Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
wollen, waren die Ersten, die das Knie vor dem neuen König beugten. Ihre Kameraden an der Balustrade folgten ihrem Beispiel; einer nach dem anderen ließ sich nieder, um dem neuen Herrscher von amber Respekt zu erweisen. Sogar Orthmar, dessen flinker Zwergenverstand ihm sagte, dass es vernünftiger war, mit den Wargen zu heulen, sank aufs Knie.
»Wir etwa auch?« Balbok warf Rammar einen unsicheren Blick zu.
»Warum nicht?« Der feiste Ork seufzte und zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, nach allem, was geschehen ist, kommt's darauf auch nicht mehr an.«
Und damit beugten sogar die beiden Orks die Häupter und erwiesen dem neuen Herrscher von Erdwelt ihre Achtung.
Nur einer stand noch aufrecht, als hätten Stolz und Trotz ihm die Gelenke versteift.
Fürst Loreto …
»Was ist, Loreto?«, fragte ihn Alannah spöttisch. »Willst du deinem König nicht huldigen?«
»Mei-mei-meinem König?«, stammelte der Elfenfürst verdutzt. »Einem Menschen?«
»Er trägt die Krone Sigwyns, oder nicht?«, fragte Alannah. »Und dieser Krone hast du Treue geschworen, wie du dich erinnern wirst.«
Beifälliges Gemurmel war unter den Elfenkriegern zu vernehmen. Loretos Gesicht wurde noch um ein paar Nuancen dunkler, selbst der Gedanke an die Fernen Gestade konnte ihn nicht mehr trösten. Als König von amber hätte er es sich durchaus vorstellen können, noch eine Weile in der Welt der Sterblichen zu verweilen. Daraus würde wohl nichts mehr werden.
Geschlagen und unter den grimmigen Blicken der Elfenkrieger beugte auch Loreto das Knie.
Corwyn stand wie vom Donner gerührt.
Den Blick seines verbliebenen Auges auf die Menge der Knienden gerichtet, konnte der Kopfgeldjäger noch immer nicht fassen, was vor sich ging. Er war stets ein Heimatloser gewesen, ein Vagabund, der seine Dienste dort angeboten hatte, wo man am besten dafür bezahlte. Warum, in aller Welt, war ausgerechnet er dazu auserwählt, den Königsthron zu besteigen?
Dennoch spürte er, seit sich die Elfenkrone auf seinem Haupt niedergelassen hatte, eine innere Stärke und Zuversicht, wie er sie noch nie zuvor empfunden hatte – nicht einmal, als Marena noch gelebt hatte.
Corwyn hatte das Gefühl, nach langer Irrfahrt nach Hause zurückzukehren, und in seinem Innersten verspürte er etwas, das ihm bislang fremd gewesen war: Dankbarkeit.
Er war Alannah dankbar dafür, dass sie in sein Leben getreten war, und er ertappte sich dabei, dass er auch Dankbarkeit für die beiden Orks empfand, mit denen er sich gestritten und gezankt hatte, während sie in Wahrheit die ganze Zeit über seine wertvollsten Verbündeten gewesen waren. Und er dankte Marena dafür, dass sie ihm den Weg gewiesen hatte.
Der Fluch war gebrochen, und eine neue Zeit begann.
11.
UR'MOROR TULL
Der neue Tag fand alles verändert vor.
Noch unter dem Mantel der Nacht war eine Verwandlung mit der alten Königsstadt vor sich gegangen; die allgegenwärtige Schwärze, die noch am Tag zuvor jeden Turm, jedes Haus und jede Mauer von Tirgas Lan überzogen hatte, war verschwunden, und Alabaster, Granit und Marmor erstrahlten wieder in alter Pracht. Auch die teerige Masse in den Innenräumen der Zitadelle, die eine Hinterlassenschaft des Dragnadh gewesen war, war am nächsten Morgen nicht mehr da. Der Glanz vergangener Tage war zurückgekehrt, und die Straßen und Gassen der Königsstadt schienen nur darauf zu warten, sich mit neuem Leben zu füllen.
Und das war nicht die einzige Veränderung, die über Nacht eingetreten war: Auch der Wald von Trowna, dessen undurchdringliches Dickicht Tirgas Lan jahrhundertelang verborgen und vor jedem Eindringling geschützt hatte, war ein anderer, als die Sonne ihre ersten Strahlen über den Horizont schickte. Nicht länger dominierten Schlinggewächse und abgestorbene Wurzeln den Wald; befreit von seinem uralten Fluch, erblühte er in neuer Pracht. Das dichte Blätterdach ließ wärmenden Sonnenschein bis auf den Boden strahlen, und Moose und Flechten, die noch am Vortag alles Leben zu ersticken drohten, wichen bunten Blüten, die sich beim ersten Tageslicht öffneten und süßlichen Duft verströmten. Und auch die Straßen des alten Elfenreichs, zuvor unter dichtem Gestrüpp verborgen, traten wieder zu Tage, nicht alt und brüchig, sondern so, als hätten ihre Baumeister sie eben erst fertiggestellt.
Es war keine Ruine mehr, die aus dem Dunkel der Nacht ins Licht eines neuen Zeitalters trat, sondern eine stolze Stadt, die einst das Zentrum und die Zier von
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