Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Diokletiansthermen besuchen konnten.
Lee machte große Augen und sagte leise: »Ach, so ist das.«
Felicity und Paul sahen gleichermaßen verblüfft von ihm zu mir.
»Kannst du etwa ihre Gedanken lesen?«, fragte Felicity misstrauisch und erhob sich. Seit sich die beiden kannten, war das vermutlich das erste Mal, dass sich Felicity freiwillig von ihm entfernte.
Lee schaute sie mit einem bezaubernden Lächeln an. »Wo denkst du hin? Wenn ich die Gedanken meiner Mitmenschen lesen könnte, würde ich an der Börse spekulieren oder ins Casino gehen.«
»Auch wieder wahr«, gab sie zu und schmolz bei diesem Lächeln geradezu dahin. Wenn Lee ihr jetzt eine Lebensversicherung hätte verkaufen wollen, sie hätte diese genommen. Garantiert.
Paul sah mich wieder an. »Hast du Lust nach dem Schwimmen dann noch mit zu mir zu kommen?«
»Mensch, Paul, du Träne, sie geht mit Richard Cosgrove. Weshalb sollte sie sich mit dir abgeben?«, warf ihm Felicity in ihrer schnippischen Art an den Kopf.
Pauls Augen weiteten sich und sein Mund klappte auf. Ehe ich fragen konnte, woher Felicity Stratton von meiner Freundschaft mit Richard wusste, erschien Mr Sinclair und jagte alle auf ihre Plätze zurück.
Was hattest du mit meinem Cousin in der Sauna zu suchen?
Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hörte Lees Stimme in meinem Kopf, obwohl sich seine Lippen nicht bewegten. Ich sah ihn an. Raus mit der Sprache: Wieso kann ich deine Gedanken hören? , dachte ich.
Er lächelte, aber es war wieder alles still. Nichts. Lee seufzte und kritzelte auf ein Blatt Papier.
Ist so ein Felicity-Lee-Ding.
Ich sah ihn wieder an. Du meinst, ein Wir-sind-einander-bestimmt-Ding? (Äußerst praktisch, ich konnte es denken und sparte mir das Schreiben)
Er nickte. Hieß das, wir waren tatsächlich füreinander bestimmt?
Ich konnte von niemand anderem die Gedanken hören oder lesen. Ciaran hatte lange mit mir geübt – aber vergeblich. Nur Lees Gedanken und die auch nicht immer.
Warum kann ich dich nur manchmal hören?
Ich weiß es nicht genau. Ich habe nur eine Vermutung.
Raus damit!
Du kannst mich nur dann hören, wenn du besonders emotional bist. Also? Was war in der Sauna?
Was sollte dort gewesen sein? Ich hatte einen wunderschönen Wellness-Tag gehabt.
DU GEHST MIT MEINEM COUSIN IN EINE SAUNA, ABER MICH STÖSST DU ZURÜCK?!
Das brauchte er nicht zu schreiben. Ich hörte es laut und deutlich in meinem Kopf. Und schlagartig ging mir ein Licht auf. Nicht wenn ich emotional war, hörte ich ihn, sondern wenn er emotional war. Ich war erleichtert, weil ich endlich dahintergekommen war. Gerade wollte ich ihn beruhigen und ihm erklären, dass es getrennte Saunabereiche für Männer und Frauen gegeben hatte, als sich die Tür zum Klassenzimmer öffnete.
Mein Magen rutschte um zehn Zentimeter nach unten, als hätte ich eine Stufe übersehen. Jetzt wäre mir beinahe ein Saunabesuch mit Lee lieber, als mich dem zu stellen, was nun auf mich zukam.
Mitten im Unterricht betrat Ciaran Duncan den Klassenraum. Sämtliche Mädchen setzten sich augenblicklich aufrechter hin und fast jede schüttelte ihre Haare oder leckte sich über die Lippen, damit die voller aussahen. Einschließlich Tony Loughlin, von dem jeder wusste, dass er anders gepolt war.
»Bernhard, ich muss mit Felicity Morgan sprechen«, sagte Ciaran zu Mr Sinclair gewandt.
Mr Sinclair sah ihn überrascht an. »Hat das nicht Zeit bis nach der Stunde? Wir stecken mitten in einer wichtigen Vorbereitung für die Quartalsklausur nächste Woche.«
Ciaran schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich dringend.«
Ich hätte mich am liebsten unterm Tisch versteckt oder noch besser hinter Lee.
Die Augen aller meiner Mitschüler waren von Ciaran zu mir gewandert. Ich wusste, meine Wangen waren feuerrot und mein Deo begann zu versagen.
»Felicity?« Ciaran streckte mir auffordernd eine Hand entgegen.
Ich spürte, dass Lee bereits im Begriff war, sich gegen ihn zu stellen. Das wäre äußerst unklug. Ciaran hatte an dieser Schule als Lehrkraft gearbeitet. Lee war »nur« Schüler.
Ich warf Lee einen kurzen Blick zu. Keine Sauna. Versprochen.
Das beruhigte ihn jedoch ganz und gar nicht. Er wusste, dass irgendetwas zwischen Ciaran und mir vorgefallen war. Ciaran hatte seine Stelle am Horton College gekündigt und ich hatte den Kontakt zu ihm abgebrochen. Und jeden Gedanken an den Tag im Kellergewölbe neben der U-Bahn-Station verdrängt.
Nur leider konnte ich das der Umstände halber in diesem Moment
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