Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
dachte er mit fast schmerzlicher Überraschung, vertraute ihm.
    Irc, mittlerweile hellwach, langweilte das Gerede, und er flatterte auf den Tisch, um sich Essen zu stibitzen.
    »Das gilt doch auch für Irc, oder?«, fragte Hem mit leuchtenden Augen. »Gewiss kann Irc uns helfen. Er könnte Botschaften überbringen … und … «
    Plötzlich grinste Saliman, und all die Anspannung schien aus seinen Zügen zu verschwinden. »Solange er seine häuslichen Manieren bewahrt«, gab er trocken zurück. »Trotz seiner Gier frisst er nicht so viel wie du, also können wir ihn uns wahrscheinlich leisten.«
    Irc schluckte den gemopsten Bissen hinunter und legte den Kopf schief, als er erkannte, dass über ihn gesprochen wurde.
    Du wirst brav sein, sagte Hem gestreng in der Hohen Sprache. In Ordnung? Ich brav, gab Irc zurück, drehte sich Hem zu und stieß dabei zum zweiten Mal an jenem Abend mit dem Schwanz Salimans Kelch um.
    Saliman verdrehte die Augen und begann, den verschütteten Wein mit einem Tuch aufzuwischen. Hem rappelte sich auf, um ihm freudestrahlend zu helfen. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Turbansk fühlte er sich nicht unerwünscht und lästig. Es würde alles gut werden, dachte er. Es würde wirklich alles gut werden.

 
Der Schatten des Krieges
    Im Verlauf der nächsten beiden Wochen trudelten Überlebende der Belagerung v on Baladh und der Eroberung der Nazar-Ebenen in Turbansk ein. Zuerst kam eine Flotte, die über das Lamarsan-Meer flüchtete, eine bunt zusammengewürfelte Ansammlung von Schiffen, die von winzigen Coracles aus mit Leder bezogenem Flechtwerkbis hin zu langen Dromonen mit Segeln reichte und so viele Menschen beförderte, wie sich in sie zwängen konnten. Rund einen Tag später kehrten durch das Stadttor die Überreste der berittenen Streitkräfte zurück, die von Turbansk entsandt worden waren, um die Verteidigung von Baladh zu verstärken; sie waren aufgerieben worden, und wenig mehr als die Hälfte der ursprünglichen Truppenstärke schaffte den Weg nach Hause. Als Nächstes folgten jene, denen es gelungen war, in den Wirren der Schlacht über Land zu fliehen. Die erste Welle traf auf Pferden ein, abgezehrt, mit wirren Blicken und zahlreichen Verwundeten; danach kamen Familien auf von erschöpften Pferden und Ochsen gezogenen Wagen mit dürren, verschreckten Kindern, die nicht sprechen wollten, und weiteren Verletzten und Sterbenden; und zuletzt diejenigen, die zu Fuß marschierten -dreckig vom Staub der Straße trugen sie Kinder und andere, die aufgrund von Wunden oder ihres Alters nicht laufen konnten, in behelfsmäßigen Sänften oder sogar auf ihren Rücken.
    Als die ersten Überlebenden eintrafen, war die Evakuierung von Turbansk so gut wie abgeschlossen. Jene Bardenschüler, die jünger als siebzehn waren, gehörten zu den Ersten, die nach Amdridh aufbrachen - viele von ihnen unter lautem Protest; unter den lautesten war Chyafa, der sich gewaltig ärgerte, als er erfuhr, dass von allen Kindern seines Alters allein Hem zur Verteidigung der Stadt zurückbleiben durfte. Hem empfand eine süße Genugtuung, als er sah, wie Chyafas Blick sich voll bitterem Neid auf ihn richtete, doch er stellte fest, dass er diesmal nicht den Drang verspürte, sich zu Spott herabzulassen. Hem lächelte seinen Feind lediglich an, schwieg und sah zufrieden, dass dies Chyafa nur noch mehr erzürnte. Tagelang erstreckte sich ein Tross aus Wagen, Kutschen und Pferden über die westliche Straße, der Vorräte und kostbare Güter beförderte - die seltensten der unersetzlichen Schriften aus der Bibliothek, Schätze aus den Palästen von Turbansk, die wichtigsten Besitztümer aus jedem Haushalt-, außerdem all jene, die nicht für die Verteidigung der Stadt benötigt wurden. Es gab zahlreiche schmerzliche Abschiede; Familien wurden auseinandergerissen und fürchteten, einander nie wiederzusehen; Eltern wurden von Kindern, Ehemänner von ihren Frauen, Brüder von Schwestern, Liebende voneinander und allgemein Menschen von alten Freunden getrennt. Hem sah so manches verzweifelte Lebewohl auf den Straßen von Turbansk und wähnte sich umso glücklicher, bleiben zu dürfen.
    Und so veränderte sich Turbansk: Erst spielten kaum noch Kinder auf den Straßen, dann gar keine mehr, und die Erwachsenen, die sich ihre Wege durch die Stadt bahnten, wirkten ernst und gedankenverloren. Salimans Bardenhaus schien verwaist, da nur wenige Bewohner darin verblieben; er war vorwiegend der Lehrmeister jüngerer Schüler

Weitere Kostenlose Bücher