Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
musste – und seine Wut und seine Eifersucht verliehen ihm dabei ungeahnte Kräfte.
In rascher Folge wehrte er die Attacken des Grauhäutigen ab und führte sein Schwert dabei mit derartiger Wucht, dass es dem anderen die Klinge aus der Hand schlug. Die Schwäche des Gegners nutzend, packte Corwyn den Schwertgriff mit beiden Fäusten und trieb den Stahl fast bis zum Heft in die Kehle des Dunkelelfen, der gurgelnd zusammenbrach – das Blut, das hervorschoss, als Corwyn die Klinge wieder herausriss, war fast so dunkel wie das eines Orks.
Keuchend fuhr Corwyn herum, um sich wieder nach Alannah umzusehen – doch auf dem Thronpodest fand er sie nicht mehr. Als wäre sie in seinen Händen ein willenloses Werkzeug, hatte sie sich von dem Zauberer zu dem Schacht führen lassen, der in der Mitte des Thronsaals klaffte und vor dem das Scharmützel stattfand, in dem soeben zwei weitere Kämpfer Tirgas Lans blutend zu Boden sanken.
Augenblicke lang zögerte Corwyn, war hin und her gerissen zwischen der Pflicht gegenüber seinen Männern auf der einen und der Liebe zu seiner Gemahlin auf der anderen Seite. Inzwischen hatten Alannah und der Zauberer den Schacht erreicht – und zu Corwyns Entsetzen schickte sich der Alte an, sie hinabzustoßen!
Dabei murmelte er irgendwelche Beschwörungsformeln und hob den Zauberstab mit einer Hand, dessen Ende plötzlich von innen heraus zu leuchten begann.
»Alannah!«
Erneut ging Corwyns Schrei im Klirren der Schwerter und im Gebrüll der Kämpfenden unter – und im nächsten Moment überschlugen sich die Ereignisse.
Das Leuchten des Zauberstabs verstärkte sich, und plötzlich drang aus den Tiefen der Schatzkammer grelles Licht empor, fiel lotrecht durch den Schacht bis hinauf zur Glaskuppel – und in diesen Lichtschacht stieß der Zauberer Alannah!
Was weiter geschah, konnte Corwyn nicht erkennen, denn das Leuchten wurde so grell, dass er die Augen dagegen abschirmen musste. Auch den anderen Kämpfern erging es so, sodass das Gemetzel für einen Augenblick zum Erliegen kam. Schon einen Herzschlag später jedoch war der Lichtstrahl wieder verschwunden, so unvermittelt, wie er aufgeflammt war – und von Alannah und dem Zauberer fehlte jede Spur!
»Alannah!«, brüllte Corwyn außer sich – als er plötzlich einen brennenden Schmerz in seiner rechten Schulter spürte.
Jäh erinnerte er sich an den Feind in seinem Rücken und fuhr herum – den verletzten Schwertarm jedoch brachte er schon nicht mehr hoch, und etwas traf ihn hart am Kopf.
Während er das Gefühl hatte, in einen tiefen, bodenlosen Schacht zu stürzen, sah er, wie ein Elfenkrieger auf ihn zustürmte, das graue Gesicht zur blutlüsternen Fratze verzerrt. Zwei von Corwyns Leibwächtern warfen sich todesmutig auf den Angreifer und rissen ihn zu Boden, während der König selbst zurücktaumelte und ebenfalls auf den harten Stein schlug.
Die Schreie rings umher brandeten wieder auf, ebenso wie das Geklirr der Waffen. Noch einmal versuchte Corwyn vergeblich, sich wieder auf die Beine zu raffen, doch es gelang ihm nicht mehr.
Benommen blieb er liegen, während sich sein Blick eintrübte und der wilde Kampf um ihn herum zu einem wogenden Meer aus hellen und dunklen Flecken wurde.
Dann, als ob die verbliebenen Kerzen und Fackeln im Thronsaal alle auf einen Schlag verlöschten, wurde es dunkel.
15.
DOMHOR'HAI SOUN
Der Weg durch die Stollen kam Rammar endlos vor.
In Selbstmitleid versunken, setzte er einen schmerzenden Fuß vor den anderen, begleitet vom Klirren der Eisenkette. Wie lange sie schon durch die verschlungenen Felsengänge schlurften, hätte der feiste Ork nicht zu sagen vermocht. Dabei hatte er nicht nur jedes Zeitgefühl verloren, sondern auch die Orientierung, zumal sie vom jeweiligen Stollen immer nur jenen Teil sahen, durch den sie sich gerade bewegten, weil vor und hinter ihnen alles in Dunkelheit versank.
Da sie weder wussten, wo sie sich befanden, noch wohin genau sie zu gehen hatten, war es auch schwer zu beurteilen, ob sie sich verlaufen hatten. Eines jedoch war Rammar klar: Dass ihre Fackeln nicht ewig brennen würden und dass sein Bruder und er verratzt sein würden, wenn sie in diesem Labyrinth im Dunkeln feststeckten.
Also löschten sie eine der Fackeln, und Rammar schob sie unter den Strick, den er anstelle eines Gürtels um seinen Wanst geschlungen hatte und der die schmutzigen Lumpen an seinem runden Körper hielt. Er hatte vor, die Fackel erst wieder zu entzünden, wenn Balboks
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