Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
Kampfpause trat ein, in der sie den Ork schnaufend belauerten – dann stieß der Anführer einen heiseren Schrei aus, und sie gingen zum letzten, verzweifelten Angriff über.
Das Aufeinandertreffen war so heftig wie kurz.
Zwei Gnomen, die ihn aus entgegengesetzter Richtung gleichzeitig angriffen und es dabei auf seine Oberschenkel abgesehen hatten, spießten sich gegenseitig auf, als Balbok nach vorne sprang. Einen weiteren traf das schartige Blatt der Axt mitten ins Gesicht, dass man die Knochen brechen hörte und das Blut spritzte; der Schädel wurde in zwei Hälften geteilt.
Nun war nur noch der Anführer übrig. Mit einem wilden Schrei, den Griff des Säbels beidhändig umklammernd, setzte der Gnom heran. Mit dem Schaft der Axt wehrte Balbok den wütenden Angriff ab, um den Feind im nächsten Moment mit einer Hand zu packen, hochzuheben und in weitem Bogen über sich hinwegzuschleudern, hinaus in die Nacht jenseits des Plateaus und in den gähnenden Abgrund.
Der gellende Schrei des Gnomenführers verhallte, und es kehrte Ruhe ein. Selbst der Orkan jenseits des Quaders hatte sich gelegt, dafür näherten sich knirschende Schritte über den felsigen Boden, und Rammar erschien, einen sichtlich erleichterten Ausdruck im Gesicht.
»Da bin ich wieder«, sagte er überflüssigerweise. »Habe ich etwas verpasst?«
»Überhaupt nicht«, erwiderte Balbok keuchend. Sein Gesicht und sein Brustpanzer waren über und über von grünem Blut besudelt, und im flackernden Schein der Fackeln sah Rammar die getöteten Gegner am Boden liegen.
»Verdammt!«, maulte er. »Warum konntest du nicht warten, umbal? Musstest wohl wieder den ganzen Spaß allein haben! Vielleicht hätte ich dir ja gern geholfen, diese hässlichen grünen Kerle zu erschlagen. Hast du daran mal gedacht?«
»Nein«, gestand Balbok schuldbewusst.
»Na ja …« Rammar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich will mal nicht so sein. Immerhin hast du es ja gut gemeint, auch wenn ich deine Hilfe nicht benötigt hätte.«
»Dann – bist du mir nicht mehr böse?«
»Nein.« Rammar schüttelte mürrisch den Kopf. »Sogar dein dämliches Gesicht ist mir lieber als diese grässlichen grünen Fratzen. Wie bist du überhaupt hierher gekommen?«
»Ich bin deiner Spur gefolgt. Sie führte in die falsche Richtung, also …«
»Was soll das heißen, sie führte in die falsche Richtung?«
»Na, die Schlacht zwischen unserer Meute und den Gnomen hat viel weiter nördlich stattgefunden. Ich dachte also, ich folge dir lieber, ehe du dich verirrst. Und dann …«
»Ehe ich mich verirre?« Rammar verzog zornig das Gesicht. »Davon kann keine Rede sein, Dummkopf. Ich wusste natürlich, dass ich zu weit südlich bin. Aber unterwegs entdeckte ich die Fährte dieser Gnomen, und ich dachte mir, es wäre eine gute Idee, ihnen zu folgen.«
»Ach, so war das …« Balbok kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, wobei ihm der Helm vorne auf die krumme Nase rutschte. Er rückte ihn wieder zurecht, um Rammar erstaunt anzuglotzen. »Dann bist du also absichtlich in die Fallgrube gesprungen?«
»Natürlich, was hast du denn gedacht?«, schnappte Rammar. »Und jetzt hör auf, so dämliche Fragen zu stellen. Wir haben schließlich einen Auftrag auszuführen: Girgas' Haupt muss gefunden werden, und zwar so schnell wie möglich.«
»Das habe ich nicht vergessen«, versicherte Balbok breit grinsend und deutete mit einer Kralle auf sein Oberstübchen. »Und ich weiß auch, wo wir danach suchen müssen.«
»Ach? Wo denn?«
»Dort drüben!« Balbok wies zur anderen Seite des Talkessels, wo in der Dunkelheit die Zwingfeste lag.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Rammar überrascht.
Balbok genoss es, dass er einmal mehr wusste als sein gescheiter Bruder. »Diese Gnomen«, erklärte er, »wollten offenbar zu dem rark dort. Und sie gehören zu jenem Stamm, gegen den wir im Grenzland gekämpft haben.«
»Was du nicht sagst. Und woher weißt du das nun wieder?«
»Die Standarte.« Balbok deutete auf das aus Knochen und einigen Stofffetzen zusammengeschusterte Gebilde. »Erkennst du sie nicht wieder?«
»Natürlich erkenne ich sie wieder!«, antwortete Rammar schroff. »Ich wollte dich nur prüfen. Ich habe sofort erkannt, dass das die Kerle waren, die uns überfallen haben, und auch, dass die Festung dort ihr Ziel war.«
»Und du hast dich von ihnen gefangen nehmen lassen, um in die Festung zu gelangen«, folgerte Balbok staunend. »Das war wirklich schlau von
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