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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dir ein Trollfell vors Gesicht binden, damit du wie ein Zwerg aussiehst?«
    »Ich denke, ich habe eine bessere Idee«, meinte Balbok und bedeutete seinem Bruder, ihm zu folgen.
    Rammar verdrehte erneut die Augen und fragte sich, was für eine Schnapsidee seinem Bruder schon wieder durch den Hohlkopf ging. Ein wenig neugierig war er dennoch, deshalb folgte er Balbok, als sich dieser in Bewegung setzte.
    Einer der Zwerge erhob plötzlich die Stimme und begann eines der alten Zwergenlieder zu singen, die von den glorreichen Tagen seines Volkes erzählten. Die anderen Zwerge stimmten mit ein, und dann sangen Dutzende rauer Kehlen, dass es von den Felswänden widerhallte. Rammar und Balbok schmerzte es in den Ohren.
    Sie schlichen vorsichtig weiter, und schließlich deutete Balbok zum Rand des Lagers. Dort standen mehrere Ochsenkarren, außerhalb des Feuerscheins, sodass Rammar sie vorhin im Nebel nicht bemerkt hatte. Die Karren waren mit Fässern und Kisten beladen, die die Schmuggelware enthielten – und einige dieser Fässer und Kisten waren auch groß genug, um einen ausgewachsenen Ork aufzunehmen.
    »Bist du so verrückt, wie ich denke?«, fragte Rammar seinen Bruder zweifelnd.
    Balbok grinste nur.
    Im Morgengrauen des neuen Tages waren sie aufgebrochen.
    Orthmar von Bruchstein, des Orthwins Sohn, war froh darüber. Er mochte die Nähe der Sümpfe nicht, und er hasste es geradezu, sich unter freiem Himmel aufzuhalten. Die feuchte, modrige Luft, die von Süden heranzog und sich als zäher Nebel an den Hängen des Nordwalls festkrallte, machte ihn nervös, und die grauen Wolken, von denen man nie wusste, wann sie sich das nächste Mal mit Blitz und Donner entluden, behagten Orthmar noch weit weniger. Wie froh war er, nun tief unter der Erde zu sein, in dem alten Stollen, der unter dem Gebirge hindurchführte, auf die andere Seite des Nordwalls.
    Der Name des Zwergenkönigs, unter dessen Herrschaft der Tunnel vor vielen Jahrhunderten angelegt worden war, noch vor den Tagen des Ersten Krieges, war längst vergessen, aber die technische Finesse, mit der man den Stollen in den Fels getrieben hatte, ließ darauf schließen, dass Meister ihres Fachs am Werk gewesen waren. Zunächst führte der Tunnel steil bergab, immer tiefer in die Erde, wo es weder Licht noch Schatten gab und wo einst Furcht erregende Kreaturen gehaust haben sollten.
    Orthmar erinnerte sich an die Schauergeschichten, die man Zwergenkindern erzählte, um sie zu ängstigen – von Riesen, Drachen und anderen Ungeheuern, die einst in den Tiefen von Erdwelt gelebt und den Zwergen ihre Schätze streitig gemacht hatten. Schätze – das Wort klang bitter in Orthmars Ohren.
    In seiner Jugend hatte er davon geträumt, eines Tages ein großer und wohlhabender Waffenschmied zu werden, genau wie sein Vater und dessen Vater vor ihm. Ein Zwergenschmied der alten Schule, der selbst in die Tiefen der Berge stieg, um ihnen Silber und Erz zu entreißen und prächtige Schwerter und mächtige Äxte daraus zu fertigen.
    Aber dieser Traum war geplatzt wie so viele andere, die Orthmar in seinem Leben geträumt hatte. In der altehrwürdigen Schule von Anuil, wo schon sein Vater und dessen Vater in die Lehre gegangen waren, hatte er das Handwerk des Schmieds erlernt. Doch wofür?
    Orthmar schnaubte verbittert, während er durch den Stollen schritt, die Laterne in der einen, die Axt in der anderen Hand. Hinter sich hörte er das Stampfen der Ochsen und das Ächzen der Karren, die mit Muril Ganzwars Waren beladen waren – noch etwas, das Orthmar ganz und gar nicht gefiel.
    Ganzwar war ein Mensch durch und durch, ein typischer Vertreter seiner Rasse, eingebildet und ruchlos. Aber er zahlte gut, und so hatte es sich Orthmar nicht leisten können, ihn abzuweisen, als Ganzwar ihm seinen ersten Auftrag erteilt hatte.
    Orthmar erinnerte sich noch genau daran. Es war kurz nach seiner Entlassung aus der Schule von Anuil gewesen, nachdem man bekannt gegeben hatte, dass längst nicht alle Schüler, denen man die Schmiedekunst beigebracht hatte, in der Schmiede gebraucht wurden. Weit im Osten hatten die Menschen große Erzvorkommen entdeckt, die sie ausbeuteten, um ihre eigenen Waffen zu schmieden – wertlose Nachahmungen, die es an Qualität und Schärfe nicht mit den Klingen der Zwerge aufnehmen konnten. Aber wen interessierte das schon? Ein Schwert war ein Schwert. Woher es kam, danach fragte niemand in diesen unruhigen Zeiten, und wenn es nicht so scharf und prächtig war wie

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