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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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    »Ich habe eine Einfall«, verkündete Balbok voller Stolz, was spontane Sorgenfalten auf Rammars fliehende Stirn zauberte. Wenn sein Bruder Einfälle hatte, endete das für gewöhnlich in einem blutigen Debakel …
    »Lass den Blödsinn und komm!«, zischte er deshalb. »Lass uns abhauen, solange die Viecher noch beschäftigt sind …«
    Der Einwand war berechtigt, denn von der Ratte, die Balbok aufgeschlitzt hatte, war außer dem Fell und den Knochen kaum noch etwas übrig. Dennoch ließ sich Balbok nicht von seinem Vorhaben abbringen. Behutsam näherte er sich einer der Ratten, tätschelte sie am Bauch und am Hals und schwang sich – zu Rammars Bestürzung! – im nächsten Moment auf ihren Rücken.
    Ein aberwitziges Schauspiel bot sich Rammar daraufhin im Schein der beiden Fackeln. Denn natürlich versuchte das völlig überraschte Tier, den unbekannten Körper auf seinem Rücken abzuschütteln, während sich Balbok mit beiden Klauen im Fell der Ratte verkrallte und alles daransetzte, oben zu bleiben. Quiekend wie ein angestochenes Schwein rannte die Ratte hin und her und vollführte Sprünge, die einem liebestollen Oger zur Ehre gereicht hätten. Balbok jedoch blieb auf ihrem Rücken, als würde er daran kleben wie die shnorsh am klogosh.
    Als die Ratte erkannte, dass ihre Bemühungen zu nichts führten, versuchte sie, sich auf den Rücken zu wälzen und ihren Reiter unter sich zu zermalmen. Balbok jedoch kam ihr zuvor, indem er sie an den Ohren packte und so heftig daran zog, dass das Tier von einem Augenblick zum anderen aufgab und handzahm wurde. Noch ein-, zweimal bockte das Tier, dann trabte die Ratte brav herbei, einen Ork auf dem Rücken, der sich stolz in die Brust geworfen hatte, ein ungemein breites Grinsen im grünen Gesicht.
    »Pass auf, dass dir das nicht bleibt«, knurrte Rammar verdrießlich, »sonst fällt dir noch die Visage auseinander.«
    »Was sagst du nun?«, fragte Balbok, der sich in seinem Stolz nicht kränken ließ.
    »Was soll ich wohl sagen? Du hast eine Ratte zugeritten!«
    »Eben.« Balbok nickte. »Und uns damit ein Reittier verschafft. Jetzt brauchen wir nicht mehr zu Fuß zu gehen.«
    »Bist du übergeschnappt? Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, polterte Rammar. »Orks reiten nicht – und wenn, dann nur auf einem Warg!«
    »Nun hab dich nicht so«, meinte Balbok. »Auf einem Pferd bist du auch schon geritten.«
    »Das sieht dir wieder ähnlich!«, blaffte Rammar, der ungern an dieses unrühmliche Kapitel erinnert wurde. »War ja klar, dass du mir damit kommen musstest!«
    »Aber es stimmt doch, oder nicht?«
    »Korr«, musste Rammar verdrießlich eingestehen.
    »Also?«, fragte Balbok.
    In Rammars grüner Fratze ging ein undeutbares Mienenspiel vor sich. Einerseits hatte der dicke Ork genug davon, sich von seinem Bruder fortlaufend demütigen zu lassen. Andererseits schmerzten ihm bereits die Füße, und wer vermochte zu sagen, wie weit es noch bis zum Höhlenausgang war?
    »Na schön«, erklärte er sich widerwillig einverstanden, »aber das eine sage ich dir: Wenn du auch nur irgendjemanden ein Sterbenswort davon erzählst, dass Rammar der Rasende auf einer Ratte geritten ist …«
    »Keine Sorge«, versicherte Balbok grinsend und streckte ihm die Klaue hin. »Nun steig schon auf!«
    Rammar grunzte etwas Unverständliches, dann löschte er zunächst Balboks Fackel, reichte sie seinem Bruder und anschließend auch den saparak, dann schaute er verstohlen nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, dass ihn auch niemand heimlich beobachtete. Erst danach ergriff er Balboks Klaue und schwang sich schwerfällig und ächzend auf den Rücken des Nagers, der das zusätzliche Gewicht mit einem schrillen Fiepen quittierte, erstaunlicherweise jedoch nicht zusammenbrach.
    Mit der Zunge schnalzend und das Tier an den Ohren dirigierend, schaffte es Balbok tatsächlich, die Ratte zum Laufen zu bewegen, und der abenteuerliche Ritt durch die Dunkelheit begann, den Knochen nach und dem Ausgang entgegen.
    »Rammar?«, fragte Balbok.
    »Was ist?«, fragte Rammar, der die Fackel mit einer Hand hielt, während er sich mit der anderen an seinem Bruder festklammerte und es ihm gleichzeitig noch irgendwie gelang, den saparak nicht zu verlieren.
    »Heißt es nicht ›der schrecklich Rasende‹?«
    »Schnauze, umbal!«

18.
SHADAG UR'GRON
    Tief unter den Mauern der Königszitadelle, in den vergessenen Eingeweiden Tirgas Lans, befanden sich die Kerker und die Folterkammer der

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