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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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rief ihm nach, er solle doch versuchen, sie zu verstehen, und zur Vernunft kommen. Sie lief zum Fenster und sah ihn in der Dämmerung aus dem Haus kommen und davonrennen, als wären tausend Dämonen hinter ihm her. Nottr verschwand in der einsetzenden Dunkelheit.
    Plötzlich hatte sie es sehr eilig, zurück zum Quartier am Marktplatz zu kommen.
    *
    Mythor wusste, welche Häuserblocks Kalathee durchsuchen wollte. Wie er es angekündigt hatte, hatten er und Sadagar die Suche nach ihr und Nottr aufgenommen, als die Sonne unterging. Der Steinmann versuchte, den Lorvaner zu finden, während Mythor in den Straßen nach Kalathee rief.
    Er verstummte, als er plötzlich Laute zu hören glaubte. Er lauschte. Nichts. Seine Phantasie musste ihm schon Streiche spielen. Es dunkelte nun schneller. Ein paar Straßen weiter rief Sadagar nach Nottr.
    Nun wirkte Lockwergen noch gespenstischer. Aus keinem der Häuser kam Licht. Es gab keine Schatten, nur die dunklen Umrisse der Gebäude. Kein Geräusch außer Mythors und Sadagars Stimmen.
    Doch! Diesmal war Mythor sicher, dass er sich nicht täuschte. Da war etwas anderes. Es kam aus dem Süden der Stadt und klang nun wie entferntes Gejohle und wildes Grölen. Dann hörte er Knallen wie von vielen Peitschen.
    Irgend jemand war in die Stadt eingedrungen oder hatte sich über Tag versteckt gehalten, um nun im Dunkel der Nacht zu neuem Leben zu erwachen. Mythors Herz schlug schneller. Wieder rief er nach Kalathee, wissend, dass er sich und die Gefährten dadurch verraten und die Unbekannten anlocken konnte.
    »Sadagar!« brüllte er. »Komm zurück!«
    Was es war, das ihn die Suche abbrechen ließ, wusste er nicht. Er wusste nur, dass sie jetzt zusammenbleiben mussten, wenigstens die, die sich noch gegenseitig hören konnten.
    Plötzlich war eine Bewegung vor ihm. Mythor umklammerte den Griff des Schwertes fester und presste sich in einen Hauseingang. Dann schalt er sich einen Narren. Das schwache Leuchten der Klinge musste ihn längst dem, der ihm da entgegenkam, verraten haben. Mythor trat wieder auf die Gasse hinaus, bereit, sich dem Unbekannten zu stellen.
    Und wieder schalt er sich einen Dummkopf, als er sah, wer dieser »Unbekannte« war - niemand anders als Kalathee, die nun auf ihn zustürzte und sich weinend in seine Arme warf.
    Mythor redete beruhigend auf sie ein. Was immer sie erlebt hatte, jetzt war keine Zeit für Fragen. Das Gejohle und Knallen kam näher, und Mythor glaubte, einzelne Stimmen heraushören zu können. Aber das waren nicht die Stimmen von Caer.
    Mythor hatte eher den Eindruck, als ziehe da eine wilde Horde brandschatzend und plündernd durch Lockwergens Straßen. Ein roter Schein am Himmel im Süden bestärkte ihn darin. Wer immer sie waren - sie kamen näher.
    »Mythor«, flüsterte Kalathee weinend. »Mythor, ich.«
    »Sprich jetzt nicht«, sagte Mythor schnell. Er hörte Sadagar rufen und stieß einen Fluch aus. Kalathee mit sich ziehend, lief er zum Rand des großen Marktplatzes zurück, wo der Steinmann wartete.
    »Keine Spur von Nottr«, berichtete Sadagar schnell, und seine Augen versuchten, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. »Hörst du es? Sie kommen, um uns zu holen!«
    »Unsinn! Kommt schnell!«
    Die Gefährten liefen in das Gasthaus zurück. Mythor kauerte sich hinter einem Fenster auf den Boden, so dass er gerade hinaus auf den Platz sehen konnte, und forderte Sadagar auf, es ihm gleichzutun. Kalathee kauerte neben ihm, die Arme um seine Hüften geschlungen. Mythor hielt das Gläserne Schwert gesenkt, so dass sein Leuchten sie nicht an die verraten konnte, die lärmend immer näher kamen, aus der Richtung, in der der Himmel nun zu brennen schien. Dort mussten ganze Häuserblocks in Flammen stehen.
    Immer noch hoffte Mythor, Nottr würde zu ihnen stoßen, bevor die Fremden den Marktplatz erreichten. Kein Gegner, der die Macht hatte, die Bevölkerung einer ganzen Stadt verschwinden zu lassen, würde einen solchen Lärm veranstalten. Plünderer. Voller Zorn dachte der junge Held daran, dass in den brennenden Häusern noch Menschen gelebt haben könnten, die unfähig waren, vor dem Feuer zu fliehen.
    Nottr kam nicht. Kalathee schwieg und hatte ihren Kopf nun dicht neben den Mythors gebracht, um hinaussehen zu können.
    Die Finsternis war mittlerweile vollkommen, und die Fremden kamen mit Fackeln und Peitschen. Sie quollen aus den Gassen um den Marktplatz herum, grölten und ließen die Peitschen knallen. Sie waren betrunken. Fackeln flogen in offene

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