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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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es – vom Zahn der Zeit verschont geblieben.
    Eindrucksvoll war auch das große Tor der Festung. Wie der Schädel eines riesigen uchl-bhuurz mutete es an, eines Ungeheuers aus grauer Vorzeit. Das Tor selbst bildete dabei den Rachen des Untiers, die beiden Fackeln, die unterhalb der wie spitze Ohren wirkenden Ecktürme loderten, die Augen. Im blassen Licht der Dämmerung sah es aus, als würde das Monstrum den beiden Orks entgegenstarren, was Balbok ganz und gar nicht behagte.
    »Du, Rammar«, sagte er, »das gefällt mir nicht.«
    »Was meinst du?«
    »Die Festung – sie kann uns sehen.«
    »Was soll der Blödsinn?« Rammar blieb stehen. »Das ist bloß ein Haufen alter Steine.«
    »Ich fühle es, Rammar. Wir werden beobachtet.«
    »Unsinn. Halt einfach das Maul und überlass das Fühlen und Denken mir, in Ordnung?«
    »In Ordnung«, erwiderte der hagere Ork – ganz überzeugt war er jedoch nicht. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte …
    Sie näherten sich der Festung über den schmalen Pfad, der an der Felswand entlangführte und zur Talseite hin fast senkrecht abfiel. Der Nebel lichtete sich immer mehr, aber im fahlen Licht des Morgens waren die beiden schmutzig braunen Gestalten gegen den dunklen Fels kaum auszumachen.
    Schließlich erreichten sie einen massigen Felsblock, um den herum sich der Pfad wand und auf dessen anderer Seite die Zitadelle lag.
    Vorsichtig lugten die Orks um den Fels. Wie sie sehen konnten, endete der Pfad vor einem mörderisch tiefen Abgrund, auf dessen anderer Seite sich die alte Festung in Schwindel erregende Höhen erhob. Der Abgrund war zu breit, als dass man ihn mit einem Sprung hätte überwinden können. Doch zu ihrer maßlosen Verblüffung stellten Rammar und Balbok fest, dass die Zugbrücke, die wie eine große Zunge aus dem Maul des steinernen Ungeheuers ragte, heruntergelassen war. Mehr noch – auch das Tor stand weit offen und lud sie geradezu ein, die Zitadelle zu betreten. Wachen waren weit und breit nicht zu sehen, weder am Tor noch oben auf den Mauern.
    »Das gefällt mir nicht«, wiederholte Balbok, nachdem sie wieder hinter den Felsen gekrochen waren.
    »Wieso gefällt dir das nicht?«, maulte Rammar. »Wir haben eben Glück, das ist alles.«
    »Großes Glück«, meinte Balbok, »oder großes Pech. Es könnte auch eine Falle sein.«
    »Eine Falle? Blödsinn. Um uns eine Falle zu stellen, müssten die erst mal wissen, dass wir hier sind. Ich sag dir was, Dummkopf – die haben die Brücke runtergelassen und das Tor aufgemacht, weil sie die Rückkehr ihres Kriegstrupps erwarten. Aber der wird nicht kommen, so viel steht fest.« Er kicherte grollend.
    »Trotzdem.« Balbok machte ein langes Gesicht. »Wir sollten einen anderen Weg suchen, um in die Festung zu gelangen.«
    »Einen anderen Weg? Wie stellst du dir das vor?«
    »Wir könnten es von Norden her versuchen.«
    »Von Norden her? Du meinst, über die Steilwand? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?« Rammar bedachte seinen Bruder mit einem vernichtenden Blick. »Wir werden abstürzen und uns sämtliche Knochen brechen. Außerdem habe ich die Schnauze voll von der erbärmlichen Kletterei. Ich sage, wir nehmen das Haupttor.«
    »Und ich sage, dass mir das nicht gefällt.«
    »Na schön.« Rammar überlegte kurz, dann fragte er listig: »Wäre es dir lieber, wenn einer von uns draußen bleibt, als mögliche Verstärkung? Nur für den Fall, dass dem anderen etwas zustößt oder er in Gefangenschaft gerät? Dann kann der andere ihn befreien.«
    »Das wäre eine tolle Idee.«
    »Gut.« Rammar fletschte breit grinsend die gelben Zähne. »Dann wirst du gehen. Ich bleibe hier und halte die Stellung, um einzugreifen, sollte es Schwierigkeiten geben.«
    »Ich – ich soll allein gehen?«
    »Das habe ich gerade gesagt, oder nicht?«
    »Warum gerade ich?«
    »Nun geh endlich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«
    Balbok legte die Stirn in Falten und kratzte sich einmal mehr am Hinterkopf, doch der Logik seines Bruders vermochte er nicht zu widersprechen. Also rückte er den Helm wieder zurecht und machte sich bereit: Seine Axt, die ihm beim schnellen Laufen behindert hätte, ließ er zurück, nur den Speer und seinen Dolch nahm er mit. Derart bewaffnet nickte er Rammar zum Abschied zu. Dann wagte er sich aus der Deckung und rannte in gebückter Haltung auf die Festung zu. Die mächtigen Bohlen der Zugbrücke donnerten unter seinen Tritten, und im nächsten Moment verschlang ihn der steinerne Rachen des

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