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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wenn sie es inoffiziell schon weiß«, sagte Anne.
    »Aber nein! Kein Sterbenswort«, sagte Mimi. »Ich habe Ronnie damit gedroht, ihn zu verlassen, wenn er seiner Mutter oder seinen Geschwistern etwas von Nina-Louise verrät.«
    »Du hast also Hinz und Kunz davon erzählt, aber der Familie deines Mannes nicht?«
    »Ich wollte damit warten, bis es ganz sicher ist«, sagte Mimi. »Meine Schwiegermutter ist ein gemeiner alter Drachen, die sich wer weiß was darauf einbildet, dass sie fünf Kinder bekommen hat. Dabei war sie bloß zu blöd, um zu verhüten. Sie hat Ronnie nach meiner Fehlgeburt geraten, sich eine andere Frau zu suchen. Mein Becken sei nicht fürs Kinderkriegen gemacht, hat sie gesagt. Ich hasse sie. Na ja, ich hasste sie - jetzt nicht mehr. Schließlich möchte ich, dass Nina-Louise ein entspanntes Verhältnis zu ihren Großeltern bekommt.«
    »Natürlich«, sagte Anne. »Das wollen wir alle.«
    »Constanze?« Das war Anton.
    Mist, verdammter! Brannte etwa schon wieder die Speisekarte? Nein, Gott sei Dank. Aber ich musste mich wirklich besser konzentrieren. Der Pinguin guckte auch schon so komisch. Vielleicht wurde ich ja lockerer, wenn ich was getrunken hatte. Der Champagnercocktail hörte sich gut an. Schade, dass man den nur in so kleinen Gläsern servierte. Ich brauchte eine ganze Wanne davon.
    Der Kellner räusperte sich.
    »Ich nehme den Spargel in der Crepe mit Morcheln«, sagte ich schnell. »Und Mineralwasser. Stilles. Und vorneweg eine Wanne Champagnercocktail. Äh, ein Glas, meine ich.«
    Als der Pinguin weggewatschelt war, beugte Anton sich zu mir vor über den Tisch und griff nach meiner Hand: »Ist alles in Ordnung, Constanze? Du bist heute irgendwie - so abwesend.«
    Auf einmal war ich wieder ganz da, konzentriert und hellwach. Antons Augen waren so wahnsinnig schön, das dachte ich jedes Mal, wenn ich hineinsah. Braun und grün mit winzigen goldenen Sprenkeln. Eigentlich mochte ich keine Männer mit braunen Augen, sie erinnern mich immer an einen Cockerspaniel. Aber Antons Augen waren keine Hundeaugen, sie waren schmal, mandelförmig und von kurzen, dichten Wimpern eingerahmt. Es waren sehr kluge Augen.
    »Ja, nein, vielleicht«, sagte ich. Seine Hand auf meiner machte mir neuen Mut. »Ich bin nur etwas - aufgeregt.«
    Anton lächelte. »Etwa meinetwegen?« Sein Lächeln war wahnsinnig schön, das dachte ich jedes Mal, wenn ich ihn lächeln sah. Es lag nicht nur an seinen perfekten Zähnen, sondern an den Faltchen, die sich in seinem rechten Mundwinkel bildeten, und an der Art, wie seine Augen mitlächelten. Es war das erotischste Lächeln, das man sich vorstellen konnte. Besonders jetzt.
    »Ja«, sagte ich und senkte meine Stimme. »Und nein. Eigentlich ist es wegen meiner Unterwäsche.«
    »Du bist wegen deiner Unterwäsche aufgeregt?«, wiederholte Anton.
    Ich nickte. Ehrlich: Ursprünglich hatte ich mich diesmal mit Anton über tief schürfende Themen unterhalten wollen, das wollte ich eigentlich jedes Mal, wenn wir uns trafen. Aber irgendwie ging das immer schief Dabei war ich in Wirklichkeit gar nicht so zerstreut und oberflächlich, wie Anton denken musste, im Gegenteil! Ich war das sprichwörtliche tiefe Wasser, das still oder trüb oder - äh - wie ging das Sprichwort noch gleich? Jedenfalls war ich ein Mensch mit Tiefgang, und es wäre schön, wenn Anton auch mal die Gelegenheit erhielte, das zu merken.
    »Jetzt steckst du mich allmählich mit deiner Aufregung an«, sagte er. Ich sah die Kerzenflamme in seinen Augen tanzen. »Was ist denn mit deiner Unterwäsche, hm?«
    »Sie ist... also, meine Unterwäsche ist zu Hause geblieben«, sagte ich und versuchte, Antons Blick standzuhalten.
    Seine Augen hatten sich plötzlich merklich verengt. »Aus Versehen?«
    Ich schüttelte den Kopf »Mit voller Absicht«, flüsterte ich. Anton schwieg ein Weilchen. Dann fragte er: »Zu dir oder zu mir?«
    Ich spürte, wie sich völlig ohne mein Zutun ein fettes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Gleichzeitig raste mein Puls in die Höhe. Oh Gott! Wir würden es wirklich tun.
    »Zu dir«, sagte ich. »Du sollst so tolle indirekte Beleuchtung haben.« Obwohl ich die heute gar nicht brauchen würde: Ich hatte ja keine unschönen Druckstellen zu verbergen. Das war der Vorteil, wenn man keine Unterwäsche trug.
    »Und Emily schläft heute bei einer Freundin«, sagte Anton. »Weißt du was? Ich habe plötzlich überhaupt keinen Hunger mehr.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich. Das war natürlich

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