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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eine Zwergenklinge, so glich ein niedriger Preis diesen Mangel mehr als aus. Ganze Armeen mussten mit Waffen ausgerüstet werden, da war der Preis wichtiger als die Qualität einer Waffe und die Anmut, mit der sie durch Fleisch und Knochen schnitt.
    Also war Orthmar nichts anderes übrig geblieben, als mit der Familientradition zu brechen und einen anderen Beruf zu ergreifen als den des Schmieds. Einige Monate lang verdingte er sich als Söldner in einem der Ostheere, ehe er die Bekanntschaft von Muril Ganzwar machte. Der Kaufmann aus der Grenzstadt Sundaril bot ihm an, für ihn zu arbeiten: Einige Fässer mit Elfennektar, die auf dubiose Weise in Ganzwars Besitz gelangt waren, sollten über das Scharfgebirge nach Osten gebracht werden – natürlich ohne die Aufmerksamkeit der Elfen zu erregen. In seiner Not willigte Orthmar von Bruchstein ein, und indem er seine Kenntnisse um die geheimen Gänge und Stollen seines Volkes nutzte, erledigte er den Auftrag und wurde gut dafür bezahlt – besser als ein Söldner und beinahe so gut wie ein Waffenschmied.
    Seither betätigte sich Orthmar als Schmuggler, nicht nur für Ganzwar, sondern für jeden, der bereit war, für seine Dienste den entsprechenden Preis zu zahlen. Und die Geschäfte liefen gut. In Zeiten wie diesen, in denen jeder nur an sich selbst dachte, in denen blutige Kämpfe an der Tagesordnung waren und die Welt im Begriff war, sich aufzulösen, schienen die Menschen besonderen Bedarf an geschmuggelten Waren zu haben, seien es nun Elfentränke aus dem Süden, Schwarzer Lotus aus dem Osten oder Waffen, mit denen sie sich gegenseitig oder andere Völker massakrieren konnten. Einst hatten die Elfen mit Argusaugen darüber gewacht, dass niemand Geschäfte mit verbotenen Waren betrieb, hatten Zölle erhoben und die Grenzen kontrolliert. Aber seit sie das Interesse an der Welt verloren hatten, machten die restlichen Völker, was sie wollten – und das war gut für Orthmars Geschäft.
    Skrupel hatte der Zwerg längst nicht mehr. Er war bei weitem nicht der einzige Abkömmling seines Volkes, der sich durch Schmuggel seinen Lebensunterhalt verdiente. Tat er es nicht, machte es ein anderer. Wenn Menschen, Orks, Zwerge und Gnomen einander an die Gurgel gingen und sich gegenseitig die Schädel einschlugen, so war das nicht Orthmars Schuld. Er war nur schlau genug, daraus Profit zu schlagen. Allein im letzten Monat hatte er mehr verdient als im gesamten Vorjahr. Wenn es so weiterging, würde er dem Schmugglerdasein schon bald Lebewohl sagen und sich zurückziehen können. Vorausgesetzt, er blieb weiterhin wachsam und vorsichtig …
    Plötzlich wurde der Anführer der Schmugglerkarawane aus seinen Gedanken gerissen. Abrupt blieb er stehen, blickte sich um, die Axt in seiner rechten Hand halb erhoben. Der Zug der Ochsenkarren kam augenblicklich zum Stehen.
    »Was ist, Orthmar?«, erkundigte sich Thalin, sein Stellvertreter und Vertrauter (soweit ein Schmuggler Letzteres haben konnte).
    »Ich weiß nicht.« Orthmar spuckte den Kautabak aus; dass die Hälfte davon an seinem rotblonden Bart hängen blieb, kümmerte ihn nicht. »Für einen Augenblick war mir, als würde ich etwas riechen.«
    »Was denn?«
    »Moder. Fäulnis.« Orthmars Augen blitzten. »Ich hatte den Gestank von Orks in der Nase.«
    »Orks?« Allein die Erwähnung der Erzfeinde aller Zwerge genügte, um Thalin zu seinem Kurzschwert greifen zu lassen. »Wo sind sie?«
    »Wenn ich das wüsste.« Orthmar hob die Laterne und leuchtete damit den Stollen hinab. »Hier drin können sie nicht sein, sonst hätten wir sie längst bemerkt.«
    »Wahrscheinlich hast du dich geirrt«, meinte Thalin bedächtig. »Du bist müde und erschöpft, Orthmar, so wie wir alle. Der lange Marsch den Eisfluss herauf hat dich geschwächt.«
    »Vielleicht.« Orthmar nickte. »Obwohl ich mir für einen Augenblick ganz sicher war …«
    Noch einmal ließ er seinen Blick argwöhnisch über die Ochsenkarren schweifen, die mit Waffen für das Nordvolk voll beladen waren. Dann gab er Zeichen, den Marsch fortzusetzen. Die Peitschen der Treiber knallten, die Ochsen stemmten sich in die Geschirre, und die schweren Gefährte rollten wieder an. Orthmar von Bruchstein rümpfte die Knollennase, während die Karren an ihm vorbeirumpelten, aber diesmal konnte er nichts Verdächtiges mehr riechen. Alles, was seine empfindliche Nase wahrnahm, war der Gestank von Ochsendung und der herbe, saure Geruch der Tiefe.
    Kopfschüttelnd setzte sich der

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