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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verstärkt: Hem verstand genug Suderain, um zu wissen, was hlaf bedeutete. Es war das Wort für Aaskrähe, was als Beleidigung für einen unwissenden Wilden stand, und es schmerzte insbesondere, weil es sich auch auf Irc bezog. Mehrere andere Kinder hatten über Chyafas Witzelei gelacht, und Hem hatte darob mit einem Gefühl erzürnter Hilflosigkeit gewusst, dass es ihr Spitzname für ihn geworden war.
    Also hatte er geschwiegen und stumm seine Strafe abgewartet. Urbika hatte die Lippen voll unterdrückter Enttäuschung fest aufeinandergepresst. Für sie war es ein anstrengender Vormittag. Hem erhielt zur Strafe eine Woche lang den Morgengrauendienst zugewiesen. Er musste vor dem ersten Tageslicht aufstehen, die Gesangshalle fegen und die Schalen und Löffel für die anderen Barden auflegen, ehe er mit der anfallenden Arbeit in der Küche weitermachte, wo es große Kessel mit Dohl umzurühren galt, den getrockneten Bohnen, die mit fermentierter Milch gekocht und mit Honig gesüßt als Frühstück aufgetischt wurden.
    Es war eine milde Strafe: Insgeheim störten Hem diese Pflichten nicht, zumal er Soron mochte, der die Aufsicht in der Küche hatte. Soron war ein hellhaariger, stämmiger Barde aus Til Amon und strahlte eine wortlose, aber nicht herablassende Freundlichkeit aus. Er versorgte Hem mit Fleisch für Irc, ohne dass Hem mehr als einmal darum bitten musste, zudem überließ er ihm jegliche Leckereien, die vom Vorabend übrig geblieben waren, und er stellte nie Fragen über Hem - was eigenartigerweise dazu führte, dass Hem mit Soron mehr plauderte als mit jedem anderen außer Saliman.
    Hem wusste, dass Saliman sehr beschäftigt war - der Barde war erst an jenem Morgen von einer seiner geheimnisvollen Reisen zurückgekehrt. Wahrscheinlich war das Essen am heutigen Abend deshalb anberaumt worden, weil er Hem etwas Besonderes mitzuteilen hatte. Wieder fürchtete Hem, dass er weggeschickt werden, dass Saliman ob dieses jüngsten Fehltritts Hems endgültig der Geduldsfaden gerissen sein könnte. Er war dermaßen beunruhigt, dass sein Appetit verpufft war, weshalb er nur lustlos an dem frischen Obst auf dem Tisch herumspielte, obwohl sich darunter seine Lieblingsfrüchte befanden: Mangos (die, wie Saliman ihm ironisch mitteilte, als Höflichkeitsbezeugung aus Alimbars persönlichem Garten geschickt worden waren), Sternenfrüchte, Granatäpfel, Feigen, grüne Melonen und Weintrauben.
    Irc, der eine Sondergenehmigung erhalten hatte, ebenfalls zu kommen, kauerte auf der Rückenlehne von Hems Stuhl. Im Gegensatz zu Hem verspürte der Vogel keine Hemmungen und verschlang genüsslich die Fleisch- und Obststücke, mit denen Hem ihn fütterte. Danach wischte er sich den Schnabel am Haar des Jungen ab, gab ein zufriedenes, kindliches Tschilpen von sich und hopste auf Hems Schulter, wo er sich an seinen Hals schmiegte. Hem griff abwesend nach oben und kraulte Irc den Hals, wodurch er dem Vogel leise Gurrlaute entlockte, während Irc behaglich den Kopf streckte.
    »Irc sieht unbestreitbar gut aus«, stellte Saliman fest. »Du hast dich gut um ihn gekümmert.«
    »Er mag mich.« Hem lächelte ansatzweise. »Aber nur, weil ich ihn füttere.« »Sich um jemanden zu kümmern beinhaltet mehr als nur Essen«, gab Saliman zurück, »wenngleich ich dir Recht gebe, dass es einen wichtigen Teil davon darstellt.« »Ich habe ihm beigebracht, seine Notdurft nicht im Haus zu verrichten. Obwohl es einiger Überredungskunst bedurft hat«, verriet Hem stolz. »Nicht wahr, Kleiner?« Irc zwitscherte schläfrig.
    »Tja, ich bin sehr froh, das zu hören.«
    Die Unterhaltung geriet wieder ins Stocken. Saliman lehnte sich zurück, straffte die Schultern und stieß einen langen Atemzug aus. »Nun denn, Hem«, setzte er an. »Es gibt ein paar Dinge, über die wir reden müssen.«
    Hem schaute auf, unfähig, seinen inneren Aufruhr zu verbergen. Er hatte darauf gewartet, dass Saliman etwas in dieser Art sagte.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Saliman. Hem räusperte sich. »Tun? Weswegen?« »Deinetwegen natürlich.«
    Es entstand eine kurze Pause, während Hem gedanklich seine Liste mit Fehlverhalten durchging. »Ich weiß es nicht«, antwortet er schließlich bekümmert.
    »Unter gewöhnlichen Umständen wüsste ich, was zu tun ist«, erklärte Saliman. »Es wäre lediglich eine Frage der Zeit; du bist an das Leben als Barde nicht gewöhnt, undes ist schwierig, sich daran anzupassen, selbst für jene, die ohne deine Sorgen hierherkommen. Allerdings

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