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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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bin ich nicht zu haben.« Mimi und Anne seufzten.
    »Es geht doch bloß um das Gefühl«, sagte Anne. »Es ist nämlich ganz einfach: Ohne Unterwäsche sendest du garantiert die richtigen Signale, ob du willst oder nicht.«
    »Du musst ja gar nicht viel tun, nur lasziv die Beine übereinander schlagen ...«, murmelte Mimi begeistert. »Der Mann wird seine unnatürliche Zurückhaltung auf der Stelle über den Haufen werfen!«
    »Aber Sharon Stone hatte doch so einen Drehstuhl«, sagte ich. »Den werden sie im Restaurant nicht haben.« Und außerdem stand ein Tisch davor und eine Tischdecke. Sollte ich den blöden Stuhl in den Durchgang verrücken, damit ich die Beine lasziv übereinander schlagen konnte? Alle würden mich anstarren, Antons Eltern und die Eiswürste eingeschlossen.
    »Es geht ums Prinzip«, hatte Anne gesagt, und Mimi hatteergänzt: »Anton muss es gar nicht sehen, es reicht, wenn er es weiß!«
    Ich hätte mich, wie gesagt, nie darauf einlassen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Ich saß ohne Unterwäsche in diesem Restaurant und ...
    Was roch hier eigentlich so merkwürdig?
    »Constanze!« Anton riss mir die Speisekarte aus der Hand.
    »Was zum Teu...?« Oh Mist! Ich hatte die verdammte Karte zu nah über die Kerze gehalten. In das goldgeprägte Leder war ein schwarzer Kreis gesengt. Ich sah mich um, aber weder die Gäste noch die Pinguine schienen etwas gemerkt zu haben. Nur Anton, der mich fragend ansah.
    »Ich war mit meinen Gedanken woanders«, sagte ich peinlich berührt. Musste ich das jetzt bezahlen?
    Anton lächelte mich an. »Wo denn?«
    »Bei Mimi«, sagte ich, was ja zum Teil der Wahrheit entsprach. »Sie freut sich so auf Ni... - auf das Baby.«
    »Ja, Ronnie auch. Es ist so schön zu sehen, wie glücklich die beiden sind. Ich hoffe bloß, dass sie auch noch so glücklich sind, wenn sie mit drei Stunden Schlaf am Tag auskommen müssen und sich die Drei-Monats-Koliken ein ganzes Jahr lang hinziehen ...« Anton seufzte, offenbar an die Babyzeit seiner eigenen Kinder erinnert. »Diese Zeit ist ganz schön strapaziös, auch für die Ehe.« Antons eigene Ehe hatte die Babyzeit des zweiten Kindes nicht überstanden.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ni... - dass Mimis Kind Drei-Monats-Koliken bekommt«, sagte ich. »Ich wette, sie schläft von Anfang an durch.«
    »Das ist doch eher unwahrscheinlich«, sagte Anton. »Ich weiß noch, als Molly auf der Welt war, bekam das Wort Schlaf plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir klar, dass Schlaf wirklich überlebenswichtig ist. Und dann diese Verantwortung, die einem förmlich die Kehle zudrückt. Selbst wenn Molly mal geschlafen hat, bin ich ständig aufgestanden, um zu gucken, ob sie noch atmet. Ich hab mich ernsthaft gefragt, wie Menschen es fertig bringen, ein zweites oder sogar ein drittes Kind zu bekommen.«
    Wie konnte man ein Kind nur »Molly« nennen? Ein Nilpferdbaby vielleicht, aber doch kein Kind! Wahrscheinlich war der Name die Strafe für die Drei-Monats-Koliken. Molly hatte vorher Isabella oder Leticia geheißen, aber nach drei Monate währendem Gebrüll hatten die Eltern beschlossen, sie umzutaufen. »So, Isabella, jetzt reicht's! Ab jetzt heißt du Molly. Das passiert mit Kindern, die sich nicht benehmen, merk es dir!« Wahrscheinlich hatte Molly sich seitdem am Riemen gerissen, sonst hieße sie jetzt Waltraud.
    Oder umgekehrt. Das Kind war so empört über den Namen gewesen, dass es sich mit Koliken gerächt hatte.
    »Naja, nach einem Jahr hatten wir uns an das erste gewöhnt«, fuhr Anton fort. »Ein, zwei Nächte mit fünf Stunden Schlaf am Stück, und man glaubt wieder, allen Herausforderungen gewachsen zu sein.« Er machte eine Pause. »Stimmt's, Constanze?«
    Mir wurde klar, dass ich schon länger nichts gesagt hatte. Anton schien das befremdlich zu finden. Ich wusste ja auch nicht, was heute mit mir los war, irgendwie war ich ständig abgelenkt. Dachte über die blödesten Dinge nach, anstatt mit Anton zu flirten und Signale auszusenden. Wahrscheinlich, weil ich keine Unterwäsche anhatte. Das war ich einfach nicht gewohnt. Dabei wollte ich wirklich, wirklich einen guten Eindruck auf Anton machen.
    »Ich kann nicht sagen, dass ich jedes Mal Lust auf ein weiteres Kind bekomme, nur weil ich ausgeschlafen bin«, sagte ich hastig. »Dann hätte ich jetzt ungefähr fünfzehn Kinder, die müssten alle in Etagenbetten schlafen, immer drei übereinander. Die KVB hätten mir einen ihrer

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