weiß gewandete Gestalt zwischen sie stellte und beide mit tadelnden Blicken bedachte.
    »Seid ihr fertig?«, erkundigte sich Alannah.
    »Noch nicht«, erwiderte Corwyn, knurrend wie ein hungriger Wolf. »Erst wenn der Skalp dieses Großmauls an meinem Gürtel hängt.«
    »Hör auf damit, Mensch!«, wies sie ihn streng zurecht. »Und steck dein Schwert wieder weg!«
    »Korr«, stimmte Balbok zu. »Gegen mich kommst du ohnehin nicht an, also versuch's erst gar nicht.«
    »Und du«, wandte sich Alannah mit nicht weniger strafendem Tonfall an den Ork, »senk deine Axt, und zwar sofort!«
    »Was? Aber …«
    »Wofür haltet ihr euch eigentlich? Übersteht den Angriff eines Waldtrolls, um im nächsten Moment wie von Sinnen übereinander herzufallen? Habt ihr noch immer nicht begriffen, dass wir aufeinander angewiesen sind? Ob es euch gefällt oder nicht, das Schicksal hat euch zu Verbündeten gemacht. Entweder ihr akzeptiert das endlich, oder ihr werdet schon bald tot sein. Im Vergleich zu den Gefahren, die innerhalb der Mauern von Tirgas Lan lauern, ist der Kampf gegen einen Waldtroll nämlich reiner Zeitvertreib.«
    Alannah hatte mit eindringlicher Stimme gesprochen, und weder die Orks noch Corwyn wagten es, ihr zu widersprechen. Noch einen Augenblick zögerten sie, dann ließen sie die Waffen sinken.
    »So ist es gut«, sagte Alannah. »Niemand hat etwas davon, wenn ihr euch gegenseitig umbringt. Wir haben ein gemeinsames Ziel, also vergesst euren kleinlichen Streit und denkt daran, weshalb wir hier sind. Noch nie zuvor ist es jemandem gelungen, derart tief in den Wald von Trowna vorzustoßen. Es ist nicht mehr weit bis Tirgas Lan, das kann ich fühlen. Lasst nicht zu, dass euer Hass aufeinander unsere Mission gefährdet.«
    »Also schön«, murrte Corwyn und rammte das Schwert in die Scheide zurück.
    »Schön«, murrten auch Balbok und Rammar.
    Dann setzten sie ihren Weg fort auf dem Pfad, den der Wald ihnen wies.
    »Eins verstehe ich nicht, Elfin«, sagte Rammar, während sie an dem toten Troll vorbeischritten. »Wenn der Wald dir den Weg zur Verborgenen Stadt zeigt und angeblich nichts gegen dich hat, weshalb wurden wir dann angegriffen?«
    Alannah sandte ihm einen vieldeutigen Blick. »Ich habe nur von mir gesprochen«, erwiderte sie. »Von zwei Orks und einem Kopfgeldjäger war nie die Rede.«
    »Willst du damit sagen, der Troll hatte es nur auf uns, nicht aber auf dich abgesehen?«, fragte Rammar erstaunt.
    Alannah lächelte. »Genau das.«
    Den ganzen Tag lang dauerte der Marsch. Zwischen mächtigen Bäumen, von denen dichte Vorhänge aus feuchtem Moos hingen, und unter Wurzeln hindurch, vorbei an riesigen Pilzen und Farnen, die wie bizarre Torbögen über den Pfad rankten, führte der verschlungene Pfad immer tiefer hinein in den Wald.
    Jedes Mal, wenn der Weg vor einer undurchdringlichen Wand aus Dickicht und Moos endete, legte Alannah eine Pause ein, setzte sich auf den weichen Waldboden, schloss die Augen und meditierte eine Weile. Und ohne dass Rammar, Balbok und Corwyn es bewusst wahrnehmen konnten, veränderte sich der Wald und öffnete ihnen einen Weg, auf dem sie ihre Reise fortsetzen konnten.
    Das Ganze war den Orks äußerst suspekt.
    Und nicht nur, dass sie längst die Orientierung verloren hatten, auch das beständige Knacken und

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