Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
ihnen rächen?«
Rammar fletschte die gelben Zähne. »Genau das.«
»Und wie wollt ihr das anstellen? Zwei Orks gegen ein ganzes Dorf – das stelle ich mir ziemlich schwierig vor.«
»Das geht dich nichts an!«, blaffte Rammar ihn an. »Ich habe dich nicht gebeten, dir unseretwegen den Schädel zu zerbrechen.«
»Was, wenn ich euch helfen würde? Als Gegenleistung dafür, dass ihr nach Kal Anar geht?«
»Klar würdest du uns helfen«, tönte Rammar mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Indem du ein Menschenheer auf die andere Seite des Schwarzgebirges schickst, den bolboug befreist und dabei ganz nebenbei noch die Modermark deinem Reich einverleibst. Glaubst du, ich weiß nicht, wie so was läuft? Ich mag fett und blöde sein, aber ich bin nicht blöde und fett. Ich merke genau, worauf du es abgesehen hast.«
»Du missverstehst meine Absichten«, beteuerte Corwyn. »Das Angebot, das ich dir durch meinen Boten überbringen ließ, nämlich die Grenzen der Modermark zu garantieren, gilt auch weiterhin. Aber ich könnte euch helfen, indem ich euch Gold aus dem Schatz von Tirgas Lan gebe. Reichtum genug, um ein Heer von Ork-Söldnern aufzustellen, sodass ihr den bolboug selbst zurückerobern könnt.«
»Gold aus dem Schatz von Tirgas Lan?« Aus Balboks fiebrigen Blicken sprach unverhohlene Gier. Der Gedanke an all die schönen glitzernden und funkelnden Sachen, die dort unten im Schatzgewölbe lagerten und die sie bei ihrem letzten Besuch hatten zurücklassen müssen, ließ sein Orkherz höher schlagen.
Auch Rammar bekam große Augen, und Speichel tropfte ihm von der wulstigen Unterlippe. »Das … das würdest du für uns tun?«, fragte er.
»Es wäre die angemessene Belohnung für einen Dienst von unschätzbarem Wert«, meinte Alannah.
»Und worin genau besteht dieser Dienst?«
»Ganz einfach: Ihr geht nach Kal Anar und schaut euch dort um. Versucht, möglichst viel an Informationen zu sammeln und die Stärke des Feindes auszukundschaften. Und wenn möglich, bringt in Erfahrung, welche dunkle Macht in Kal Anar ihr Unwesen treibt.«
»Das ist alles?«, fragte Balbok ungläubig.
»Das ist alles«, behauptete Alannah.
»Und wenn wir den Urheber des ganzen Durcheinanders zufällig vor den saparak bekommen?«
»Euer Auftrag besteht vor allem darin, euch ein Bild von der Lage zu machen«, erklärte Corwyn. »Aber wenn ihr das Problem gleich aus der Welt schaffen könnt, solltet ihr euch keinen Zwang antun.«
»Einen Augenblick«, ging Rammar dazwischen und strafte seinen vorlauten Bruder mit einem scharfen Blick, dann wandte er sich wieder Seiner Majestät König Corwyn zu. »Wenn wir das Problem für dich endgültig beseitigen sollen, dann kostet dich das ein bisschen mehr als nur ein paar Pötte Gold und Edelsteine.«
»Was wollt ihr dafür haben?«
»Den ganzen Elfenschatz!«, eröffnete Rammar unumwunden.
»Ausgeschlossen«, lehnte Corwyn kategorisch ab.
»In diesem Fall, fürchte ich, könnt ihr beide die Sache vergessen«, sagte Rammar. »Schickt jemand anderen nach Kal Asar oder wie das Kaff heißt und lasst euch von ihm erzählen, was dort gebacken ist. Und wenn er zurückkehrt, bereitet euch schon mal auf einen langen und sinnlosen Krieg vor, der viele unschuldige Milchgesichter das Leben kosten wird.« Damit erhob er sich. »Komm, Balbok, wir gehen.«
»Aber Rammar, vielleicht haben sie noch bru-mill in der Küche und …«
»Wir gehen!«, wiederholte der feiste Ork so energisch, dass sein Bruder nicht mehr zu widersprechen wagte. Mit gesenktem Kopf stand auch er auf und watschelte hinter Rammar her, der erhobenen Hauptes und stolzen Schrittes auf die große Pforte der Halle zuging.
Doch Rammar ließ sich dabei Zeit. Er hatte es nicht eilig, den Thronsaal zu verlassen. Und er wollte Corwyn und Alannah Gelegenheit geben, ihre Meinung zu ändern. Er ahnte, dass sie in seinem Rücken einen hastigen Blick tauschten und angestrengt überlegten, was zu tun war. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, wie die Milchgesichter zu sagen pflegten, und war überzeugt, damit auch durchzukommen.
Ziemlich überzeugt sogar.
Je näher die Orks allerdings der Pforte kamen, desto mehr verlangsamte Rammar seine Schritte. Er wollte nichts überstürzen, dem Menschen und der Elfin Zeit geben, die richtige Entscheidung zu treffen.
Und wenn sie es nicht taten?
Es waren nur noch wenige Schritte bis zur Pforte. Wenn er sie erst erreicht hatte, gab es kein Zurück mehr.
Hatte er den Bogen überspannt? Hätte er
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