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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Hotelzimmers hämmerte.
    Was war jetzt los? Niemand durfte Mara vor dem Konzert stören. Das war eine feste Regel, an die sich alle hielten. Nur John durfte bei ihr sein, wann er wollte.
    Es hämmerte erneut. Stärker.
    Mara kam ein völlig wahnsinniger Gedanke. Alles war ein Irrtum. Das war nicht John, der sie eben angerufen hatte. Jemand hatte sein Handy gestohlen, oder er hatte es verloren, und jemand hatte es gefunden. Und die letzten Nummern ausprobiert – in einer S-Bahn oder sonst wo.
    Mara ging zur Tür, riss sie auf – und da stand Chloe, die sofort losredete und gleichzeitig mit ihrem Klemmbrett herumfuchtelte.
    »Wir haben noch ein Interview reinbekommen, das müsstest du morgen früh machen. Es ist wirklich wichtig – ein Fernsehteam …«
    Mara spürte, wie ihre Beine weich wurden. »Chloe«, sagte sie. »Hör mir zu … Chloe!«
    Als keine Reaktion kam, schrie sie fast, und endlich sah Chloe auf, schob sich die Brille, die auf ihre Nasenspitze gerutscht war, nach oben.
    »Hat sich John gemeldet?«, fragte Mara. »Ist er endlich gekommen?«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich dir Bescheid gebe, sobald er da ist. Kannst du damit nicht endlich mal aufhören?«
    »Das heißt, du hast in den letzten ein, zwei Stunden nichts von ihm gehört?«
    »Er ist ein erwachsener Mann, der viel Arbeit hat und im Übrigen tun und lassen kann, was er will, ohne sich bei mir oder bei dir abzumelden. Was soll das?«
    »Er hat mich gerade angerufen.«
    Chloe reagierte mit einem Stirnrunzeln, das den Eindruck von Hochnäsigkeit, der ohnehin in ihr Gesicht eingegraben zu sein schien, noch verstärkte. »Und warum nervst du mich dann mit deiner Fragerei? … Um auf das Interview zurückzukommen, wir müssen da noch ein paar Sachen klären, denn das Fernsehteam will dich mit der Geige haben. Ich weiß ja, dass du das nicht so gerne machst, aber …«
    »Chloe, John ist irgendwas passiert. Ich glaube, er hatte einen Unfall oder so was.«
    Die PR- Managerin sah erneut auf. »Ist sein Auto kaputt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er nichts gesagt?«
    »Es hörte sich an, als sei ich über das Telefon Zeuge eines Unfalls geworden. Als sei es gerade passiert, als wir telefonierten.«
    Chloe sah Mara streng an, zog ihr eigenes Handy hervor und drückte einen Knopf. »Dann gucken wir doch mal, was los ist, anstatt hier so neurotisch herumzuzittern.« Sie wählte. Wartete. »Er ist nicht zu erreichen«, stellte sie nach einigen Sekunden fest.
    »Verdammte Scheiße, da ist was passiert«, sagte Mara.
    »Das ist nicht gesagt. Entspann dich.«
    »Entspannen? Wenn John was passiert ist?«
    »Nun sei mal professionell und mach deinen Kopf klar für das Konzert. Da warten ein paar Tausend Fans auf dich. Denen bist du was schuldig.«
    John bin ich auch was schuldig, dachte Mara. Das allermeiste. Alles. Mein ganzes Leben eigentlich.
    »Du wirst doch wohl mal ein Konzert spielen können, ohne dass Onkel John vorher kommt und dir die Hand tätschelt, oder? Wie ich gesagt habe: Sei professionell. The show must go on .«
    Mara spürte, wie sich in ihrem Inneren ein großes Loch auftat. Eine Leere, die schmerzte und die sie ganz und gar zu verschlucken drohte. »Ich kann nicht spielen«, sagte sie. Ihr Mund war trocken, ihr Nacken plötzlich ganz steif.
    »Wie bitte? Nun hör mir mal zu. Du wirst spielen. Und wenn ich dich auf die Bühne schleifen muss, klar? Was würde John sagen, wenn er jetzt hier wäre? Was würde er sagen, wenn ich ihn an die Strippe bekäme und er irgendwo rund um Berlin mit seinem Auto steht und tatsächlich einen kleinen Unfall hat und deswegen nicht kommen kann? Zumindest nicht vorher? Zum Konzert wird er garantiert da sein. Es gibt ja Taxis. Also – was würde er wohl sagen?«
    »Er würde sagen, ich soll spielen«, sagte Mara leise, den Kopf gesenkt.
    »Dann verstehen wir uns ja. Ich mache das mit dem Interview morgen klar. Du wirst gleich abgeholt. Bis dann.«
    Sie verließ den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Der Knall schien noch eine Weile in der Luft zu verharren.

4
    Im Vorbeifahren erkannte Mara sich selbst – als riesige Figur auf einer Plakatwand. Sie hielt die Violine nicht wie eine Virtuosin, sondern eher wie einen Tennisschläger, wie eine Waffe oder wie ein Ruder. Die Hand umfasste das Griffbrett, der glänzende Korpus war dem Betrachter wie eine Drohung entgegengestreckt, wodurch ein dreidimensionaler Effekt entstand. Als ob das nicht schon als Hingucker gereicht hätte, wehte Maras Haar,

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