Die Peitschenbrüder
geschickt aus, wenn Alton vorstieß, und nutzte jede Blöße, die Mythor sich gab, um ihn niederzuschlagen. Nottr steckte sich das Messer zwischen die Zähne. Er konnte nicht einfach in den Kreis laufen und über Goltan herfallen. Eine von hinten heranschwirrende Peitsche, die sich um seinen Hals legte, hätte seinem Gastspiel ein schnelles Ende bereitet. Nein, nur mit Mythor zusammen hatte er eine Chance - und mit Sadagar.
Als er Sar in eine Hütte schleichen sah, wusste er, was er zu tun hatte. In dieser Hütte lag Sadagar gefesselt. Offensichtlich wollte Sar ihn töten, bevor Goltan es sich wieder anders überlegen konnte.
Vorsichtig öffnete Nottr die Tür, nur so weit, um sich hindurchzuzwängen. Niemand sah ihn. Er stieß sie wieder zu und schlich im Rücken der in die Hände klatschenden Männer und Frauen hinüber zu der anderen Hütte, in der Sar verschwunden war. Er blieb wie erstarrt stehen, als er zwischen einigen Köpfen hindurch sehen konnte, wie Goltan einen furchtbaren Schlag gegen Mythors Brust landete. Wieder fiel Mythor, und wieder fand er die Kraft, sich aufzurichten.
Wenn er nur lange genug durchhielt und Goltan nicht zu früh sein »Spiel« beendete. Jeder nächste Schlag des Einäugigen mochte tödlich sein.
Sar hatte die Tür offengelassen. Nottr überraschte sie dabei, wie sie einen Dolch aus den Fetzen an ihrem Leib zog. Mit einem Satz war er über ihr und riss sie zu Boden. Sadagar stieß einen erstickten Laut aus. Nottr bedeutete ihm, still zu sein, während er eine Hand auf Sars Mund presste. Sie bäumte sich auf, trat nach ihm und biss. Nottr setzte die Spitze seines Messers an ihre Kehle.
»Du weißt, dass ich dich jetzt töten werde, Hexe!« zischte er ihr zu. »So, wie du ihn töten wolltest. Ganz langsam, Sar, wenn du mir nicht auf der Stelle das Gegenmittel gibst!«
Es war ein Schuss ins Blaue. Nottr vermutete lediglich, dass die in der Herstellung von allem möglichen Höllengebräu offenbar so versierte Rothaarige zu jedem Trunk ein Gegengift kennen musste .
Sie biss wieder zu. Nottr spürte den Schmerz kaum. Er drückte die Messerspitze fester gegen ihre Kehle. Sie war ganz still. Jede Bewegung hätte die spitze Klinge in ihre Kehle bohren können.
»Ich habe nichts mehr zu verlieren, Sar«, sagte Nottr. »Deine Freunde töten mich, wenn wir nicht von hier fliehen können. Es spielt keine Rolle, ob du vorher stirbst. Gibst du mir das Gegenmittel?«
Sar gab auf, nicht weil sie plötzlich Mitleid mit den Gefangenen gehabt hätte, sondern weil sie spürte, wie ernst Nottr es meinte. Sie nickte ganz langsam, um nicht weiter verletzt zu werden.
»Binde ihn los!« flüsterte Nottr. »Ich warne dich. Falls du Dummheiten machst, bist du vor ihm tot!«
Sekunden später war Sadagar frei. Der Steinmann kam noch benommen auf die Beine und rieb sich die Gelenke.
Nottr hatte in zweifacher Hinsicht Glück. Diese Hütte bewohnte niemand anders als Sar selbst. Er sah es an den vielen Utensilien ihrer zweifelhaften Kunst, an kleinen Gefäßen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten darin und an Schatullen mit geraubtem Geschmeide. Und da sie die Hütte mit anderen Bandenmitgliedern teilte, fand Sadagar innerhalb kürzester Zeit eine Handvoll scharfer, spitzer Messer.
Sar erkannte, dass sie verloren hatte. Nottr ging mit ihr zu einer Truhe, auf der Gefäße standen. Er nahm das Messer nicht von ihrer Kehle. Sadagar spähte nach draußen.
»Ich warne dich nochmals, Sar. Wenn ich Mythor den Trank bringe, nehme ich dich mit. Du stirbst in dem Augenblick, in dem ich merke, dass du mir ein wertloses Gebräu gegeben hast.«
»Nein!« krächzte die Rothaarige. »Ich tue alles, was du willst, aber lass mir mein Leben!«
Sie gab von verschiedenen Flüssigkeiten in ein leeres Gefäß, tat einige Kräuter dazu und rührte alles um. Über einer Kerzenflamme erhitzte sie das Ganze und nickte endlich.
»Wenn er das trinkt, wird er Goltan schlagen können.«
Nottr fragte sich zweifelnd, wieweit er ihr vertrauen konnte. Sie war Goltans Gefährtin. Würde sie seinen Tod in Kauf nehmen, als Preis für ihr Leben? Oder spielte sie mit dem Gedanken, Mythor für sich erobern zu können, indem sie ihn rettete? Sar liebte die Stärke, und wenn es einen Stärkeren als Goltan gab, versuchte sie, sich bei ihm anzuhängen.
Wie auch immer, er musste das Risiko eingehen.
Er nahm das Gefäß und zerrte Sar mit der anderen Hand mit sich. Das Messer warf er Sadagar zu, der Sar nicht aus den Augen ließ.
»Hör
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