Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
ganz Erdwelt schon bald keinen Ort mehr geben, der eine sichere Zuflucht bietet, denn vor diesem Feind gibt es kein Entkommen!«
Er unterbrach sich erneut und wandte sich den Kriegern zu, die inzwischen neu an Land gekommen waren, ebenfalls Furcht und Übelkeit in den blassen Mienen. »Es gab eine Zeit, da habe ich für Geld gekämpft und getötet, meine Freunde! Ich habe meine Waffenhand an denjenigen verkauft, der am meisten dafür bot, und stets habe ich gesiegt, denn jede Niederlage wäre gleichbedeutend mit dem Tod gewesen. Aber eines habe ich dabei gelernt: dass kein Krieger so erbittert und mutig fechtet wie jener, der für sein Zuhause und seine Familie kämpft, für die Menschen, die er liebt!«
»I-ist das wahr, Sire?«, fragte der Junge aus Olfar.
»Allerdings«, bestätigte Corwyn und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wohl dem, der jemanden hat, für den er kämpfen kann«, fügte er hinzu, »denn dieser Jemand gibt ihm Kraft und Mut, und sollte er im Kampf fallen, so fällt er für seine Sache und nicht für die eines anderen, und er stirbt nicht allein, sondern mit jenem Menschen im Herzen, den er liebt.«
»Gut gesprochen!«, drang plötzlich eine Stimme von oben herab.
Corwyn fuhr herum und schaute auf – um sich einem korpulenten weißgesichtigen Mann gegenüberzusehen, dessen Schädel so kahl war wie der Felsblock, auf dem er stand. Er war über und über mit Gold und funkelnden Edelsteinen geschmückt. Sogar seine Zähne, die er zu einem breiten Grinsen bleckte, blitzten golden. In seiner fleischigen Rechten hielt er einen riesigen Säbel.
Corwyn bezweifelte nicht, einen der Piraten vor sich zu haben, womöglich sogar ihren Anführer …
»Wie es aussieht«, fuhr der Fleischberg fort, »haben wir einen gemeinsamen Feind.«
»Offensichtlich«, stimmte Corwyn zu. »Wer bist du?«
»Kapitän Cassaro, Herrscher der Schädelküste. Und du?«
»Corwyn, König von Tirgas Lan.«
Die Blicke der beiden Männer trafen sich, doch in diesem Augenblick war es unerheblich, was beide voneinander hielten. Alles, was zählte, war der Feind, den es zu bekämpfen galt.
»Freut mich«, sagte Cassaro und grinste noch breiter.
Corwyn erwiderte das Grinsen mit einem verwegenen Lächeln, das dem Kopfgeldjäger besser zu Gesicht stand als dem König.
»Wie viele seid ihr?«
»Etwas über achthundert. Und ihr?«
»Eintausend«, gab Corwyn bekannt, »aber wir haben Probleme, unsere Leute an Land zu bringen.«
»Meine Leute kennen diese Gewässer wie ihre Rocktasche«, erklärte der Pirat, der einen etwas altertümlichen Dialekt sprach, aber dennoch gut zu verstehen war. »Sie können euch helfen.«
»Einverstanden.«
»Dann sind wir Verbündete?«, fragte Cassaro.
Corwyns Zögern währte nur einen Augenblick.
»Das sind wir«, stimmte er zu – und besiegelte damit den Bund gegen das Böse, das von den Fernen Gestaden Besitz ergriffen hatte.
Der Piratenhäuptling gab daraufhin ein Zeichen, und auf den unzähligen Felsvorsprüngen und Terrassen, die sich die Klippen hinauf erstreckten, erschienen Hunderte grimmig aussehender und bis an die Zähne bewaffneter Kämpfer – Verbündete, deren Anblick Corwyns Männern jäh neuen Mut gab.
»Für Tirgas Lan!«, rief der König aus und stieß sein Schwert empor.
»Für reiche Beute!«, konterte Cassaro – und beider Anhänger verfielen in lautes Kriegsgebrüll.
27.
ORSON BOURKA'S KRO
Einen Augenblick lang erwartete Alannah, dass die Elfenkrieger über Balbok herfallen und ihn in Stücke hacken würden. Aber nichts dergleichen geschah. Wie erstarrt blickten die Dunkelelfen auf ihren sich am Boden windenden Gebieter, und als wäre ihnen jeder Grund zu kämpfen genommen worden, ließen sie die Waffen sinken.
»Der Splitter«, brachte Lhurian mit brüchiger Stimme hervor. »Wir müssen tun, weswegen wir gekommen sind …«
»Wo ist er?«, verlangte Alannah zu wissen und wandte sich zu ihm um. »Gib ihn mir rasch, dann werde ich …«
»I-ich habe ihn nicht mehr!«, entgegnete Lhurian voller Entsetzen. »Beim Sturz muss ich ihn verloren haben. Irgendwo …«
Durch die wabernden Nebelschwaden war zu sehen, wie sich der Zauberer herumwarf und mit fahrigen Bewegungen den Boden ringsumher abtastete – erfolglos. Alannah gesellte sich zu ihm, und sie suchten gemeinsam nach dem Bruchstück des Annun, der jedoch nirgends auszumachen war.
Rammar hatte sich zu Balbok begeben. Grimmig und in stiller Genugtuung blickte er auf den Schurken hinab, der
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