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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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überwunden hatten, doch dieses Wissen war nun für sie verloren. Sie war auf sich allein gestellt.
    Von all diesen Gedanken verriet sie Mirka nichts, obwohl sie an den Abenden miteinander redeten und es Maerad inzwischen gut genug ging, um ihr bei einfachen Aufgaben zu helfen. Mirka brachte ihr bei, Fische zu fangen. Dafür holte sie eine kostbare zweite Angelrute hervor, die sie auf dem Dach verwahrte. Gemeinsam saßen sie am Ufer des Baches und beobachteten die glitzernde Wasseroberfläche. Maerad gelang es zwar, ein paar Forellen zu fangen, doch sie war nicht annähernd so geschickt wie Mirka: Fischen war Mirkas Leidenschaft.
    Es dauerte einige Tage, bis Maerad sich in der Lage fühlte, erneut das Thema Murask anzusprechen. Sie wählte dafür einen Abend, an dem sie, nachdem sie einen Eintopf aus Kräutern und Rüben gegessen hatten, beisammen saßen und ins Feuer schauten. Diesmal musterte Mirka sie mit zusammengekniffenen Augen.
    »Warum willst du nach Murask?«, wollte sie wissen.
    »Ich muss etwas erledigen«, erwiderte Maerad. »Und dafür muss ich dorthin.« »Nun denn.« Die greise Frau beugte sich vor und schürte das Feuer. »Nun denn. Du bist keine Pilani und möchtest nach Murask.«
    »Mein Vater war ein Pilanel«, warf Maerad ein. »Sein Name war Dorn.« »Dorn? Das ist unter den Pilani ein verbreiteter Name. Dorn von was?«
    »Ich weiß es nicht.« Maerad fühlte sich bedrückt. »Er war ein Barde. Ein Dhülarearen. Ich habe ihn nie richtig gekannt, er wurde getötet, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
    »Dorn.« Nachdenklich runzelte Mirka die Stirn. »Ich kannte tatsächlich mal einen Dorn. Dorn ä Triberi, einer der südlichen Pilani, die in Murask überwintern. Er besaß die Innere Stimme und ging nach Süden. Vielleicht war er es.«
    »Vielleicht«, meinte Maerad. »Er heiratete eine Bardin, meine Mutter.« »Dorn ä Triberi war ein besonderes Kind.« Plötzlich erschien Mirka weit entfernt, als spräche sie in einem Traum und hätte ganz vergessen, dass sie neben Maerad saß. »Ein Sternenkind, eines der gesegneten. Nicht nur, weil er die Innere Stimme besaß; er wurde mit der Glückshaube geboren. Ich entband ihn; blind und bedeckt kam er auf die Welt, und als die Glückshaube entfernt wurde, da schaute er mich mit seinen dunklen Augen an und sah die ganze Welt. Ja, es gibt solche Kinder, aber nicht viele auf dieser Welt, nicht viele …« Ihre Stimme verlor sich in Stille.
    »Denkst du, das war mein Vater?«, fragte Maerad und wurde wieder daran erinnert, wie wenig sie eigentlich über ihre Familie wusste. Sie hatte nur Bruchstücke: ein paar lückenhafte Erinnerungsfetzen und die wenigen Tatsachen, die man ihr erzählt hatte.
    »Woher soll ich das wissen?«, gab Mirka gereizt zurück. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es gibt viele Dorns unter den Pilani. Er könnte auch von einem nördlichen Klan gestammt haben. Die reisen nicht nach Murask, und unter ihnen gibt es viele Dhillarearen.«
    »Egal, ob er aus Murask kam oder nicht«, sagte Maerad und biss sich auf die Lippe, um ihre Ungeduld zu zügeln. »Ich muss dorthin. Und zwar bald. Der Herbst wird rasch vorbei sein, und wenn der Winter einsetzt, wird das Reisen beschwerlich.«
    »Na, na. Tja, du scheinst dir deinen Weg fest in den Kopf gesetzt zu haben, kleines Küken. Ich glaube nicht, dass es ein guter Weg ist.« Mirka bedachte Maerad mit einem beunruhigend durchdringenden Blick. »An dir ist ein Schatten. Aber ich will von solchen Dingen nichts wissen, o nein, ich habe selbst genug Finsternis. Nun denn, Murask. Der Ort ist nicht schwer zu finden, du folgst einfach der Straße, sie führt dich hin.«
    »Aber welcher Straße? Und ist es weit?«, bohrte Maerad nach.
    »Ein Wochenmarsch, vielleicht zehn Tage. Nicht weit, nein. Ich zeige dir die Straße, wenn die Zeit reif ist. Noch besitzt du nicht die Kraft dafür, mein Küken. Dein Körper ist stark, und du wirst dich erholen, aber nicht heute und auch nicht morgen.«
    Mehr wollte Mirka über Murask nicht preisgeben, sosehr Maerad sie bedrängte. Letzten Endes ging sie enttäuscht zu ihrem Bündel und holte ihre Leier daraus hervor. Seit lange vor dem Versuch am Gwalhain-Pass lag das Instrument vernachlässigt darin, und als Maerad es aus seiner Lederhülle nahm, verspürte sie freudiges Erkennen; die Leier verkörperte ihre älteste Freundin, einst ihren einzigen Trost… und vielleicht nun wieder. Maerad überprüfte sie eingehend auf Schäden, aber das schlichte Holz und

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