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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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helfen würden, das Sorgerecht zu bekommen.«
    »Wer - wir?«, fragte ich.
    »Na, wir von der Mütter-Mafia«, sagte Anne. »Wozu sind wir schließlich da? Der Mann braucht wirklich Hilfe. Ich habe ihm gesagt, dass wir schon schwierigere Fälle gelöst haben.«
    »Was für Fälle denn?« Hatte sie den Verstand verloren? Wir waren doch kein Detektivbüro. Wir waren eher eine Art Kaffeekränzchen, nur dass wir meistens härtere Sachen als Kaffee tranken. Aber offensichtlich hatte Anne Jo etwas anderes erzählt.
    »Wenn Kinder in Not sind, schreitet die Mütter-Mafia zur Tat. Effizient, kreativ und absolut diskret«, sagte sie. »Und natürlich ehrenamtlich. Jo ist doch absolut pleite.«
    Ich schlug mir gegen die Stirn. »Anne! Was soll denn der Scheiß? Wir können dem armen Mann nicht helfen, das kann nur ein Anwalt. Und den kann er nicht bezahlen.«
    »Ich dachte, du könntest Anton fragen. Wenn du ihn lieb bittest, hilft er Jo vielleicht umsonst«, sagte Anne. »Du bist doch die Patin, hinterlistig, raffiniert und ungeheuer gefährlich. Jo setzt all seine Hoffnungen auf dich.«
    »Anne, was hast du dem armen Kerl für einen Quatsch erzählt?«
    »Nichts, was nicht wahr werden könnte. Die Mütter-Mafia ist der Zorro der Insektensiedlung. Wir zeigen Bianca und Bernhard beim Jugendamt an, dann kommt die Sache schneller ins Rollen. Und vielleicht stiften wir die Kinder dazu an, lauter Z in Bernhards Porsche zu ritzen. Wir könnten ihm auch ein stranguliertes Huhn vor die Haustür legen oder was die Mafia sonst so macht.«
    Ich seufzte. »Ich frage Anton mal, ob man da was machen kann.«
    »Und ich berufe eine Versammlung ein«, sagte Anne begeistert. »Wir müssen alle unsere Kräfte mobil machen. Ich hatte schon bei Mimi angerufen, aber da geht nur der Anrufbeantworter dran.«
    »Wahrscheinlich streiten sie so laut, dass sie das Telefon nicht hören«, sagte ich. »Ich mache mir wirklich Sorgen um die beiden.«
    »Ach was«, sagte Anne. »Das ist nur Phase zwei bei der Verarbeitung der Fehlgeburt. Phase eins war die Sofaphase, und jetzt folgt die Zeit der gegenseitigen Schuldzuweisungen und Aggressionen. Alles völlig normal. Du wirst sehen, unser Traumpaar wird ganz bald in Phase drei eintreten: die große tränenreiche Versöhnung.«
    Aber Anne hatte Unrecht. Phase drei sah nämlich ganz anders aus. Sie begann am nächsten Tag, Samstag, morgens früh um sieben. Da nämlich klingelte es bei uns an der Tür. Als ich öffnete, sah ich ziemlich entgeistert auf drei elegante Koffer und ein Katzenkörbchen. Und auf Mimi, die mit schief gelegtem Kopf fragte: »Kann ich vielleicht für ein paar Tage bei dir wohnen?«

 
     
    21. Juli
    Die Klose-Kinder haben heute an der Ecke einen ganz herzigen Marktstand mit Blumensträußchen errichtet, und ich habe ihnen nach zähen Verhandlungen drei Sträuße mit Löwenmäulchen zum Schnäppchenpreis von 6 Euro abgerungen. Ich weiß ja, wie teuer Löwenmäulchen sind. Und zwar, weil ich erst letzten Monat das Beet neben der Einfahrt damit bepflanzt habe. Tja, und was soll ich sagen? Als ich mit meinen Sträußen nach Hause kam, sah ich, dass in besagtem Beet nicht ein einziges Löwenmäulchen mehr stand! Die Rosen und der Phlox waren auch absolut kahl rasiert. Domina Klose war natürlich nicht bereit, mir den Schaden zu ersetzen. Sie meinte, es könnten auch Schnecken gewesen sein, Wann kommst du denn mal zum Kaffee vorbei, Sabine?
    Sonja
    21. Juli
    Wann immer du willst, Sonja. Das Schießen in Wohngebieten ist zwar verboten, aber wir können ja sagen, das Gewehr sei aus Versehen losgegangen. Könnte wirklich dringend ein wenig Abwechslung gebrauchen im Moment! Die Pütz ist eine einzige Katastrophe. Keine Ahnung, wie sie die Tage vertrödelt, aber sie macht weder mit Wibeke die Vorschularbeitsblätter noch mit Karsta das Töpfchentraining, Und zum Bügeln kommt sie angeblich auch nicht, weil meine Mäuse so anstrengend und schwierig zu beaufsichtigen seien und sie ja sowieso die ganze Zeit unterwegs sei, wegen Ballett, Schwimmkurs, Klavier und musikalischer Früherziehung. Ich kann nur sagen, Frau Porschke hat auch die Wartezeiten genutzt und sich während Wibekes Balletttraining beispielsweise mit dem Annähen von Knöpfen oder dem Stopfen von Socken beschäftigt. Aber die Pütz kommt nicht mal auf die Idee, den Müll rauszubringen! Ich habe testweise eine Salamischeibe neben den Toaster gelegt, um zu gucken, ob sie wenigstens die entsorgt. (Von mir aus könnte sie sie auch essen!)

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