Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
auf der Insel auf Gnomengröße zurechtgestutzt, und so haben sie sich den Grauhäutigen widerstandslos unterworfen.«
»Und?«, fragte der Pirat erneut. »Wo liegt das Problem? Wie es aussieht, arbeiten wir gut zusammen.«
»Das Problem«, versetzte Rammar mit genüsslichem Grinsen, »besteht darin, dass eure Zusammenarbeit, wie du es nennst, die längste Zeit gedauert hat.«
»Wieso das?«, wollte Cassaro wissen.
»Weil, wie eine alte Orkweisheit besagt, niemals mehr Blut aus einer Kehle sprudeln kann, als in den Adern fließt.«
»Und das bedeutet?«
»Dass eure Tage als Piraten gezählt sind, das bedeutet es. Ohne Beute keine Seeräuberei, richtig? Und das letzte Schiff der Schmalaugen hat Erdwelt inzwischen längst verlassen und dürfte eure Insel vor Monaten erreicht haben …«
»Was faselst du da?«, grollte das Oberhaupt der Piraten. »Es wird immer Elfen geben, deren Schiffe wir überfallen können!«
»In deinen Träumen vielleicht«, entgegnete Rammar. »Aber in der Wirklichkeit sieht es so aus, dass es keine Schmalaugen mehr gibt, die mit verklärtem Blick dieser Insel entgegenrudern. Jetzt ist Schluss. Schicht im Schacht, wie die Hutzelbärte {*} sagen.«
»'lödsinn«, lallte der Pirat, der sich gleichfalls schon eine Menge Bier einverleibt hatte.
»Glaubst du? Dann verrat mir, großer Seeräuber, wann ihr das letzte Schiff aufgebracht habt. Wann habt ihr das letzte Schmalauge über die Klinge springen lassen? Wann die letzte Beute verteilt?«
Stieren Blickes glotzte Cassaro den Ork an. Die Zweifel in den blassen Gesichtszügen des Piratenhäuptlings waren unübersehbar. »Das ist eine Weile her«, räumte er ein. »Aber … es hat immer Flauten gegeben, zu allen Zeiten unserer Bruderschaft!«
Rammar nickte. »Aber das wird die längste Flaute, von der du je gehört hast, das verspreche ich dir.«
»Wie lange?«, fragte der Pirat, dessen Verstand vom Alkohol so benebelt war, dass er Schwierigkeiten hatte, mit den Gedanken des Orks Schritt zu halten.
»Schwer zu sagen«, erwiderte Rammar, »aber mit zwei oder drei Ewigkeiten würde ich an deiner Stelle rechnen.«
»W-wirklich?«
»Wirklich«, bestätigte Rammar und genoss es, das Entsetzen zu sehen, das wie eine geballte Faust in der Miene des Piraten einschlug. Zwar war die Hälfte von dem, was er Cassaro erzählte, reine Spekulation und die andere Hälfte lediglich aus dem gefolgert, was er in den Minen erfahren hatte, aber vielleicht gelang es ihm ja, das Oberhaupt der Piraten dazu zu bewegen, das zu tun, was er wollte, und soweit er es beurteilen konnte, war er auf einem guten Weg …
»Es werden also keine Schiffe mehr kommen?«, fragte Cassaro sichtlich besorgt.
»Douk.« Rammar schüttelte den Kopf. »Das Festland ist leer. Die Schmalaugen haben es vorgezogen, von dort abzuhauen, und wenn du mich fragst, haben sie allen anderen Völkern Erdwelts damit einen Gefallen getan.«
»Aber wenn keine Schiffe mehr kommen, bedeutet das, dass … dass wir auch keine Beute mehr machen!«, folgerte der Pirat mit glasigem Blick. »Und ein Anführer, der keine Prise einbringt, ist die längste Zeit Anführer gewesen!«
Rammar begriff. Cassaro störte sich nicht nur an dem Gedanken, künftig keine Beute mehr zu machen – noch größere Sorge bereitete ihm, dass man ihn als Anführer absetzen würde. Ohne dass Rammar es beabsichtigt hatte, spielte ihm diese Tatsache noch zusätzlich in die Klauen, und er beschloss, zum kro-buchg auszuholen.
»Das stimmt«, sagte er unbarmherzig. »Deine Leute werden dich absetzen. Wenn du Glück hast. Wenn du weniger Glück hast, werden sie dich vorher in Stücke reißen und sie den Haien zum Fraß vorwerfen. Oder sie werden dich in kleine Scheiben schnibbeln. Oder in Würfel. Oder in …«
»Du hast darin Erfahrung, was?«, fragte der Kapitän, der kreidebleich geworden war.
Rammar nickte. »Mein Bruder und ich waren einst die Häuptlinge unseres bolboug. Bis sie unser überdrüssig wurden und uns davongejagt haben. Wir können von Glück sagen, noch am Leben zu sein.«
»Ich verstehe.« Rammar sah, wie ein dicker Kloß den Hals des Piratenführers hinauf- und wieder hinabwanderte. Cassaro sah sich offenbar bereits im Wasser schwimmen, in seine Bestandteile zerlegt und als Futter für die Fische.
»Du müsstest einen anderen Weg finden, deinen Leuten Beute zu verschaffen«, sagte Rammar ganz nebenbei.
»E-einen anderen Weg? Was meinst du damit?«
»Diese verdammte Insel meine ich natürlich. Den
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