Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
gibt es keinen Grund zur Sorge.« Rurak beruhigte sich ein wenig. »Steh auf, Dummkopf! Und verteidige die Zitadelle! Bis zum letzten Tropfen deines schwarzen Blutes, wenn es sein muss! Keines Elfen Fuß darf diesen Saal betreten, solange die Zeremonie nicht abgeschlossen ist. Hast du verstanden?«
»Korr.«
»Wenn Margok erst zurückgekehrt ist, wird er die Diener des Lichts mit seiner dunklen Zauberkraft auslöschen – aber bis dahin liegt es an dir, Graishak, die Zitadelle gegen unsere Feinde zu verteidigen!«
»Natürlich, Meister.«
»Dieser Angriff kommt unerwartet, das gebe ich zu. Aber wie auch immer die Elfen von meinen Plänen erfahren haben – sie kommen zu spät, um mich noch aufzuhalten. Alles ist vorbereitet, und wenn das bleiche Mondlicht durch die Wolken bricht, wird Margoks Dolch die Rückkehr des Meisters in diese Welt besiegeln. Der Herr der Orks wird zurückkehren – und Ihr, meine Teure« – sein vor Wahnsinn fiebernder Blick fiel auf Alannah – »werdet dabei sterben …«
8.
OINSOCHG!
Fürst Loreto von Tirgas Dun kam sich vor, als befände er sich in einem Traum, und es war sowohl ein faszinierender als auch ein unsagbar böser Traum.
Obwohl er die Geschichte des Zweiten Krieges kannte, obwohl er gewusst hatte, welches Geheimnis im Tempel von Shakara gehütet worden war und was der verwunschene Wald von Trowna verbarg, war der Elfenfürst tief bewegt und über alle Maßen beeindruckt, als er vor dem Großen Tor von Tirgas Lan stand.
Den ganzen Tag über war der Heereszug der Elfen der Spur der Orks gefolgt, die sich als breite Schneise durch den Urwald zog, und im letzten Licht des Tages waren sie auf jene riesige steinerne Pforte gestoßen, die Farawyn selbst einst versiegelt hatte.
Doch Loreto war nicht nur wie verzaubert von ihrem Anblick, er war auch entsetzt – denn das Große Tor stand weit offen, und dafür gab es nur eine Erklärung: Alannah hatte das Geheimnis von Shakara verraten, und das ausgerechnet an die Orks, den Abschaum von amber!
Der Fürst von Tirgas Dun und Oberster Schwertführer des Hohen Rates gestand sich ein, dass er niemals wirklich an die Weissagung geglaubt hatte. Farawyns Prophezeiung war etwas, das jedem Elfen von frühester Jugend an eingetrichtert wurde, doch jahrhundertelang hatte man so entschieden daran festgehalten, dass es nur natürlich war, dass irgendwann Zweifel aufgekommen waren. Und Loreto hatte diese Zweifel sogar hin und wieder geäußert, zwar hinter vorgehaltener Hand, doch war es nicht auszuschließen, dass er die Hohepriesterin von Shakara damit angesteckt hatte. Insofern war es eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet er Alannah daran hindern sollte, das Geheimnis Tirgas Lans an die Gegenseite zu verraten.
Allerdings sah alles danach aus, als wäre er zu spät gekommen, und zugleich wurde ihm auch klar, warum sie den Wald von Trowna ungehindert hatten durchqueren können: Die Pforte von Tirgas Lan war geöffnet worden, und damit war Farawyns Fluch aufgehoben. Aber wie, so fragte sich Loreto, hatte das Tor geöffnet werden können, wenn nur der Auserwählte dies vermochte?
Während der Elfenfürst darüber grübelte, fällten seine Krieger und die Zwerge schlanke Bäume, um behelfsmäßige Sturmleitern daraus zu fertigen. Heermeister Ithel hatte Loreto diesen Vorschlag unterbreitet. Er befürchtete nämlich, dass die Orks die alte Königszitadelle im Zentrum der Verborgenen Stadt besetzt hatten und dass sie sich darin verschanzen würden, sobald sie das Heer der Elfen gewahrten. Dann könnte es nötig werden, die Zitadelle zu erstürmen. Loreto fand das einen sehr vorausschauenden Gedanken; er selbst war wahrlich ein sehr kluger und weiser Oberster Schwertführer, dass er einen Elfen wie Ithel zu seinem Heermeister gemacht hatte.
Schließlich wurden Fackeln entzündet und neue Aufstellung genommen. Eine berittene Vorhut unter Ithels Führung passierte als Erstes das offen stehende Tor der Stadtfestung. Ihr folgte die Hauptstreitmacht von eintausend Elfenkriegern, je zur Hälfte Bogenschützen und Schwertkämpfer, in die sich auch Orthmar von Bruchstein und seine Zwerge reihten. Der flackernde Schein ihrer Fackeln vertrieb die Dunkelheit und beleuchtete die Straßen der Geisterstadt.
Fürst Loreto ritt an der Spitze des Hauptheeres. Nie zuvor war er in Tirgas Lan gewesen, und es hatte ihn auch – trotz seiner Alannah gegenüber geäußerten Zweifel an Farawyns Prophezeiung – nie wirklich interessiert, ob die
Weitere Kostenlose Bücher