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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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der ihm die Zunge trocknete. Hier waren Untote gewesen, doch Hem erkannte, dass er nur die Überreste ihrer Gegenwart roch, eine erkaltete Fährte. Irc, der verschlafen auf seiner Schulter kauerte, schauderte, und der Vogel kuschelte sich dichter an seinen Hals. Die Ortschaft war einst ein blühendes Dorf namens Inil-Han-Atar gewesen, der Ort der Sechs Herden. Die Wände und Böden der niedrigen Häuser aus Lehmziegeln hatten bunt gefärbte Teppiche aus der Wolle der Ziegen geziert, die von den Menschen der Gegend gehütet wurden. Die Habseligkeiten der früheren Bewohner der Häuser lagen vor ihren Heimen verstreut: zerbrochene Instrumente, Kochtöpfe, gesplitterte Waffen. Von den Menschen selbst fehlte jede Spur. Rings um die Überreste der Häuser befanden sich einige verwüstete Koppeln und darin die verdorrten Gerippe von Tieren - von Ziegen, von Rindern, eines Pferds -, bucklige, verzerrte Schemen in der Dunkelheit, deren Umrisse sich verschwommen im Sternenlicht abzeichneten. Wachsam ob der Furcht, sie könnten einen Alarm auslösten, schlichen die Reisenden an den Häusern vorbei.
    »Wisst Ihr, was hier geschehen ist?«, flüsterte Zelika. Sie starrte auf die Ruinen und rümpfte ob des Moders nach Tod und verbrannter Wolle die Nase. »Sind alle gestorben?«
    »Hier hatten die Menschen wenig Vorwarnung«, antwortete Hared mit tonloser Stimme. »Inil-Han-Atar hatte Pech; das Dorf wurde von Untoten angegriffen. Manche Bewohner sind geblieben, um ihre Heime zu verteidigen, andere sind nach Turbansk geflohen. Diejenigen, die verweilten oder zu langsam waren, hatten keine Chance.« Kurz setzte er ab, dann fügte er hinzu: »Es ist uns gelungen, die hier Getöteten zu begraben, obwohl es gefährlich war. Sie liegen jenseits des Dorfes unter den unbefleckten Sternen. In vielen anderen Dörfern in Nazar und Savitir verrotten die Leichname wie Aas, und wir können nichts für sie tun.«
    Neugierig spähte Hem zu Hared, der das Gesicht abgewandt hatte. Seine Stimme hatte sich leicht erstickt angehört, was Hem überraschte: Er hätte dem Barden solche Gefühle nicht zugetraut. Vielleicht hatte er dieses Dorf gut gekannt; vielleicht hatten Freunde von ihm hier gelebt. Doch wenn dem so war, erwähnte er es nicht.
    Weiter und weiter gingen sie in die kalte Nacht, bis das Dorf hinter ihnen verschwand. Mittlerweile war Hem so erschöpft, dass er kaum noch die Füße heben konnte, zudem war ihm kalt bis auf die Knochen, kälter, als die frostige Nacht zu erklären vermochte; was er im matten Sternenlicht in Inil-Han-Atar gesehen hatte, hatte seine Seele regelrecht zu Eis erstarren lassen. Er dachte an den in den Bergen umgekommenen Cadvan; war er beerdigt worden, oder lag auch sein Leichnam zurückgelassen unter den Sternen?
    Saliman hatte Cadvan nicht mehr erwähnt, seit er die Nachricht von dessen Tod erhalten hatte, doch Hem war nicht verborgen geblieben, dass er nun eine Traurigkeit mit sich herumtrug, wie sie auch Soron unausgesprochen beseelte. Dies, dachte Hem, war es, wofür die Finsternis stand: diese mutwillige Zerstörung, dieses Meucheln von Liebe, dieses endlose Trauern. Er spürte, wie sich eine tief sitzende Wut in ihm regte und verhärtete.
    Sie erreichten ihr Ziel in den dunklen Stunden vor der Morgendämmerung, indem sie zunächst den Hang einer weiteren Schlucht hinabkletterten, die sich ohne Vorwarnung vor ihren Füßen aufgetan hatte, und dann eine weitere, in der Felswand verborgene Höhle betraten.
    Diesmal handelte es sich um einen schlichten Hohlraum in der Felswand, in dem sich mehrere Barden und andere Leute aufhielten - dunkelgesichtige Menschen, die sie mit leisen Stimmen willkommen hießen und sie einluden, sich auf Betten aus Fellen und Stroh auszuruhen. Hem war zu müde, um sich Namen zu merken; er wusste, dasses sich um einen der Außenposten des Lichts handelte, um ein Lager tief im Gebiet des Namenlosen. Alles, was für ihn zählte, war, dass er hier vorfeindseligen Augen verborgen war und er endlich zu marschieren aufhören konnte. Er schlief auf der Stelle ein und träumte nichts.
    Am nächsten Tag erwachte Hem spät und mit immer noch vor Erschöpfung schweren und schmerzenden Gliedern. Rings um ihn herrschte reges Treiben; es wurde gegessen, leise geredet und Ausrüstung überprüft. Zelika schlief noch tief und fest auf einer Pritsche neben ihm. Hem schwang die Beine unter den Fellen hervor und rieb sich die Augen. Hared hatte gesagt, dass sie an diesem Tag nicht aufbrechen würden;

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