Die Orks
von Verhalten nach Maras-Dantien gebracht«, sagte Coilla mit vernichtendem Hohn zu ihm.
»Ihr zerstört meine Welt.«
»Ist nicht mehr deine, du Wilde. Und sie wird jetzt Zentrasien genannt.«
»Einen Scheiß wird sie.«
»Du solltest dankbar sein. Wir bringen euch die Wohltaten der Zivilisation.«
»Wie Sklaverei? Die war hier fast unbekannt, bis eure Rasse kam. Maras- Dantier haben einander nicht gehört.«
»Was ist mit euch Orks? Ihr werdet doch in die Dienste von irgendwem geboren, oder nicht? Ist das nicht Leibeigenschaft? Damit haben wir nicht angefangen.«
»Das ist erst zur Sklaverei geworden. Ihr habt die ganze Einrichtung mit euren Ideen verdorben. Früher war sie gut, weil wir Orks dadurch tun konnten, wozu wir geboren sind: Kämpfen.«
»Wo wir gerade davon reden…« Er nickte zur anderen Seite der kopfsteingepflasterten Straße. Die Elfeen hieben sich gegenseitig an den Kopf, ohne irgendeine Wirkung zu erzielen. Blaan lachte idiotisch.
»Siehst du?«, spottete Lekmann.
»Ihr Barbaren braucht keinen Unterricht in Gewalttätigkeit von uns. Ihr habt sie ohnehin in euch, gleich unter der Oberfläche.« Coilla hatte noch nie so dringend ein Schwert gebraucht. Ein Elfee zückte ein verborgenes Messer und schwang es, obwohl beide Kämpfer ganz offensichtlich viel zu betrunken waren, um eine ernsthafte Bedrohung darzustellen. Dann tauchten plötzlich zwei Wächter auf. Vielleicht waren es dieselben, die sie zuvor gesehen hatten, das ließ sich unmöglich sagen. Coilla war überrascht, wie schnell sie sich bewegten. Es strafte ihr ungeschlachtes Aussehen Lügen. Drei oder vier weitere Homunkuli trafen ein, und alle steuerten auf die kämpfenden Elfeen zu. Sie waren so betrunken, so beschäftigt miteinander und so überrascht vom Tempo der Wächter, dass sie nicht einmal mehr versuchen konnten zu fliehen. Die zerbrechlichen Geschöpfe wurden überwältigt und von starken Armen festgehalten. Sie wurden aufgehoben, während sie in ohnmächtiger Wut mit ihren winzigen Beinen strampelten. Wenig Mühe war erforderlich, um den mit dem Messer zu entwaffnen. Vor den Augen der schweigenden Menge traten zwei Wächter vor und nahmen die Köpfe der kreischenden Elfeen zwischen die gewaltigen Hände. Dann brachen sie den Elfeen das schlanke Genick auf eine sachliche, geradezu beiläufige Art.
Selbst von ihrem Platz konnten die Kopfgeldjäger und Coilla noch das Knacken der Knochen hören. Die Wächter trotteten mit den Leichen ihrer Opfer davon, die sie wie schlaffe Strohpuppen hielten. Klüger geworden über Teufelsbrüllens Maß an Duldsamkeit, löste die Menge sich langsam auf. Lekmann stieß einen leisen Pfiff aus.
»Die meinen es hier ziemlich ernst mit Gesetz und Ordnung, was?«
»Mir gefällt das nicht«, beklagte sich Blaan.
»Ich habe auch eine verborgene Waffe, so wie dieser tote Elfee.«
»Dann sorg dafür, dass sie auch verborgen bleibt.« Blaan murrte weiter, und Lekmann wies ihn weiter zurecht. Es lenkte ihre Aufmerksamkeit von Coilla ab. Sie packte die Gelegenheit beim Schopfe. Lekmann versperrte ihr den Weg. Sie rammte ihm den Stiefel in den Schritt. Er stöhnte laut auf und krümmte sich. Coilla machte einen ersten Laufschritt. Ein Arm wie ein eiserner Fassreifen legte sich um ihren Hals. Blaan zog die sich wehrende Coilla in die Einmündung einer angrenzenden Gasse. Mit wässrigen Augen und weißem Gesicht hinkte Lekmann ihnen hinterher.
»Du Miststück«, flüsterte er. Er drehte sich zur Straße um. Niemand schien bemerkt zu haben, was vorging. Er wandte sich Coilla zu und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine. Der kupfrige Geschmack nach Blut erfüllte ihren Mund.
»Versuch so etwas noch mal, und zum Henker mit dem Geld«, knurrte er,
»dann mach ich dich kalt.« Als er davon überzeugt war, dass sie sich beruhigt hatte, sagte er zu Blaan, er solle sie loslassen. Coilla tupfte sich Blutfäden ab, die ihr aus Mund und Nase liefen. Sie sagte nichts.
»Jetzt beweg dich«, befahl er. Sie setzten ihren Weg fort, und die beiden Kopfgeldjäger klebten noch enger an ihr. Neun oder zehn Windungen und Biegungen später erreichten sie das Ostviertel. Falls das überhaupt möglich war, dann waren die Straßen hier noch schmaler und verstopfter. Es war ein Irrgarten und schwer für Ortsfremde, sich dort zurechtzufinden. Als sie an einer Ecke darauf warteten, dass Lekmann sich orientierte, wurde Coillas Blick von einer hochgewachsenen Gestalt angezogen, die sich zwei oder
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