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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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an stillen Tümpeln in den duftenden Lärchen- und Tannenwäldern gelagert, und Hem legte sich neben dem Feuer auf den Rücken, um durch das Geäst über ihm die funkelnden Sterne zu betrachten. Untertags überraschten sie häufig kleine Wildherden, die fast unmittelbar vor den Füßen der Pferde aufsprangen, um durch das Adlerfarn zu flüchten, und manchmal streiften sie Sträucher voller Schmetterlinge, die darauf gleich einer bunten Wolke aufstieben und ihnen um die Köpfe flogen.
    Viele Wegstunden lang begegneten sie keinen anderen Menschen, und in Hems Herz begann sich Frieden einzunisten. Er fühlte sich so glücklich wie nie zuvor. Sein erster Anblick Turbansks hingegen, der laut Saliman ältesten Stadt von Edil-Amarandh, hatte ihn verwirrt und überwältigt. Sie waren im ersten Licht eines Sommertages eingetroffen, unmittelbar vor der Glocke zum Morgengrauen. Die Große Glocke von Turbansk, dreimal so hoch wie ein Mensch, hing in einem hohen Turm unter einer vergoldeten Kuppel über dem Westtor -in einem Turm jener Stadt zahlreicher Türme, die wie ein ausschweifendes Trugbild an den Ufern des Lamarsan-Meeres schimmerte. Die Glocke wurde jeden Tag im selben Augenblick geläutet, in dem die Scheibe der Sonne über den Horizont spähte. Als sie über die Stadt hallte, hatte Hem den Eindruck gehabt, als bestünde der Klang selbst aus Licht. Das Sonnenlicht undder Glockenhall ergossen sich gleichzeitig über alles, ob Markt, Turm, Haus, Halle oder Hütte; sie hoben die glitzernden Kuppeln der Schule und des Palastes sowie den Roten Turm hervor, tünchten die Steinmauern in fahles Rosa oder warmes Gelb. Die Sonne flutete die breiten Plätze der Stadt und sickerte in die schmalen Gassen der Armenviertel, wo die Wände in verblassenden Grün-, Blau- oder Rottönen bemalt waren und frisch gewaschene Wäsche gleich bunten Flaggen von Haus zu Haus über der Straße hing; und auf dem großen Binnenmeer von Lamarsan flammte ein Pfad gleißenden Goldes über das Wasser.
    Auf den Märkten, auf denen es bereits Stunden vor dem Sonnenaufgang vor Menschen wimmelte, verblassten die lodernden Fackeln angesichts des plötzlichen Anschwellens des Lichts, und Farben fluteten die Welt. Der Tau funkelte auf Rosen, Jasmin und Safran an den Blumenständen; über die Schuppen von Forellen und Lachsen und die schillernden Federn frisch erlegter Enten und Fasane, die auf Marmorbänken lagen, tanzten Regenbogen.
    Von den Lebensmittel- und Blumenmärkten aus erstreckte sich ein Labyrinth aus mit Ständen und winzigen Geschäften gesäumten Gassen, in denen alles verkauft wurde, von schlichten Messinglampen bis hin zu eigenartigen, glasierten Weissagungs-Schatullen, die verwendet wurden, um die Konstellationen der Sterne vorherzusagen; von Gewändern aus durchscheinender Seide bis hin zu dicken Leinenkitteln; von Ringen und Broschen bis hin zu Messern und Kochtöpfen. Die schmalen Straßen prä- sentierten sich dicht gedrängt mit Menschen und Tieren: mit Bäckern, die Tabletts mit frischen Brotlaiben auf den Köpfen balancierten; mit Eseln und Packmaultieren, schwer beladen mit riesigen Lastkörben oder Säcken; Bauern aus dem Gau, dem Land rings um die Stadt, die Körbe mit Datteln oder lebendigen Enten trugen, deren Köpfe oben hervorlugten; Frauen in hellen, bestickten Gewändern, an deren Fingern Ringe glitzerten; Kinder, die sich zankten und miteinander spielten; Marktschreier, die auf und ab liefen und dabei die Vorzüge ihrer Waren kundtaten.
    Es gab eine Straße, in der nur Gewürzverkäufer hinter ihren Theken mit Schalen voll kostbaren Gewürzen wie Safran, Kardamom, ganzen Muskatnüssen und Zimtstangen saßen. Bog man um eine Ecke, stieß man auf eine Straße mit Geschäften voll Singvögeln und Finken, die in Käfigen aus Kupferdraht umherflatterten. In der nächsten Gasse befanden sich Stände mit Kohlenbecken aus Kupfer, an denen schwarzer Kaffee in kleinen Zinnbechern, süßer, honiggefüllter Kuchen und heißes Bohnengebäck verkauft wurden, während Gaukler und Spielleute tratschende Kunden mit ihrer Kunst unterhielten.
    Erstaunt, mit bebenden Nasenflügeln starrte Hem auf das geordnete Chaos von Turbansk. In den Straßen duftete es nach den Gewürzen der Marktschreierstände, und jeder, sowohl Männer als auch Frauen, trug moschusartige Duftwässer. Mit der ansteigenden Hitze des Tages verschmolzen die Düfte mit anderen, erdigeren Gerüchen verfaulendem Gemüse, Schweiß und Unrat -, sodass Hem sich matt fühlte, als

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