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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verspürt hatte. Sie konnte Enkirs Gestalt kaum fünf Meter entfernt erkennen, nicht größer als die Soldaten, die ihn umgaben; allerdings ballte sich um ihn eine Macht gleich einem abscheulichen Schatten, der hünenhaft über ihm aufzuragen schien, schauerlich und furchterregend. Die Soldaten wichen aus Scheu vor ihm zurück, doch Maerad nahm sie kaum wahr. Cadvans Widerstand verblasste, und sie selbst spürte Enkirs Willen wie einen heftigen Schlag ins Gesicht, grausam und unerbittlich. Sie zerquetschte Cadvan regelrecht die Hand, sandte panisch einen Feuerschwall aus und wünschte inständig, sie wüsste, wie sie die Kräfte zu lenken vermochte, die sie zweifellos besaß.
    Enkir hob nur die Hand und lenkte den Feuerpfeil himmelwärts.
    Plötzlich fiel Maerad ein, was Indik scheinbar Vorjahren in Inneil zu ihr gesagt hatte. Klugheit ist der Schlüssel. Du bist nicht stark genug, um dumm sein zu können. Denk mit! Sie schluckte und stählte sich.
    Enkir stand still, und die schwarzen Wogen, die ihnen entgegen schwappten, verloren ein wenig an Kraft. Er hob die Arme und baute eine schreckliche Kraft der Finsternis um sich auf. Mit einem Empfinden, das aus der Tiefe ihres Verstandes stammte, nahm Maerad wahr, dass er seine Kraft von etwas außerhalb seiner selbst bezog. Sie spürte, wie ihre Ohren zu platzen drohten. Er würde sie und Cadvan mit einem einzigen Streich zerquetschen.
    Gleich einem Hieb in den Magen wurde ihr die Verächtlichkeit seiner Geste bewusst; es war dieselbe Verachtung, mit der er ihre Mutter zerstört hatte. Rasch spähte sie zu Cadvan, der ihren Gedanken erahnte. Kaum merklich nickte er. Sie schlangen die Hände ineinander und warteten beklommen einen endlosen Augenblick, während sich die Kraft zu einem beinahe unerträglichen Druck aufbaute. Die Luft geriet mit einem Laut in Schwingung, der sich wie das Kreischen gequälten Metalls anhörte. Dann entfesselte Enkir seinen Schlag. Maerad und Cadvan ließen in genau jenem Moment gemeinsam einen Schild gleich einem lodernden Spiegel emporschnellen. Einen Lidschlag lang hing er gleißend vor ihnen in der Luft, dann prallte Enkirs Blitz gleich einem Hammer dagegen. Der Schild explodierte zu feurigen Scherben grel ler Farben. Sowohl Cadvan als auch Maerad taumelten rücklings, bis sie am Rand des Kais wankten.
    Aber der Schwall hatte sie nicht erreicht. Stattdessen prallte er zurück und traf Enkir. Keuchend sammelte sich Maerad und sandte eine Salve von Lichtblitzen hinterher. Die schartigen Blitze erhellten das Geschehen auf dem Kai für ein paar kurze Augenblicke, als wären es reglose Bilder, die sich durch Feuer in ihre Augen brannten. Ein Mann in der Nähe hatte Schwert und Schild fallen gelassen, war auf die Knie gesunken und bedeckte in einer Geste der Verzweiflung oder des Grauens die Augen mit den Händen. Andere rangen mit einer Art Wahnsinn, als wären sie besessen. Mindestens vier Körper lagen reglos auf dem Boden; doch von Enkir sah Maerad weit und breit keine Anzeichen.
    Dann drehten sie und Cadvan sich um und rannten, so schnell sie konnten, die letzten paar Schritte zur Planke und auf das Boot.
    Owan lag flach auf dem Deck und hielt sich die Hände über die Ohren. Ruckartig sprang er auf, als die beiden an Bord sprangen, doch als er sah, um wen es sich handelte, kam er herbei, um sie zu begrüßen. Cadvan holte bereits die Laufplanke ein. »Ihr habt euch ja ganz schön Zeit gelassen«, meinte er.
    »Rasch!«, stieß Maerad hervor. Scheinbar ohne Hast ging Owan zum Bug. Tatsächlich jedoch bewegte er sich sehr schnell dabei, das Boot von der Vertäuung zu lösen.
    »Ein wenig Hilfe mit dem Wind könnte nicht schaden«, meinte er knapp über die Schulter zurück.
    Cadvan starrte ihn einen Augenblick an, bis er begriff, was er meinte. Dann hob er die Arme und sprach einige Worte. Maerad fragte sich noch, was Owan gewollt hatte, als sie ein Säuseln der Luft vernahm, das zu einer steifen Brise anschwoll, bis die Segel flatterten und sich bauschten. Das Boot begann mit steter Geschwindigkeit vom Kai wegzutreiben.
    Schneller, schneller, bitte schneller, dachte Maerad, doch es schien, als ließe Owan sich nicht zur Eile antreiben. Nach kurzer Zeit hatten sie die anderen vertäuten Boote hinter sich gelassen. Owan gab Cadvan ein Zeichen. Sogleich gewann der Wind an Kraft, und sie preschten über die Wellen auf die Hafenmündung zu.
    Maerad schaute zurück zum Kai. Sie konnte nicht erkennen, was dort vor sich ging, aber sie spürte, dass

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