Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
erfasst wurde.
    Zeno zog. Die Rolle war recht lang. »Ich muss sie irgendwo ablegen«, erklärte er.
    »Gibt es dafür keine Vorrichtungen?«
    »Zwischen den Säulen stehen einzelne Tische«, sagte er. »Sie haben genau die richtige Breite.«
    »Dann beeile dich.«
    Zeno spürte, wie ihm die Rolle schwer wurde. Seltsam, dabei konnte sie doch gar nicht so viel Gewicht besitzen. Sie besaß einen Durchmesser von kaum fünf Zentimetern. Ihm brach der Schweiß aus, als er sie zum Tisch trug.
    »Was ist?«
    »Sie hat immenses Gewicht. Ich weiß nicht, woran es liegt. Sie scheint aus Stein zu sein.«
    »Kümmere dich nicht darum. Öffne sie!«
    Zeno versuchte, den oberen Teil zur Seite zu rollen, um die Schrift sichtbar zu machen. Um wenigstens den Anfang lesen zu können.
    »Siehst du schon etwas?«
    »Nein … aber gleich.«
    Zeno stemmte sich mit dem gesamten Oberkörper gegen die Rolle. Es war, als würde sie eine unbekannte Macht zusammenhalten.
    »Ich höre Schritte«, sagte er. »Da kommt jemand.«
    »Kannst du etwas lesen?«
    »Ich schaffe es nicht, sie zu öffnen.«
    Zeno unternahm einen letzten verzweifelten Versuch. Jetzt waren die Geräusche ganz nah. Zwischen den Säulen bewegten sich Gestalten. Zeno kannte sie.
    »Wer kommt da?«, fragte der Mann.
    »Es sind …« Zeno wusste es nicht mehr. Die Namen waren ihm entfallen. Wie war das möglich? Vor einer Sekunde hatte er sie noch gewusst. Das Bild des Saals schrumpfte, schwarzer Rand umfasste es, und dieser Rand wurde breiter und breiter, sodass es wirkte, als verschwinde das Bild in einem dunklen Tunnel. All die anderen Eindrücke – die Gerüche, der Lärm vom Hafen – verschwanden. Schließlich blieb nur noch ein heller kleiner Punkt übrig, der wie eine Seifenblase zerplatzte, und dann stand Zeno wieder inmitten der Dunkelheit.
    »Was ist nun?«, fragte der Mann.
    »Es ist vorbei. Ich bin … im Nirgendwo.«
    Der Mann schluckte. »Nun gut. Wie fühlst du dich?«
    »Müde. Erschöpft.«
    »Wir werden das bald wiederholen.«
    Zeno nickte.
    »Aber du weißt, was geschieht, wenn dir Irrtümer unterlaufen?«
    Er atmete tief durch und hörte auf die Stimme. Weitere Anweisungen wurden erteilt.
    Und im nächsten Moment war die Dunkelheit verschwunden.

3
    John Gritti versuchte, den Oberkörper zu bewegen, aber es ging nicht. Ein metallischer Gegenstand wurde gegen seinen Nacken gepresst. Er fühlte sich an wie die Mündung einer Pistole.
    »Ruhig bleiben«, rief der Unbekannte auf dem Rücksitz gerade so laut, um den Lärm in der Fahrerkabine zu übertönen.
    Sie befanden sich auf der Straße Richtung Potsdam. Der Mann, der irgendwie ins Auto eingedrungen war und Gritti überrascht hatte, dirigierte die Fahrt.
    »Sagen Sie mir doch endlich, was Sie vorhaben. Wohin fahren wir?«
    Anstatt zu antworten, rammte der Unbekannte die Waffe noch fester in Grittis Fleisch.
    Was geschah hier? Wer war der Mann? Er verfolgte einen Plan, aber welchen? Es ging wohl nicht darum, das Auto zu stehlen. Oder war das eine Entführung?
    Der Unbekannte war kein Deutscher, so viel stand fest. Er sprach amerikanisches Englisch. Gritti glaubte, einen leichten Südstaatenakzent herausgehört zu haben.
    »Warum wollen Sie einen Landsmann entführen?«, fragte er.
    Von hinten kam Schweigen. Gritti hatte das Gefühl, als habe sich der Mann nach vorn gebeugt. Es kam ihm vor, als könne er im Nacken den Atem des Unbekannten spüren.
    »Wollen Sie Geld? Ich kann Ihnen welches geben. Wahrscheinlich mehr, als Sie ausgeben können. Lassen Sie uns einfach reden.«
    Schon während er die Worte aussprach, überlegte er fieberhaft, welche seiner geschäftlichen Konkurrenten so weit gehen würden, ihn zu entführen, um einen Vorteil herauszuschlagen. Eigentlich fiel ihm nur einer ein, der dazu bereit wäre. Und der hatte sogar einen Wohnsitz in Potsdam.
    »Hat Michael Potter etwas damit zu tun? Arbeiten Sie für ihn?«
    Das leise Lachen des Mannes übertönte das Rauschen des Motors.
    »Ich schlage vor, dass du endlich mal die Schnauze hältst«, sagte er, und das war der längste Satz, den Gritti von ihm bis jetzt gehört hatte. »Bald wirst du ohnehin für immer schweigen.«
    Gritti bremste vor einem Stau, schaltete einen Gang hinunter. Der Stoff seines Hemds rieb auf seiner Haut, und er spürte, dass er stark geschwitzt hatte.
    Der Mann wollte ihn töten!
    Gritti hatte sich immer für einen abgebrühten Businessmann gehalten, und er war auch schon in viele schwierige Situationen geraten, aber noch nie

Weitere Kostenlose Bücher