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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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irgendwas aus den Fingern von wegen kaum bekleidete Geigennymphe oder viel Haut, wenig Substanz oder was weiß ich. Du kennst diese Geschichten doch zur Genüge von Vanessa-Mae.«
    »Was hätte ich machen sollen? Ihm irgendwas über die Geige erzählen? Ich weiß doch selber nichts.«
    Chloe fixierte sie. »Darüber müssen wir gelegentlich noch mal reden. Wenn die Tour vorbei ist. Oder morgen.« Sie drehte sich um und stiefelte hinaus.
    Mara stand auf, ging durch den Nebenausgang der Bar zum Aufzug und fuhr hinauf in ihr Zimmer.
    Hinter den Scheiben erstreckte sich der bedeckte frühherbstlich graue Himmel Berlins. Die Wohnblocks waren ein Meer aus gezackten Firsten, aus Türmchen, Antennen und wie tote Augen dreinblickenden Fenstern. Auf einer vorgeschobenen kleinen Terrasse hinter einem verrosteten Geländer wehte Wäsche im Wind. Auf einem anderen Balkon leuchtete als einziger Farbfleck inmitten der Tristesse ein gelbes Dreirad.
    Mara genoss eine Weile die Stille. Dann wandte sie sich ab. Neben dem eingebauten Hotelschreibtisch mit dem Fernseher lag ihr Geigenkasten. Sie nahm ihn, legte ihn auf das Bett und öffnete die Schnappverschlüsse. Eingefasst in grünen Samt lag Tamara da – die Violine, die Mara stets begleitete. Der Lack der Geige glänzte. Das Holz war sehr dunkel. Tiefschwarz, als sei das Instrument einmal Feuer ausgesetzt gewesen, oder der Geigenbauer habe es mit Flammen gebeizt. Einzig der Steg war hell – das geschwungene, dünne Holzstück, über das die Saiten liefen.
    Mara hatte ein wenig darüber nachgeforscht, woher die dunkle Färbung kam. Ob es Instrumentenmacher gab, die mit schwarzen Lacken arbeiteten. Aber sie hatte nichts herausfinden können, und sie hatte entschieden, dass es vielleicht besser war, nicht alle Geheimnisse des Instruments zu lüften. Denn Tamara war ein Geschenk. Mit ihr hatte Maras Laufbahn begonnen. Mit ihr war sie erst eine wirkliche Musikerin geworden. Es war wie die Liebe zu einem faszinierenden Unbekannten.
    Sie nahm Tamara heraus, hielt sie in das Licht und blickte durch eines der F-Löcher in das dunkle Innere. Die graue Helligkeit beleuchtete das Zeichen. Eingebrannt in das Holz, das auf der Innenseite hell und unlackiert war.
    Aber war das überhaupt das, für das es Mara hielt – und dieser Journalist von eben auch? War es eine bewusst angebrachte Markierung? Oder nur eine Unregelmäßigkeit im Holz?
    Die Punkte lagen wie die Ecken eines Fünfecks zueinander, ein weiterer befand sich ein paar Millimeter außerhalb. Eigentlich war es nichts – wenn diese Punkte nicht in derselben Größe und in denselben Proportionen noch an einer anderen Stelle vorgekommen wären …
    Mara betrachtete sie wie schon so oft zuvor, dann legte sie die Geige hin und ging ins Bad. Vor dem Spiegel drehte sie sich um und schob den Kragenrand ihres schwarzen T-Shirts zur Seite, sodass die Schulter freilag.
    Sie konnte in dieser Position nur aus den Augenwinkeln nach hinten sehen, aber das, was sich auf ihrer Schulter befand, war deutlich zu erkennen: dasselbe Muster. Diesmal in Form von Leberflecken.
    Mara wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass es sich nur um einen Zufall handeln konnte.
    Sie fragte sich, was geschehen würde, wenn die Presse dahinterkam.
    Chloe würde es als gelungenes PR- Thema begrüßen.
    Doch Mara spürte Widerwillen. Sie wusste zu wenig über sich selbst, als dass sie gewollt hätte, dass noch mehr Geheimnisse über sie bekannt wurden. Erst wollte sie selbst diese Geheimnisse lösen. Irgendwann.
    Sie ging ins Zimmer zurück und sah auf die Uhr. In einer Stunde wurde sie abgeholt.
    Sie nahm ihr Handy und rief Chloe an.
    »Ist John zurück?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Wo ist er? Wir … müssen noch was besprechen.«
    »Er wird schon kommen.«
    Chloe wirkte wie eine genervte Lehrerin, die auf der Klassenfahrt von den Grundschülern gelöchert wurde, wann man endlich da sei.
    Mara sagte nichts. Sie legte einfach auf. Es war sinnlos, mit Chloe darüber zu sprechen, wie sehr sie John Grittis Nähe brauchte. Vor allem, wenn ein Konzert bevorstand.
    Früher, als sie noch unbekannt gewesen war und in irgendwelchen Underground-Locations auftrat, hatte sie oft darüber gelächelt, wenn sie las, welch emotionale Macht Manager über die Musiker besaßen. Heute hatte Mara verstanden, dass sie die Menschen waren, die ihre Schützlinge über eine Brücke in ein Land führten, von dem Mara nie gedacht hatte, dass es

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