Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
das?«
»Ich weiß es einfach«, erwiderte sie, und einmal mehr konnte Corwyn jenen eigenartigen Glanz in ihren Augen erkennen, der ihn halb rasend machte. Er hatte diesen Glanz nie zuvor bei ihr gesehen, wohl aber in den Augen mancher Frau, die er in jungen Jahren verführt hatte, obwohl sie einem anderen versprochen gewesen war: der verräterische Glanz der Untreue …
Corwyn wusste nicht zu sagen, was das zu bedeuten hatte. Weder konnte er sich erklären, was seine Gemahlin an dem alten Schwätzer fand, noch wollte ihm in den Kopf, warum sie ihm so bedingungslos vertraute. Dafür trat etwas anderes umso deutlicher hervor, ein Gefühl, das er lange nicht mehr empfunden hatte und das er in Bezug auf Alannah stets für unmöglich gehalten hätte.
Eifersucht!
Er fragte sich nicht, welchen Grund Alannah haben mochte, zu dem alten Zauberer freundlich zu sein, und er dachte auch nicht darüber nach, weshalb sie ihm so großes Vertrauen schenkte. Für ihn zählte nur, was er sah, und das genügte, dass ihm die Zornesadern schwollen und ihm die Zornesröte ins Gesicht schoss.
»Glaub mir, König, zum Wohle deines Reiches bin ich hier«, hörte er Granock sagen, doch Corwyn hatte das Gefühl, dass es nicht Worte waren, die über die Lippen des Alten kamen, sondern giftige Schlangen und Skorpione. »Ich habe Kenntnis von Dingen, die ganz Erdwelt erschüttern werden. Kennst du die Geschichte deiner Vorfahren? Weißt du um die beiden blutigen Kriege, die gegen die Finsternis geführt wurden?«
»Der Erste und der Zweite Krieg der Völker«, erwiderte Alannah an Corwyns Stelle.
»Die meine ich«, bestätigte Granock, »und wenn kein dritter, noch grausamerer Krieg diese Welt heimsuchen und womöglich alles Leben auf ihr vertilgen soll, so müsst ihr auf mich hören und augenblicklich ein Heer formieren, das …«
Er unterbrach sich, denn von außerhalb des Thronsaals war plötzlich Lärm zu vernehmen. Geräusche, von denen Corwyn eigentlich gehofft hatte, dass er sie nie mehr in seinem Leben hören müsste.
Das Klirren von Schwertern!
»Was ist da los?«, rief der König und sprang auf, die Hand bereits am Griff seines eigenen Schwerts, das er in Granocks Gegenwart nicht hatte ablegen wollen.
»Ein Kampf«, kommentierte der Zauberer grimmig.
»So ist dein Verrat wohl bereits geglückt«, knurrte Corwyn und zog die Klinge, um sie gegen den alten Mann zu richten. Auch die acht Leibwächter, welche die beiden Throne flankierten, hoben mit grimmigen Mienen ihre Waffen.
»Corwyn, nein!«, rief Alannah.
»Du irrst dich«, versicherte Granock, während er langsam zurückwich, den Zauberstab beidhändig erhoben. »Was immer da draußen vor sich geht, ich habe nichts damit zu tun.«
»Lügner!«, blaffte Corwyn und schritt auf den Zauberer zu.
Da wurde das große Tor zum Thronsaal geräuschvoll aufgestoßen. Die unzähligen Kerzen, die den Saal erhellten, flackerten, und nicht wenige von ihnen verloschen. Eisige Kälte herrschte von einem Augenblick zum anderen unter der Kuppel.
Das Schwert in der Rechten, führ Corwyn herum – um sich vier unheimlichen Fremden gegenüberzusehen!
Sie alle trugen Rüstungen aus schwarzem Leder und dazu ebenso schwarze Umhänge, unter deren weiten Kapuzen die Gesichter nicht zu erkennen waren. Bewaffnet waren sie mit langen, gebogenen Klingen, an denen rotes Blut klebte.
Das Blut der Palastwachen …
»Wer seid ihr?«, verlangte Corwyn zu wissen. »Was hat das zu bedeuten?«
Einer der Eindringlinge, der der Anführer zu sein schien, schlug die Kapuze zurück. Schmale, kantige Gesichtszüge kamen darunter zum Vorschein, deren graue Haut etwas Abstoßendes hatte. Umrahmt wurden sie von langem schwarzem Haar, aus dem ein spitzes Ohrenpaar ragte. Die Augen des Fremden, die in kalter Mordlust leuchteten, waren ebenso schmal wie die blutbesudelte Klinge in seiner Hand, und Corwyn begriff.
Es waren Elfen …
Noch ungleich bestürzter als er selbst schien Granock darüber zu sein. »Nein«, ächzte er und wich zurück, in Richtung von Alannahs Thron. Die Königin war aufgesprungen und blickte den Eindringlingen mit der gleichen Mischung aus Bestürzung und Zorn entgegen wie Corwyn.
»Wie ist das möglich?«, flüsterte sie. »Ich dachte, mein Volk hätte Erdwelt längst verlassen?«
»Das sind keine gewöhnlichen Elfen«, murmelte Granock, der offenbar mehr wusste, über den unerwarteten Besuch jedoch augenscheinlich ebenso überrascht war wie der König und die Königin.
»Was
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