Die Patin
täglich um uns herumglucken will, aber vielleicht kriegt sie's ja endlich mit Anton auf die Reihe, wenn wir weg sind. Lara platzt vor Neid wegen der Villa auf Menorca, sie fährt mit ihren Eltern zum Wandern in den Schwarzwald, die Arme. Aber sie hat es auch nicht besser verdient.
6.
»Du musst sie rausschmeißen«, sagte Anton, als er erfuhr, dass Mimi bei mir eingezogen war.
»Wenn ich sie rausschmeiße, geht sie ins Hotel«, sagte ich und befreite ein Kätzchen aus dem Schirmständer, wohin es vor einem seiner rabiaten Geschwister geflüchtet war. Mimi hatte die Babys mitgebracht, die Mutterkatze war bei Ronnie geblieben. »So ist sie wenigstens in seiner Nähe, und es besteht noch Hoffnung.« In Wirklichkeit gab ich die Hoffnung auf eine Versöhnung der beiden allmählich auf.
Anton seufzte. »Es ist so schwer, tatenlos zuzusehen, wie sie sich auseinander leben. Wissen sie denn nicht, dass sie füreinander bestimmt sind?«
»Mimi hat gesagt, sie will ein ganz neues Leben anfangen. Ich glaube, sie will sich von allem und allen distanzieren, was sie irgendwie mit der Fehlgeburt in Verbindung bringt. Und da gehört Ronnie nun mal zu.«
»Aber das ist so ungerecht«, sagte Anton.
»Es ist eine Überlebensstrategie«, sagte ich. »Ich hoffe, dass sie merkt, wie sehr sie ihn braucht, wenn sie ihn eine Weile nicht sieht. Aber Ronnie steht alle paar Stunden hier auf der Matte und macht ihr Vorwürfe. Wenn er nicht gerade bettelt, sie solle zu ihm zurückkommen.«
»Ich rede mal mit ihm«, sagte Anton. Er war nur kurz bei mir vorbeigekommen, auf dem Weg zu seiner Mutter, wo er Emily abholen musste. Er hatte nicht mal Zeit für einen Kaffee.
»Du weißt schon, dass in deiner Einfahrt zwei riesige Hunde liegen?«, fragte er, als ich ihm die Tür öffnete.
»Ja, wir erwarten heute den Gerichtsvollzieher«, sagte ich.
Ich war selber alles andere als erfreut gewesen, als Kevin mit Hannibal und Lecter aufgetaucht war.
»Ich musste die beiden mitbringen«, hatte mir Kevin erklärt. »Unsere bescheuerten Nachbarn haben eine Jägerin engagiert, die den Hunden mit ihrem verdammten Jagdgewehr auflauert. Sie ballert drauflos, sobald die Tiere ihren Kopf durch die Hecke stecken. Gucken Sie doch mal, was die Verrückte dem armen Lecter angetan hat!«
Ich hatte widerwillig zu dem armen Lecter hinübergesehen. Tatsächlich, er schien nur noch ein Ohr zu haben. Es stand ihm aber gar nicht mal schlecht.
»Sie werden sie gar nicht merken«, hatte mir Kevin versichert. »Ich binde sie an den Zaun, da bleiben sie ganz brav im Schatten liegen.«
Na, und da lagen sie nun. Ich war ziemlich sicher, dass wir heute keine Post bekommen würden. Und Ronnie würde vielleicht ausnahmsweise mal nicht klingeln und verzweifelt fragen, wann Mimi denn endlich wieder zur Vernunft käme.
Nur Anton hatte sich an den Tieren vorbeigewagt.
»Was ist das denn da für ein Auto?«, fragte ich und zeigte auf den bescheidenen Kleinwagen, der auf dem Bürgersteig parkte. »Ist dein Jaguar in Reparatur?«
»Nein, den hat man mir heute geklaut«, sagte Anton. »Direkt von meinem Parkplatz vor der Kanzlei.«
»Was? Oh, die Welt ist wirklich schlecht, oder? Ich bin froh, dass ich kein Auto habe.«
»Die Polizei sagt, im Augenblick werden in der Stadt so viele Autos geknackt wie nie zuvor«, sagte Anton achselzuckend. »Die meisten werden nach Osteuropa verscherbelt. Möglicherweise sehe ich meinen Jaguar also nie wieder. Und auch nicht Emilys und Mollys Babyschuhe.«
Die Babyschuhe hatten als Glückbringer vom Rückspiegel gebaumelt. »Du Armer.« Ich schmiegte mich in seine Arme. »Dannhattest du sicher noch gar keine Zeit, dir die Unterlagen von Jo Reiter anzuschauen, oder? Kann man da was tun?«
»Klar kann man«, sagte Anton. »Es dauert nur eine Weile, alles zusammenzutragen. Je länger die Liste der Vernachlässigungsvergehen, je mehr Zeugen Herr Reiter vorweisen kann, desto wahrscheinlicher ist es, dass er das Sorgerecht bekommen wird. Wir reichen auf jeden Fall einen Antrag auf Neuverhandlung des Sorgerechts ein.«
»Und das Haus?«, fragte ich. Jo konnte doch nicht mit Joanne in der Einzimmerwohnung hausen, während Bernhard und Bianca weiterhin an goldenen Wasserhähnen drehen durften.
»Das Haus muss wohl verkauft werden«, sagte Anton. »Keine der Parteien hat Geld genug, den jeweils anderen auszuzahlen.«
»Armer Jo«, sagte ich. »Wo er doch alles selber gebaut hat. Aber wenigstens wird er sich danach besser stehen als vorher. Und
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