Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe
In der Gesellschaft der Annaren hätte man dies als weit unter der Würde eines Dhülarea-rën erachtet; und der heutige Niedergang der Dichterzunft, die wir als ihre zeitgenössische Nachkommenschaft ansehen, wäre nahezu undenkbar gewesen.
Ich bin vielen Menschen zu Dank verpflichtet, kann jedoch an dieser Stelle nur einige davon erwähnen. Nicholas, Veryan, Jan, Richard und Celeste Croggon haben das Manuskript in einer frühen Phase gelesen, und ihre Rückmeldungen haben mich beträchtlich ermutigt. Weiterer Dank gebührt Dan Spielman für seine begeisterte Begleitung des Projekts, ferner Sophie Levy vom Corpus Christi College, Cambridge, die mir bei zahlreichen faszinierenden Unterhaltungen einige der obskureren Aspekte des Gesellschaftslebens von Barden näher brachte. Auch Alphonse Calorge von der Fakultät für vergleichende Literatur der Université Paris IV - Sorbonne bin ich für seinen unschätzbaren Rat bei einigen Feinheiten der Übersetzung dankbar, ebenso David Bircumshaw für Vorschläge zur Prosodie der Gedichte, deren Übertragung ins Deutsche sich zumeist überaus schwierig gestaltete. Zu guter Letzt, aber in keineswegs geringerem Maße danke ich meinem Ehemann Daniel Keene für seine lückenlose Unterstützung, seine zutreffenden Kommentare zu manch tückischen Fragen der Annaren-Syntax und für das Korrekturlesen des Manuskripts sowie meiner Lektorin Suzanne Wilson für ihre exzellente und gewissenhafte Hilfe bei allen Aspekten dieses Buches. Verbleibende Unzulänglichkeiten und Fehler sind selbstverständlich allein auf mich zurückzuführen.
Alison Croggon Melbourne, Australien, 2002
Eins für den Sänger, dem Licht verborgen, Zwei für den Sucher, vor Schatten fliehend, Drei für die Reise, in Gefahr begonnen, Vier für die Rätsel, im Baumlied gelöst: Erde, Feuer, Wasser, Luft -und raus bist DU!
Alter annarischer Kinderreim Annaren-Schriftrollen, Bibliothek von Busk
Erster Teil
Gilmans Feste
Sprich zu mir, o schöne Maid, sag mir an und weiche nicht, welch ein Kummer dich bedräut, der aus deinen dunklen Augen spricht ?
Begraben meine Mutter liegt, zerstört sind meines Vaters Hallen, schwarz die Schar der Raben fliegt, um die Mauern, die in Staub zerfallen.
Aus Die Ballade von Andomian und Beruldh
Erstes Kapitel
Flucht
Fast so lange, wie Maerad zurückdenken konnte, war sie hinter Mauern gefangen gewesen. Sie lebte als Sklavin in Gilmans Feste und fristete ein trostloses Dasein, das einen endlosen Kreis aus Plackerei, Erschöpfung und dumpfer Furcht bildete. Gilmans Feste war eine kleine Ansiedlung in den Bergen jenseits der Grenzen der weiten Lande des Inneren Königreichs von Annar. Der Ort lag am Schluss eines kargen Tals auf der Ostseite der Berge von Annova, wo die Gebirgskette sich gabelte und nahe dem nördlichen Ende in zwei Klauen auslief. Aus Sicht von Baron Gilman bestand der Vorzug der Feste in seiner Abgeschiedenheit; hier konnte er unbehelligt als Herrscher seines eigenen kleinen Reiches walten.
Es handelte sich um eine gut befestigte Burg, wenngleich nie jemand hergezogen kam, um sie anzugreifen. Die Rückseite der Feste wurde von der Felswand der Außenmauer gebildet, einer steilen Klippe, die rund zweihundert Klafter zum Landrost anstieg, dem höchsten Gipfel in jenem Teil des Gebirges. Rings um die Feste ragten hohe Mauern aus grob behauenem Stein auf. An ihrem Fuß maßen sie über sechs Schritt in der Tiefe, nach oben hin verjüngten sie sich auf zweieinhalb, breit genug, dass zwei Männer nebeneinander gehen konnten. An der Vorderseite befand sich ein mächtiges zweiflügeliges Holztor, breit genug, dass ein Wagen oder ein Kriegertrupp es mühelos passieren konnte. Nachts und an den meisten Tagen war das Tor verriegelt, außer für die Jagd und wenn die Hügelbewohner mit ihren großen Wagen kamen, um ihre Waren - Pökelfleisch, Käse und getrocknete Apfel - gegen Schwerter, Pfeile, Eimer und Nägel einzutauschen.
Etwa einhundertfünfzig Seelen lebten hier: der Baron Gilman und seine Gemahlin, die zu einem Schatten ihrer Selbst verblasst war, nachdem sie ihm zwölf Kinder geboren hatte, von denen noch fünf lebten; außerdem seine Schergen nebst deren Gemahlinnen und eine Schar unehelicher Bälger. Den Rest bildeten Sklaven wie Maerad, die in früheren Zeiten bei Raubzügen gefangen genommen, von Händlern eingetauscht oder einfach hier geboren worden waren. Sie lebten in Schlafhäusern, langen Hütten, die sich in den Schatten der Mauern
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