Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
austrat und ihn ans Holz der Reling nagelte.
Über die von Gischt und Spritzwasser glitschigen Planken schlitternd, war Corwyn sogleich bei ihm.
»Falscher König …«, stieß der Dunkelelf voller Spott hervor. Sein Gesicht war eine schmerzverzerrte Fratze, während Blut von seinen Lippen sprühte. »Glaubst du denn … mein Tod … wird dir … etwas nutzen?«
Corwyn war zu erschöpft, um zu antworten. Mühsam zog er sich an der Reling hoch, und zwei Leibwächter eilten herbei, um ihn zu stützen.
»Bist machtlos … gegen die Prophezeiung … besagt, dass die dunkle Königin … zurückkehren wird … neues Zeitalter beginnt … Margoks Triumph … habe es immer gewusst … seid alle dem Untergang geweiht …«
Noch einmal betrachtete der Dunkelelf Corwyn mit einem Blick, der voller Verachtung, Hass und maßlosem Zorn war. Er öffnete den Mund und wollte verächtlich lachen, aber alles, was ihm über die Lippen kam, war ein Blutschwall, dann brach der Dunkelelf zusammen. Schlaff und leblos hing er an der Reling, festgehalten nur noch von dem Speer, der ihn durchbohrt hatte.
Corwyn brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. Triumph über den Tod des Feindes empfand er nicht, dazu bestand kein Anlass. Die Schlacht um Crysalion hatte gerade erst begonnen …
»Die Katapulte«, raunte er seinen Männern zu. »Sie sollen alles abschießen, was sie haben!«
»Verstanden, Sire.«
»Wenn wir schon untergehen, dann wollen wir zumindest einigen Schaden anrichten und unseren Feinden zeigen, aus welchem Holz die Kämpfer von Tirgas Lan geschnitzt sind. Denn eines«, fügte er zähneknirschend und mit Blick auf Dun'ras Ruuhls leblose Gestalt hinzu, »haben wir zumindest gelernt: Sie sind nicht unverwundbar …«
26.
TUACHG ANN DRUM
Alannah spürte, wie ihr die Sinne schwanden, spürte, wie sich das Eis auflöste, spürte die verzehrende Hitze des Feuers auf ihrer Haut und wartete darauf, dass es sie einhüllen und verzehren würde.
Aber plötzlich war es vorbei, nur Augenblicke, ehe Alannah das Bewusstsein und damit die Kontrolle über das Eis verloren hätte. Die mörderische Hitze war verschwunden, und die Elfin riss die Augen auf, um zu sehen, was geschehen war.
Sie konnte zunächst nichts erkennen, zu dicht war der Nebel aus Wasserdampf, der die Turmkammer einhüllte. Aber schon lichtete er sich, und inmitten der zerfasernden Schwaden, jenseits der brüchig dünnen Eiswand, die verblieben war, gewahrte Alannah eine schemenhafte, bedrohliche Gestalt.
Rothgan-Margok …
Abwehrbereit riss sie die Hände empor, obwohl ihre Kräfte nicht mehr dazu ausgereicht hätten, einen neuerlichen Frostzauber zu wirken. Aber es war auch nicht mehr nötig.
Der Herr der Dunkelelfen stand unbewegt. Die Arme hatte er noch immer ausgebreitet, sodass die Ärmel seiner weiten Robe wie die Flügel eines Raubvogels wirkten, aber er regte sich nicht mehr. Bewegungslos stand er da, starrte Alannah aus weit aufgerissenen Augen an, und blankes Entsetzen stand in seine grässlichen Züge geschrieben.
»Rothgan …?«, fragte sie leise.
Er wankte und versuchte, einen Schritt auf sie zuzugehen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Stattdessen verlor er das Gleichgewicht und stürzte vornüber zu Boden. Und in diesem Moment erkannte Alannah, was es war, das den Flammenzauber so jäh beendet hatte.
Das Blatt einer abgebrochenen Hellebarde, das zwischen den Schulterblättern des Grausamen steckte!
Hinter ihm waren im Nebel – verschwommen zunächst, dann immer deutlicher hervortretend – die Umrisse eines ebenso großen wie hageren Orks auszumachen.
»Das«, blaffte Balbok, während er die Axt wieder aus der schmatzenden Wunde riss, »ist für das, was du dem armen Rammar angetan hast. Ist nicht das erste Mal, dass wir einen wie dich in Kuruls Grube schicken, weißt du?«
Rothgan-Margok lebte noch. Sein Schmerz musste fürchterlich sein. Sein fliehender Blick zeigte, dass er noch immer zu verstehen versuchte, was geschehen war.
Die meisten Kreaturen Erdwelts fanden sich im dichten Nebel nicht zurecht. Ein Ork aber, der in der Modermark aufgewachsen war, wusste ihn zu nutzen. So hatte sich Balbok unbemerkt dem dunklen Zauberer genähert und furchtbare Rache an ihm genommen …
Der Sturm ließ auf einmal nach, so als ob jene Macht, die für das Unwetter verantwortlich war, plötzlich schwächer wurde oder abgelenkt worden war. Der heulende Wind legte sich. Zwar waren die Gewässer vor der Küste noch immer
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