Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
nicht nur bei meinen Feinden, sondern auch bei meinen Verbündeten und Lakaien. Es enttäuscht mich, dass mein Name bei euch Elfen keinen Ruf mehr hat. Aber vielleicht kennt Ihr mich ja besser unter dem Namen, den euer Volk mir einst gab.«
»Wie lautet er?«, wollte Alannah wissen.
»Gwantegar.«
Alannah zuckte zusammen, als hätte man ihr einen Fausthieb versetzt. Schlagartig schwand all ihr Mut, und ihr Widerstand zerbarst.
Gwantegar.
In die Sprache der Menschen übersetzt lautete der Name ›Todbringer‹, und zu grässlich waren die Geschichten, die man mit ihm in Verbindung brachte.
»Das ist unmöglich …«, hauchte sie. »Gwantegar ist tot, schon seit langer Zeit …«
»Das haben auch meine einfältigen Helfer hier angenommen«, sagte der Zauberer mit Blick auf Rammar und Balbok. »Doch sicherlich seid Ihr klüger als sie, oder?«
»Wie konnte es Euch gelingen …?«
»Es bedarf dazu eines Zaubers, der zurückgreift auf die Anfänge der Welt und auf die Geheimnisse des Seins. Indem ich anderen ihre Lebenskraft nahm, konnte ich selbst weiterexistieren. Ein Elixier aus der Quintessenz ihres Seins half mir, die Jahrhunderte zu überstehen, genau wie Margok es mich gelehrt hatte.«
»Margok?«
»Gewiss, meine Teure. Wer sonst, glaubt Ihr, hätte mir das Geheimnis des ewigen Lebens verraten? In wessen Auftrag, denkt Ihr, bin ich hier? Welchem Zweck, nehmt Ihr an, dient all dies hier? Ich weiß alles, Elfenpriesterin, denn kein anderer als der Dunkelelf selbst offenbarte es mir. Mich benannte er zu seinem Vertrauten, als alle anderen von ihm abfielen und die Flucht ergriffen. Deshalb kenne ich das Geheimnis, das dieser Ort birgt. Ich weiß um die Macht von Tirgas Lan und welchen unheimlichen Gast die alte Königsstadt beherbergt. Nach all der Zeit, die seit den Tagen des Zweiten Krieges verging, ist Margoks Geist noch immer hier, gefangen in diesen dunklen Gemäuern. Die Stunde, ihn zu befreien, ist nun gekommen.«
»Nein!«, schrie Alannah entsetzt.
»Warum seid Ihr so erschüttert? Ihr selbst habt Euren Teil dazu beigetragen, Elfenpriesterin. Eurer Unzufriedenheit und Eurer Neugier ist es zu verdanken, dass es überhaupt so weit kommen konnte – so wie Margok es einst vorausgesehen hat!«
»Nein! Nein! Nein …!«
»Der Dunkelelf wird zurückkehren und die Welt mit Finsternis überziehen!«, rief der Zauberer mit donnernder Stimme. »Doch um seinen Geist ins Leben zurückzuholen, brauche ich die Lebensenergie einer Elfin!« Er machte eine kurze Pause, starrte Alannah mit brennenden Augen an und fuhr dann leiser fort: »Nachdem Ihr schon so viel für mich getan habt, Priesterin, wird es Euch sicherlich nichts ausmachen, auch noch dieses Opfer für mich zu bringen.«
»Bitte nicht …«
»Vergiss es, Zauberer!«, rief Corwyn und stellte sich schützen vor Alannah, das Schwert in der Faust. »Wer Hand an sie legen will, muss zuerst an mir vorbei!«
»Tatsächlich?« Rurak schnalzte mitleidig mit der Zunge. »Wie rührend. Es stimmt also – der einsame Kopfgeldjäger hat sich in die Elfenpriesterin verliebt. Und sie sich in ihn, wenn ich ihre Blicke richtig deute. Ihr seid so leicht zu durchschauen.«
»Und du bist verrückt, wenn du glaubst, dass ich mich kampflos ergebe!«, entgegnete Corwyn bissig.
»Was du nicht sagst …« Mit einer beiläufigen Geste gab Rurak den faihok'hai ein Zeichen, worauf Graishaks Krieger den Kopfgeldjäger umstellten. Der machte sich zum Kampf bereit, hob das Schwert und erwartete ihren Angriff.
Doch die Orks erwiesen ihm nicht die Ehre, mit ihm die Klingen zu kreuzen. Einer der faihok'hai, der in Corwyns Rücken stand, schlug ihm den saparak in die Kniekehlen, sodass Corwyns Beine unter ihm einknickten. Der Kopfgeldjäger schrie auf und stürzte auf die Knie. Im nächsten Moment traf ein saparak seine Rechte und drosch ihm das Schwert aus der Hand.
Dann stürzten sich die Orks auf ihn und bearbeiteten ihn mit nietenbesetzten Fäusten. Von allen Seiten prasselte es auf den Wehrlosen ein. Seine Unterlippe platze auf, sein Nasenbein brach, mehrmals wurde er am Kopf getroffen, bevor er die Fäuste hochbekam, um sich zu verteidigen. Unter einer Lawine wütender Orks und in einem Hagel furchtbarer Schläge ging er nieder, und als die brutale Meute schließlich von ihm abließ, krümmte er sich als blutiges Bündel am Boden.
»Ihr scheußlichen Kreaturen!«, schrie Alannah und fiel neben Corwyn auf die Knie. Der Kopfgeldjäger lebte noch, aber er wand sich
Weitere Kostenlose Bücher