Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
nehmen sollen, was man ihm angeboten hatte, und ansonsten seine vorlaute Schnauze halten?
    Der Ork bereute seine Worte fast, und er legte sich bereits ein paar Argumente zurecht, die es ihm ermöglichen würden, seine Meinung zu ändern, ohne wie ein jämmerlicher goultor dazustehen. Er stand unmittelbar vor der Pforte, hob die Krallenhände, um sie aufzustoßen …
    »Einen Augenblick!«, rief Corwyn.
    Rammar fiel ein ganzer Steinschlag vom schwarzen Herzen. »Was ist?«, fragte er hoffnungsfroh und fuhr herum, um sogleich noch verdrießlich hinzuzufügen: »Es ist spät. Ich bin müde und will schlafen!«
    »Wir sind einverstanden«, eröffnete Alannah. »Im Auftrag Tirgas Lans geht ihr nach Kal Anar. Kehrt ihr mit nützlichen Informationen zurück, erhaltet ihr dafür genug Gold, um damit ein Söldnerheer aufstellen zu können und euren bolboug zurückzuerobern. Gelingt es euch zudem, die Bedrohung zu beseitigen, gehört euch der gesamte Elfenschatz.«
    »Und daran ist keine weitere Bedingung geknüpft?«, fragte Rammar scharfsinnig.
    »Nur eine einzige«, erwiderte Corwyn. »Ihr müsst euch feierlich verpflichten, das Gold nicht gegen Tirgas Lan zu verwenden und die Grenzen des Reiches unangetastet zu lassen. Andernfalls wäre nichts gewonnen.«
    Rammar zögert einen Augenblick. »Klar verpflichten wir uns dazu«, versicherte er schließlich. »Sogar feierlich, wenn es sein muss, nicht wahr, Balbok?«
    »Korr.« Der Hagere grinste. »Die haben ja gar keine Ahnung, wie feierlich wir Orks sein können.«
    »Vor allem, wenn es darum geht, sich einen ganzen Schatz unter den Nagel zu reißen.« Rammar grinste breit. »Aber eigentlich gehört der Elfenschatz ja ohnehin uns. Schließlich sind wir die letzten Nachkommen des Elfengeschlechts, die noch in sochgal weilen, oder?«
    Alannah presste die Lippen fest zusammen und erwiderte nichts darauf. Obwohl Rammars letzte Worte voller Spott und Hohn gewesen waren, entbehrten sie nicht einer gewissen Logik. Alannah selbst war streng genommen keine Elfin mehr, nachdem sie der Unsterblichkeit entsagt und einen Menschen zum Mann genommen hatte, und da die Orks durch die dunkle Magie des Frevlers Margok einst aus den Elfen hervorgegangen waren, hatte Rammar – gewissermaßen  – recht.
    Natürlich hatte der feiste Ork nicht vor, sich an die Absprache mit Corwyn zu halten, wie feierlich auch immer sein Wort ausfallen mochte. Nach Meinung der Orks gibt es Versprechen nur aus einem einzigen Grund: nämlich um sie zu brechen. Nicht, dass Orks keine Ehre hätten, aber sie stellen sich eben etwas völlig anderes darunter vor als die Menschen. Einen Feind zu hintergehen, ihn mit List und Tücke in Sicherheit zu wiegen, um ihm dann in den Rücken zu fallen – das ist für einen Ork äußerst ehrenhaft und gilt unter ihnen sogar als besonders schlau und raffiniert. Und Rammar hielt sich sogar für einen ganz besonders ehrenhaften, schlauen und raffinierten Ork. In Windeseile hatte er einen Plan geschmiedet, wie er nicht nur den Elfenschatz in seinen Besitz und den bolboug zurückerobern, sondern ganz nebenbei auch noch König von Tirgas Lan werden konnte.
    Zuerst würden Balbok und er sich in die fremde Stadt begeben und sich anschauen, was dort vor sich ging. Dann würde Rammar seinen Bruder vorschicken, um den unheimlichen Feind zu vernichten, wer immer das auch sein mochte. Anschließend würde er selbst im Triumphzug nach Tirgas Lan zurückkehren, wo er die Belohnung kassieren und die Menschen ihn einmal mehr als ihren Retter feiern würden – so lange bis er mit dem Gold ein Söldnerheer aufgestellt hatte, um damit die Königsstadt zu überrennen. Wenn er erst Feuer vom Himmel regnen ließ und seine Ork-Söldner jeden Menschen innerhalb der Stadt erschlugen, würde sicherlich niemand mehr an seinem bösen Willen zweifeln, und sein schlechter Ruf und seine Ehre wären wiederhergestellt …
    Ein hinterhältiges Grinsen huschte für einen kurzen Moment über Rammars Züge. Alles entwickelte sich, wie er es sich nur wünschen konnte, und für einen Augenblick war er in solcher Hochstimmung, dass man meinen mochte, nichts und niemand könnte ihm die gute Laune mehr verderben. Allerdings währte dieser Augenblick nicht allzu lange …
    »Dann sind wir uns also einig«, fasste Corwyn zusammen. »Ihr tretet in meinem Auftrag die Reise nach Kal Anar an – bei der euch übrigens ein alter Bekannter als euer Führer begleiten wird.«
    »Ein alter Bekannter?« Rammar horchte auf.

Weitere Kostenlose Bücher