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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Raffinesse verdient!
    Das Dasein eines Ork-Häuptlings bestand im Wesentlichen darin, Kriegstruppen auszusenden und darauf zu warten, dass sie zurückkehrten. In der Zwischenzeit war es üblich, seinen Launen freien Lauf zu lassen und sich nach Lust und Laune mit Leckereien aller Art vollzustopfen – von frisch gefüllten Blutegeln, gesottenem Gnomenfleisch und Trollgehacktem bis hin zum bru-mill , dem traditionellen Leib- und Magengericht der Orks. Dazu setzte es fassweise Blutbier, altgelagert und in großen Schädelkrügen kredenzt. Rammars ohnehin schon fetter Wanst hatte sich auf Grund dieser Lebensweise noch mehr geweitet, sodass ihm zuletzt kein Kettenhemd mehr passte und er sich mit einem Harnisch aus Leder begnügen musste, unter dem seine Leibesfülle allerdings mehr als üppig hervorquoll.
    Die kleinen Schweinsäuglein in Rammars klobigem Schädel, der halslos auf seinem fetten Körper zu sitzen schien, hatten ihren listigen Glanz verloren. Ihr Blick war müde geworden, hatte sich sattgesehen am erbeuteten/gestohlenen/verdienten Gold, und Gaumen und Magen waren abgestumpft hinsichtlich der Spezereien, die die Küche der Orks hergab. Der fette Häuptling sehnte sich nach einer Abwechslung – auch wenn er das im Leben nicht zugegeben hätte.
    »Was sagst du dazu, Faulhirn?«, wandte er sich an seinen Bruder. Der fläzte sich ebenfalls auf einem mit Wargenfell bezogenen Thron, der allerdings etwas niedriger war als der Rammars und auch nicht das Original, auf dem bis vor einem Jahr noch Häuptling Graishak seinen stinkenden asar platziert hatte. Aber der Umstand, dass Balbok seinen Bruder um Haupteslängen überragte, machte den Größenunterschied ihrer hoheitlichen Sitzgelegenheiten wieder wett. Balbok war außerdem nicht nur größer, sondern trotz der Völlerei der zurückliegenden Monate auch immer noch ungleich schlanker als Rammar.
    »Was soll ich sagen, Rammar?«, fragte Balbok zurück, auf dessen Stirn eine verbeulte, mit Edelsteinen geschmückte goldene Krone schwankte. Sein schmales Gesicht wirkte länger als sonst, und auch in seinen Blicken spiegelte sich unverhohlen Langeweile.
    »Ist das nicht ein Leben?«, sagte Rammar, seinen eigenen Zweifeln zum Trotz. »Wir sitzen den ganzen Tag auf unseren asar'hai und erteilen Befehle. Wenn wir Durst oder Hunger haben, brauchen wir nur nach Blutbier oder bru-mill zu schreien. Und wenn wir Blähungen haben, furzen und rülpsen wir munter drauflos. Was kann es Schöneres geben für einen Ork aus echtem Tod und Horn?«
    »Ich weiß nicht, Rammar«, entgegnete Balbok nachdenklich. »In letzter Zeit muss ich ziemlich viel Blutbier trinken, ehe ich einen ordentlichen Rausch kriege, und der bru-mill hat auch schon mal heftiger im Rachen gebrannt. Ja, und wenn ich ganz ehrlich sein soll – das Rülpsen und Furzen hat mir früher mehr Freude gemacht.«
    »Was redest du denn da?« Rammar schaute ihn verständnislos an. »Hast du den Verstand verloren, du elender umbal? Hast du dir das einzige bisschen Grips, das du hattest, weggesoffen?«
    »Douk«, sagte Balbok und senkte ein wenig schuldbewusst den Blick. »Aber wenn ich dir die Wahrheit sagen soll, Rammar …«
    »Nein, sollst du nicht!«, blaffte der andere. »Orks sagen nicht die Wahrheit – sie lügen und betrügen. Die Wahrheit interessiert mich einen feuchten shnorsh  – erst recht, wenn sie aus deinem hässlichen Maul kommt!«
    Balbok war unter jedem der scheltenden Worte seines Bruders ein wenig mehr zusammengezuckt, bis sein Kopf fast so unmittelbar auf den Schultern zu sitzen schien wie der von Rammar. Da eine gewisse Beharrlichkeit jedoch schon immer zu Balboks hervorstechendsten Eigenschaften gehörte, brachte er seinen Satz dennoch zu Ende: »… langweile ich mich ein bisschen«, gestand er leise, fast flüsternd.
    »Du tust – was?«
    »Ich langweile mich«, wiederholte Balbok, diesmal lauter und deutlicher. »Wir waren lange nicht mehr draußen, um Trolle zu jagen und Gnomen zu massakrieren.«
    »Aus gutem Grund.« Rammar nickte. »Hast du vergessen, wie gefährlich so was ist? Trolle pflegen mit Orks kein Federlesens zu machen und sie mit ihren Keulen zu erschlagen. Und Gnomen schießen mit vergifteten Pfeilen und finden es spaßig, unsereins zu fressen.«
    »So wie wir sie.« Balbok grinste breit. »Das macht die Sache ja so interessant.«
    »Interessant?« Rammar schüttelte den Kopf. »Was soll interessant daran sein.«
    »Na ja …« Balbok schob die Krone nach vorn und kratzte

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