Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
meinst du?«
Der Alte schnitt eine Grimasse, seine hagere Gestalt straffte sich. »Spürst du es nicht?«, fragte er Alannah. »Spürst du nicht das Böse, das von ihnen ausgeht?«
»Gleich nicht mehr«, versprach Corwyn düster und wollte den Eindringlingen entgegentreten – als etwas Unerwartetes geschah.
Statt zum Angriff überzugehen, ließen die vier schwarz gewandeten Kämpfer die Waffen sinken – und beugten die Knie!
Die Blicke ehrfürchtig niedergeschlagen, kauerten sie auf dem Boden, zur maßlosen Verblüffung Corwyns, der nicht wusste, was er tun sollte. Nicht einmal der Kopfgeldjäger in ihm brachte es über sich, auf einen Gegner loszugehen, der die Waffen gestreckt und sich seiner Gnade ausgeliefert hatte.
Aus der Tiefe des Ganges, der zum Thronsaal führte, kamen weitere Männer herangeeilt – Palastwachen, die die Farben Tirgas Lans trugen. An ihren zerschlissenen, blutbesudelten Röcken war unschwer zu erkennen, dass sie in einen Kampf verwickelt gewesen waren. Einige humpelten, viele bluteten aus zahlreichen Wunden. Offenbar hatten sie alles gegeben, um die Eindringlinge aufzuhalten.
Vergeblich …
»Verzeiht, mein König!«, rief Dara, der Hauptmann der Wache, der seinen Helm verloren hatte und aus einem Schnitt an der Stirn blutete. »Sie waren plötzlich da und haben uns völlig überrumpelt. Viele von uns sind tot, während wir nur einen Einzigen von ihnen …«
Mit einer Handbewegung schnitt Corwyn ihm das Wort ab und gab seinen Leuten zu verstehen, dass sie zurückbleiben sollten. Zunächst wollte er geklärt wissen, wer die Eindringlinge waren und was sie im Schilde führten.
»Wer immer ihr seid«, wandte er sich an den, der seine Kapuze zurückgeschlagen hatte, »ihr habt einen schweren Fehler begangen …«
»Mit dir reden wir nicht, Mensch«, beschied ihm der Grauhäutige abfällig, ungeachtet der Krone auf Corwyns Haupt. »Unsere Loyalität und unsere Verehrung gehört allein ihr – der Königin auf dem Elfenthron: Alannah.«
»Alannah«, echoten seine Begleiter, als wäre der Name der Elfin eine Beschwörungsformel.
»W-was soll das bedeuten …?« Verwirrt blickte sich Corwyn nach seiner Gemahlin um, die noch immer auf dem Thronpodest stand und – zu seiner Beruhigung – nicht weniger verwirrt schien als er selbst.
Anders der alte Granock.
Wenn der Zauberer bestürzt war, so ließ er es sich nicht anmerken. Den Zauberstab mit beiden Händen fest umklammert, hatte er sich schützend vor die Königin gestellt, seine faltigen Gesichtszüge ein Mahnmal eiserner Entschlossenheit.
»Ich bin Dun'ras Ruuhl«, stellte sich der Anführer der Eindringlinge vor, noch immer kniend und den Blick ehrfürchtig niedergeschlagen. »Welchem günstigen Schicksal ich es zu verdanken habe, dass es mich an diesen Ort geführt hat, weiß ich nicht, meine Königin. Was ich hingegen weiß, ist, dass ich hier bin, um Euer Schicksal zu erfüllen. Die Zeit Eurer Gefangenschaft ist zu Ende. Ich habe den weiten Weg von Tirgas Anar hierher auf mich genommen, um Euch zu befreien.«
»Um mich … zu befreien?«, fragte Alannah verblüfft.
»Verflucht war der Augenblick, an dem Ihr uns verlassen musstet – umso triumphaler wird Eure Rückkehr sein.«
»M-meine Rückkehr?«, stammelte Alannah. »Wohin?«
»Das fragt Ihr mich?« Ruuhl blickte verwundert auf. »In den Palast von Crysalion natürlich, um die Prophezeiung zu erfüllen, die vor langer Zeit gegeben wurde.«
»Welche Prophezeiung?«
»Dass die Königin des Schreckens einst zurückkehren wird an die Gestade ihrer Heimat«, sagte er mit glasigem Blick. »Und dass dies das Ende der Sterblichen sein wird und der Beginn eines neuen Zeitalters, in dem die Elfen über Erdwelt herrschen.«
»A-aber das bin ich nicht«, sagte Alannah erschrocken. »Weder bin ich eine Königin des Schreckens, noch kann ich an einen Ort zurückkehren, an dem ich nie gewesen bin.«
»Aber Ihr seid es«, beharrte Dun'ras Ruuhl und erhob sich, die Arme beschwörend ausgebreitet. »Ihr und keine andere …«
»Schweig, Dunkelelf!«, verschaffte sich Granock Gehör, der plötzlich nicht mehr wie ein alter Greis wirkte, sondern von unergründlicher jugendlicher Kraft erfüllt. Selbst Corwyn kam nicht umhin, beeindruckt zu sein. »Du hast die Gedanken der Königin lange genug vergiftet mit deinem Geschwätz.«
»Wer bist du?«
»Man nennt mich Granock«, erwiderte der Alte, »obschon mich deinesgleichen wohl besser unter dem Namen kennt, den ich
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