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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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schliefen in gemütlichen Betten. Noch bevor die Sonne über den Horizont lugte, brachen sie wieder auf, um ihre hastige Reise nach Norden fortzusetzen.
    Maerad hatte sowohl Edinur als auch die Valverras-Öde in schlechter Erinnerung, weshalb ihr Mut sank, als sie sich diesen Gebieten näherten. Auf der Valverras hatten Cadvan und sie Hem vor Grauen zitternd in einer geplünderten Karawane gefunden, mitsamt der Pilanel-Familie, die ihn aufgenommen hatte und die von Untoten abgeschlachtet worden war. Das Bild ihrer Leichen ging ihr nicht aus dem Kopf und begann sie in ihren Träumen heimzusuchen. Nachdem sie Carfedis zurück gelassen und Annar betreten hatten, wurde ihr nachdrücklicher bewusst, dass Cadvan und sie auf sich allein angewiesen waren; die Vorstellung ließ sie unruhig und gereizt werden, und ein paar Mal standen sie und Cadvan kurz vor einem Streit.
    Die jähe Veränderung der Landschaft tat ihrer Laune keinen Abbruch. Sobald sie Ileadh verlassen hatten, wichen die fruchtbaren Weiden von Osirian unbewohnten Ebenen, die sich flach erstreckten, so weit das Auge reichte. Hier gab es nur zottige, wilde Ponys und Ziegen, deren weiße Gebeine die zähen Grasbüschel übersäten. Die Erde wirkte dünn und sauer, genügte nur dem einfachsten Pflanzenwuchs als Nährboden, und überall blinkten seichte Pfützen und Moraste, in denen schwarzes Ried wuchs, dessen Halme ständig im Wind klapperten. Maerads Stimmung sank mit jedem Tag, den sie durch diese eintönige Landschaft reisten.
    Wie Cadvan vorhergesagt hatte, gelangten sie am zehnten Tag nach Edinur, das sich als wohlhabende Bauerngemeinde wie Osirian erwies. Dennoch wirkte Edinur keinesfalls freundlicher als das Odland, das sie hinter sich gelassen hatten. Beim letzten Mal hatten sie Edinur nachts passiert. Diesmal ritten sie tagsüber hindurch, und das erbarmungslose Licht offenbarte das volle Ausmaß der Trostlosigkeit.
    Maerad bemerkte es, als sie auf den ersten Weiler stießen. Es handelte sich um eine Ansammlung von vielleicht zwei Dutzend Häusern, die einst eine blühende Gemeinde gebildet hatten, nun jedoch eher einem Schlachtfeld ähnelten. Mindestens drei Gebäude waren niedergebrannt, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, die traurigen Überreste aufzuräumen. Als Gerüste aus geschwärztem Holz und Geröll standen sie da und wurden bereits von Ackerwinde und Efeu in Besitz genommen. Andere Katen schienen einfach aufgegeben worden zu sein. Ihre Fensterläden schwangen in der Brise, die einst bunt in Rot-, Blau- und Orangetönen bemalten Türen hingen wie betrunken von den Angeln, und die verwahrlosten Obstgärten und Höfe wurden von Unkraut überwuchert.
    Auf der Straße spielte eine Gruppe dreckiger, barfüßiger Kinder. Als sie das Hufgeklapper der Pferde auf der Bardenstraße hörten, schauten sie verängstigt auf und huschten in eines der Häuser davon. Sie waren bemitleidenswert dürr, und ihre Kleider waren löchrig und zerlumpt, kaum warm genug, um sie im Sommer warm zu halten, geschweige denn im bevorstehenden Winter. Ein wenig mehr als zwei Jahre altes Kind blieb auf der Straße zurück und brüllte mit rotzverschmierter Oberlippe nach seinen Spielgefährten. Maerad zügelte Imi, hielt an und beugte sich hinab, um mit dem Knaben zu sprechen.
    »Wo ist deine Mutter?«, fragte sie. Das Kind sprang vor Schreck zurück, stürzte in eine Pfütze und schrie umso lauter. Darob stieg Maerad ab und hob den Knaben auf. Sie versuchte, ihn zu beruhigen, doch er weinte nur immer lauter und zappelte in ihren Armen, bis sie sich gezwungen sah, ihn wieder abzusetzen. Plötzlich schwang eine Tür auf, und eine große Frau kam mit einer Bratpfanne in der Hand herausgerannt. Sie brüllte: »Lass ihn in Ruhe, du Abschaum! Nimm die dreckigen Hände von ihm!«
    Völlig verdutzt wich Maerad von dem Kind zurück und streckte die Arme in die Luft. Der Knabe trat ihr gegen das Schienbein, lief auf die Frau zu und klammerte sich an ihrem schmutzigen Rock fest. Ihr Gesicht war grau vor Müdigkeit, ihr Haar ein verfilztes, speckiges Gewirr.
    »Es tut mir leid«, stammelte Maerad. »Er… er ist einfach umgekippt. Ich wollte seine Mutter finden. Ich hatte nicht vor-«
    »Er hat keine Mutter, das weißt du doch genau. Ihr seid alle gleich.« Trotzig stand die Frau mit erhobener Bratpfanne da.
    »Gute Frau«, meldete Cadvan sich zu Wort. »Ich versichere Euch, wir hatten nichts Böses im Sinn. Wir sind nur Boten auf der Durchreise und wollten dem Kind helfen.«
    Die

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