Die Patin
und ich werden auf deinem Sofa schlafen und auf die Kinder aufpassen.«
»Aber ich kann doch nicht ...«, sagte ich. »Was sollen denn die Kinder denken, wenn ich morgen Früh nicht zu Hause bin, wenn sie aufwachen?«
»Was sollen denn die Kinder denken, wenn Anton morgen Früh mit nacktem Oberkörper aus dem Bad geschlurft kommt?«, konterte Anne.
Ich sah sie entsetzt an. Als ob Anton jemals mit nacktem Oberkörper aus meinem Bad schlurfen würde.
»Anton schlurft nicht«, sagte auch Mimi. »Aber Anne hat Recht: Für eure erste Nacht wäre es doch viel - einfacher, wenn du mal nicht an die Kinder denken müsstest, oder?«
Ich war immer noch bei der Vorstellung von Anton mit nacktem Oberkörper. Ob er Haare auf der Brust hatte? Herrje, ich hatte den Mann bisher noch nicht mal ohne Krawatte gesehen. Irgendwas in meinem Magen schlug Purzelbäume.
»Ich will ja nicht sagen, dass deine Kinder nicht damit umgehen könnten«, sagte Anne. »Aber wäre es denn nicht entspannter, wenn du nicht die ganze Zeit Angst haben müsstest, ob sie möglicherweise etwas hören?«
»Außerdem sieht dein Schlafzimmer chaotisch aus«, sagte Mimi. Sie wies auf die halb heruntergerissene Tapete, die noch von meiner verstorbenen Schwiegermutter stammte. Ex-Schwiegermutter. Ihr hatte das Haus vor mir gehört, und hier im Schlafzimmer konnte man das immer noch erkennen. Es herrschte, alles in allem, eine ausgesprochen unerotische, schwiegermütterliche Atmosphäre. »Bis heute Abend wirst du es wohl kaum schaffen, hier zu renovieren, oder? Und das Bett müsste auch frisch überzogen werden, Anne hat lauter Tapsen hinterlassen.«
Das Argument überzeugte mich schon eher. Anne betrachtete schuldbewusst ihre erdigen Hände.
»Aber ...«, sagte ich dennoch.
Mimi unterbrach mich: »Falls du dir Sorgen machst, wer Antons Bett überzieht: Der hat eine Putzfrau, die überzieht die Betten jeden Freitag. Und glaub mir, bei Anton ist es so ordentlich, dass er jederzeit eine Frau mit nach Hause nehmen kann. Soviel ich weiß, hat er eine super indirekte Beleuchtung im Schlafzimmer, die einen ganz tollen Teint macht.«
Woher wusste sie denn das? Redete Anton mit Ronnie und Mimi etwa über so etwas? »Ich sage euch, ich habe mir jetzt eine indirekte Beleuchtung im Schlafzimmer machen lassen, da sieht sogar Cellulite ganz harmlos aus. Und die Frauen um Jahre jünger ...«
»Aber«, begann ich noch einmal.
Mimi fiel mir wieder ins Wort. »Und Ronnie und ich, wir passen wirklich gerne auf deine Kinder auf, schließlich wohnen wir gleich nebenan, und, nein, das ist uns überhaupt nicht zu viel, wir finden, das ist eine tolle Abwechslung.«
»Und jetzt kein Aber mehr«, sagte Anne streng. »Heute ist die Nacht der Nächte.«
»Genau«, sagte Mimi und strahlte. »Und morgen ist dann der Tag, an dem wir offiziell verkünden, dass Nina-Louise unterwegs ist.«
Anne warf mir einen kurzen Blick zu. Ich zuckte nur mit den Schultern.
»Wem denn? Ich meine, nur so aus Interesse«, sagte Anne zu Mimi. »Ihr habt verkündet, dass Nina-Louise unterwegs ist, als sich das Ei noch im Zwei-Zellen-Stadium befand.«
»Ja, inoffiziell«, sagte Mimi und strahlte noch mehr. »Aber morgen sind die zwölf ersten Wochen herum, und wir machen es offiziell.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, der diese Neuigkeit noch nicht kennt«, sagte ich vorsichtig. Mimi hatte nicht nur das unübersehbare Bauchstreichelsyndrom, sondern bereits Nina-Louises komplette Garderobe zusammengekauft, bis einschließlich Größe 74. Ständig hielt sie einem Strampler, Mützchen und Handschühchen unter die Nase. Im zukünftigen Kinderzimmer hing bereits ein himmelblau lackiertes Korbbettchen von der Decke.
»Natürlich!«, sagte Mimi. »Wir haben das bisher noch geheim gehalten, weil in den ersten zwölf Wochen doch manchmal ... etwas schief gehen kann.«
» Geheim gehalten?«, wiederholte Anne. »Mimi, du hast jedem wildfremden Menschen im Supermarkt von deiner Schwangerschaft erzählt, und Ronnie hat auf der Arbeit seinen Kollegen einen auf das erste Ultraschallbild ausgegeben. Und ihr seid schon seit vier Wochen für einen Geburtsvorbereitungskurs im Oktober angemeldet, und ...«
»Schon möglich, dass ich ein paar Leuten davon erzählt habe«, gab Mimi zu. »Aber offiziell war es bisher noch nicht!«
»Na, dann gibt das ja morgen eine schöne Überraschung für alle«, sagte ich grinsend.
»Ja, meine Schwiegermutter wird tot umfallen«, sagte Mimi.
»Auch
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