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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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undeinzigartige Erfahrungen vorenthalten, oder? »Also gut, von mir aus«, sagte ich. »Auch wenn Oma Bauer sehr enttäuscht sein wird, wenn wir dieses Jahr nicht nach Pellworm kommen.«
    »Du kannst doch allein hinfahren«, sagte Nelly.
    Nein, das würde ich mir ganz sicher nicht auch noch antun. Ich war doch schon so gestraft genug.
    »Wieso kommst du nicht auch einfach ein paar Tage nach Menorca?«, fragte Paris. »Das Haus ist riesig, zehn Schlafzimmer, und die Kinder können im Zweifel auch im Garten zelten. Du könntest, wie heißt er noch gleich? Anton? mitbringen. Das wäre doch toll.«
    »Au ja, Mami«, sagte Julius.
    »Ich habe dir doch gesagt, das mit Anton und Mami ist rein platonisch«, sagte Nelly zu Paris. »Außerdem hat er selber Kinder.«
    »Aber die kann er doch mitbringen«, sagte Paris. »Meine Eltern lieben es, wenn die Bude so richtig voll ist. Und Kinder finden sie einfach wunderbar.«
    Manchmal fragte ich mich, ob Paris wirklich so naiv war, wie sie tat.
    »Ich glaube nicht, dass Lorenz sich darüber freuen würde«, sagte ich. Ganz zu schweigen davon, was Anton und Emily wohl von diesem Vorschlag hielten.
    Paris legte mir die Hand auf den Arm. »Wir sind eine große Familie«, sagte sie. »Lorenz sollte sich besser dran gewöhnen.« Dann lehnte sie sich bequem zurück und nahm einen Schluck Punsch. »Und das ist wirklich nur platonisch mit euch, Schätzchen? Was ist das Problem?«
    »Es heißt Emily«, sagte Nelly. »Außerdem hat Mami einfach nicht so eine ausgeprägte Libido wie du und Papi und Tante Trudi, weißt du.«
    Dieses Kind hatte seine Ohren wirklich überall.
    Es fiel mir schwer, mich mit der Vorstellung zu arrangieren, die Kinder vier Wochen mit Lorenz und Paris in den Süden ziehenzu lassen, aber das war wohl das Los aller geschiedenen Mütter.
    »Ich würde alles dafür geben, mal ein paar Wochen für mich allein zu haben«, sagte Anne, als ich ihr mein Herz ausschüttete. »Von mir aus könnte Hansjürgen mit seiner Praktikantin fahren, wohin er will, solange sie nur die Kinder mitnähmen. Was starrst du eigentlich die ganze Zeit auf dieses Schachbrett?«
    »Ich denke nach«, sagte ich. In einem Internetforum (ich hatte nächtelang von Nellys Computer aus gesurft) hatte ich ein paar Schachfreaks aufgetrieben, denen ich meine und Johannes' Partie geschildert hatte. Zwei sehr nette Typen namens kasparow34 und E4D4 hatten sich intensiv mit meiner Lage beschäftigt. Zu meiner großen Überraschung hatten sie gemeint, die Partie sei durchaus noch zu gewinnen, und mir auch verraten, wie. Es war nicht leicht, und ich musste mir eine Menge merken, aber im Grunde war sie gar nicht so blöd gewesen, meine V-Formation. Ich hatte Hoffnung geschöpft, Johannes doch noch mal unter die Augen treten zu können. Immerhin war er Antons Bruder. Und wenn ich es mit Anton ernst meinte, konnte ich wohl schlecht für alle Zeiten jedem Treffen mit seinem Bruder ausweichen. Selbst wenn ich verlieren würde, so dank kasparow34 und E4D4 doch wenigstens gekonnt. kasparow34 war auch einem Treffen im wirklichen Leben nicht abgeneigt. Erst als ich schrieb, dass ich fünfundsiebzig Jahre alt sei und einen künstlichen Darmausgang habe, zog er seine Offerte zurück.
    »Rate mal, wen ich gestern getroffen habe«, sagte Anne. Als ich nicht antwortete, fuhr sie fort: »Genau, den lieben Jo, Joannes Vater. Ich musste nur eine dreiviertel Stunde in der Bäckerei verbringen, und da kam er auch schon hinein und kaufte Brot vom Vortag. Der Arme, er spart wirklich an allen Enden.«
    »Du hast eine dreiviertel Stunde in der Bäckerei rumgelungert, nur um den Typ wieder zu sehen?«, fragte ich. »Da kann man noch nicht mal einen Stehkaffee trinken. Die Verkäuferin muss sich doch gewundert haben.«
    »Och, Tchibo hatte ein paar interessante Angebote, und die haben eine Wahnsinnsauswahl an Brötchen. Da kann man schon mal was länger überlegen«, sagte Anne. »Jedenfalls hat Jo mich sofort wieder erkannt. Und als ich ihm von Joanne und dem Schwimmbad erzählt habe, hat er mich sogar auf einen Kaffee eingeladen.«
    »Ich denke, er muss sparen«, sagte ich.
    »Er hat mich zu sich nach Hause mitgenommen«, sagte Anne. »Er wohnt doch direkt gegenüber. Eine armselige kleine Bude, sage ich dir. Aber Jo ist wirklich nett. Und absolut zu bedauern. Diese Bianca nimmt ihn aus wie eine Weihnachtsgans, und dann muss er auch noch praktisch dabei zusehen, wie sie das arme Kind vernachlässigt. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihm

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