Die Orks
ständig dort. Das waren in erster Linie Lieferanten des Lasters, der Ausschweifung und des Wuchers. Keineswegs eine Minderheit unter diesen waren Sklavenhändler und deren Agenten, die es zweckmäßig fanden, an einem Ort zu wohnen, der an einem beständigen Strom des Lebens lag. Unruhen waren zwar verboten, aber jedes andere Verbrechen war in Teufelsbrüllen verbreitet. Viele behaupteten, auch das sei auf den schädlichen Einfluss der Spätankommer zurückzuführen, und daran war etwas Wahres.
Diese Gedanken gingen Coilla durch den Kopf, als die drei Kopfgeldjäger sie im Morgengrauen aus der Taverne scheuchten. Die Straßen waren ebenso überfüllt wie am Abend zuvor bei ihrer Ankunft. Nachdem Lekmann sie wieder einmal vor einem Fluchtversuch gewarnt hatte, stellte Aulay ihm eine Frage.
»Bist du sicher, dass uns ein Sklavenhändler mehr für sie zahlt als Jennesta?«
»Wie ich schon sagte, sie zahlen gut für orkische Leibwächter.«
»Jennesta zu hintergehen ist kein guter Plan«, warf Coilla ein.
»Du hältst das Maul und überlässt das Denken denen, die es besser können als du.« Coilla warf einen Blick auf Blaan, der schlaffen Gesichts vor sich hin stierte. Dann betrachtete sie Aulay mit seiner Augenklappe, dem verbundenen Ohr und dem gebrochenen Finger.
»Ja«, sagte sie.
»Mal angenommen, sie hat uns angelogen, und die Vielfraße sind gar nicht hier…«, sagte Aulay.
»Hörst du jetzt endlich damit auf?«, erwiderte Lekmann.
»Es ist logisch, dass sie hier sind. Wenn nicht, machen wir immer noch einen ordentlichen Schnitt, indem wir dieses Miststück verkaufen, und können unsere Suche anschließend woanders fortsetzen.«
»Wo denn, Micah?«, fragte Blaan.
»Fang du nicht auch noch an, Jabeez!«, schnauzte Lekmann.
»Ich denke mir schon etwas aus, falls es dazu kommt.« Sie verstummten, als zwei Wächter vorbeistapften.
»Bringen wir's endlich hinter uns, Micah«, flehte Aulay ungeduldig.
»Gut. Wie abgemacht, suchst du die Orks. Denk daran, sie wollen irgendwas verkaufen. Also sieh dich im Basar um, im Viertel der Edelsteinhändler, bei den Informationsmaklern – überall, wo sie einen Käufer finden könnten.« Aulay nickte.
»In der Zwischenzeit sehen Jabeez und ich uns nach einem neuen Besitzer für sie um«, fuhr Lekmann fort, indem er mit dem Daumen auf Coilla zeigte.
»Wir treffen uns spätestens heute Mittag wieder hier.«
»Wohin geht ihr?«
»In den Ostteil, wo wir jemanden besuchen, dessen Namen ich gehört habe.
Jetzt beweg deinen Arsch, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Sie trennten sich.
»Was soll ich tun, Micah?«, wollte Blaan wissen.
»Behalt einfach den Ork im Auge. Wenn sie auf dumme Gedanken kommt, zeig ihr, wer der Herr ist.« Sie ließen Coilla zwischen sich gehen, obwohl das die Fußgänger in den engeren Straßen aufbrachte. Coilla zog viele Blicke auf sich, viele davon wachsam. Schließlich war sie ein Ork, und es war wohlbekannt, dass man Orks am besten mit Respekt begegnete.
»Ich hätte eine Frage«, sagte sie.
»Sie ist hoffentlich meinen Atem für eine Antwort wert«, erwiderte Lekmann.
»Wer ist dieser Sklavenkäufer, zu dem wir gehen?«
»Er heißt Razatt-Kheage.«
»Das ist ein Goblin-Name.«
»Ja, das ist er auch.« Sie seufzte.
»Ein verdammter Goblin…«
»Herrscht wohl nicht viel Liebe zwischen Orks und Goblins, was?«
»Herrscht nicht viel Liebe zwischen Orks und so ungefähr allen anderen, Kotzgesicht.« Blaan kicherte. Lekmann warf ihm einen Blick zu, der den Menschenberg sofort verstummen ließ. Lekmann übertrug sein Funkeln auf Coilla.
»Falls du noch Fragen haben solltest, schieb sie dir einfach in den Arsch, in Ordnung?« Sie bogen um eine Ecke. Eine kleine Menge hatte sich um zwei Elfeen gebildet, die laut miteinander stritten. Elfeen waren angeblich aus der Vereinigung von Elfen und Feen hervorgegangen und wurden im Allgemeinen als Vettern jener Rassen betrachtet. Sie waren schmächtig gebaut, hatten eine spitze, leicht aufwärts ragende Nase und schwarze Knopfaugen. Ihr kleiner, zierlicher Mund hatte winzige runde Zähne. Sie waren von Natur aus keine streitlustige Rasse und gewiss nicht für den Kampf erschaffen. Diese beiden schwankten trunken umher. Sie schrien einander an und teilten schwache Hiebe aus. Es war unwahrscheinlich, dass sich einer von ihnen wehtun würde, falls keiner auf die Nase fiel. Die Kopfgeldjäger lachten.
»Können keinen Schnaps vertragen«, spottete Lekmann.
»Eure Rasse hat diese Art
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