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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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seinen Händen eine goldene Leier hielt.
    »Da bist du ja«, knurrte Rammar übellaunig. »Los, spiel etwas, um mich zu erheitern. Stimme den Ruhmesgesang von Rammar dem Rasenden an – sofort!«
    »K-korr«, bestätigte der Ork-Barde eingeschüchtert, und schon im nächsten Moment begann er, das Instrument zu bearbeiten, das allerdings nicht für die Klauen eines Orks, sondern für die filigranen Hände eines Elfen gefertigt war. Und da der ›Barde‹ auch nicht unbedingt viel von Musik verstand – Rammar hatte ihn in Ermangelung eines echten Sängers kurzerhand dazu ernannt –, waren die Töne, die er der Leier entlockte, entsprechend schräg. Zum ungezählten Mal trug er krächzend das Lied vor, das von den großen Taten Rammars kündete und das dieser selbst verfasst hatte – in fortgeschrittenem Blutbierrausch …
    Tief in der Modermark, da lebt ein Krieger tapfer und groß.
Rammar ist sein Name, der Rasende wird er genannt.
Gefürchtet wird er von Gnomen und von Trollen,
von Menschen, Elfen und auch von Zwergen.
Rot ist sein Speer vom, Blut der Feinde
oder schwarz oder grün, je nachdem.
Tapfer kämpfte er gegen die Gnomen,
als diese das Haupt von Girgas raubten.
Rammar und sein Bruder, Balbok der Brutale,
folgten den Grünblütigen bis zu ihrer Festung,
wo sie Rurak den Zauberer trafen, den geifernden,
der ihnen …
    Der Barde brach jäh ab, als eine goldene Vase quer durch die Höhle flog und ihn am Schädel traf. Die Edelsteine, mit denen sie gefüllt gewesen war, spritzten nach allen Seiten davon, der Ork ließ die Leier sinken, taumelte zurück und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich diese Zeile geändert habe?«, fauchte Rammar, der die Vase geworfen hatte. »Es muss heißen ›den geifernden, den stinkenden, den verschlagenen‹. Alles andere wäre viel zu gut für dieses Stinkmaul von einem Zauberer. Hast du das endlich kapiert?«
    »J-ja, großer Rammar«, antwortete der ›Barde‹, der sich bemühte, Haltung zu bewahren. Er hob die Leier, nahm erneut Aufstellung und setzte seine Darbietung fort.
    … wo sie Rurak den Zauberer trafen,
den geifernden, den stinkenden, den verschlagenen,
der ihnen einen Handel vorschlug:
zu tauschen die Karte von Shakara
gegen den Schädel von Girgas.
Unerschrocken brach Rammar auf,
kämpfte siegreich gegen Ghule und Barbaren
und durchquerte Torgas Eingeweide.
Im ewigen Eis traf er auf Elfen und musste erfahren,
dass Rurak, der geifernde, der stinkende, der verschlagene,
ihn hereingelegt hatte und es die Karte von Shakara
gar nicht wirklich gab, sondern dass …
    Erneut wurde der Sänger in seinem Vortrag gestört – diesmal allerdings nicht von Rammar, sondern von dem Tumult, der plötzlich draußen vor der Häuptlingshöhle losbrach.
    Aufgeregtes Geschrei war zu hören, Flüche und wüste Beschimpfungen, dazu noch das angriffslustige Gebrüll der faihok'hai. Etwas musste passiert sein …
    »Was ist da los?«, rief Rammar verärgert und wollte sich wütend erheben – seine immense Leibesfülle allerdings hielt seinen asar auf dem Thron, als wäre er dort festgewachsen. »Wer wagt es, den Gesang meines Barden zu stören? Haben diese verdammten umbal'hai denn gar keinen Sinn für Kunst?«
    Die Antwort gab einer der Leibwächter, der aufgeregt in die Höhle gelaufen kam. »Große Häuptlinge«, sagte er und verbeugte sich, »es gibt Neuigkeiten.«
    »Welcher Art?«, verlangte Rammar zu wissen.
    »Kursa und sein Kriegstrupp sind zurückgekehrt. Sie haben einen Gefangenen bei sich.«
    »Einen Gefangenen?« Rammar hob die Brauen. »Seit wann machen Orks Gefangene?«
    »Was ist es denn?«, erkundigte sich Balbok, dem die Abwechslung gefiel. »Ein Gnom? Ein Troll?«
    »Ein Mensch«, erwiderte der Wächter, was beide ziemlich überraschte – denn dass sich ein achgosh-bonn , ein Milchgesicht, in die Modermark verirrte, kam in letzter Zeit nur noch sehr selten vor. Zu selten für Balboks Geschmack, der Menschenfleisch für eine wahre Delikatesse hielt.
    Rammar teilte diese Leidenschaft nicht. Anders als die meisten Orks konnte er Menschenfleisch nichts abgewinnen – er verabscheute es sogar. Doch das war ein Geheimnis der beiden Brüder, das niemand anderen etwas anging. Schließlich wollte Rammar nicht, dass man ihn hinter seinem Rücken als lus-irk, als Gemüsefresser, verspottete …
    »Bringt den Menschen rein!«, verlangte er mit herrischer Stimme, und der faihok verschwand augenblicklich, um den

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