Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Hem sich schließlich und durchbrach die Stille.
    Erschrocken schaute Saliman auf. »Tut mir leid, Hem, ich war gerade in Gedanken versunken. Was glaubst du wohl, wo ich mich die vergangenen Wochen aufgehalten habe? Ich und andere waren unterwegs, um so viel wie möglich über diese Armee in Erfahrung zu bringen. Die Streitmacht, die gen Baladh marschiert, ist so gewaltig, dass selbst Turbansk nicht gegen sie bestehen kann.«
    Hem betrachtete Saliman mit neuem Respekt und fühlte sich schuldig, weil er sich über Salimans häufige Abwesenheit geärgert hatte. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Saliman dem gefährlichen Unterfangen nachgegangen war, die Streitkräfte des Namenlosen auszukundschaften.
    »Aber trotz all der Hoffnungslosigkeit unserer Lage«, fuhr Saliman fort, »dürfen wir nicht verzweifeln. Ich glaube zwar nicht, dass wir Turbansk halten können, aber das bedeutet keineswegs, dass wir die Stadt kampflos aufgeben werden.«
    Obwohl Saliman leise sprach, schwang in seiner Stimme eine Leidenschaft mit, die Hem einen sonderbaren Schauder über den Rücken jagte, und er wäre beinah aufgesprungen und hätte geschrien. Aber Saliman, der nicht zu Gefühlsausbrüchen neigte, beherrschte sich sichtlich und lächelte Hem an.
    »Womit ich zu dir komme, Hem. Wiederum frage ich: Was sollen wir tun? In ein paar Tagen werden alle, die nicht kämpfen können - die Alten, die Gebrechlichen, die Kinder, darunter die jüngeren Schüler der Schule von Turbansk - nach Car Amdridh aufbrechen, wo es mehr Hoffnung als hier gibt, gegen die Schwarze Armee zu bestehen. Willst du mit ihnen gehen?«
    »Nein!« Es platzte aus Hem heraus, bevor er darüber nachdenken konnte. »Nicht, wenn du nicht mitkommst! Schick mich nicht von dir fort!«
    Saliman starrte Hem mit ernster Miene an; der Junge senkte den Blick und fühlte sich töricht. Seine Äußerung war eine der deutlichsten Liebeserklärungen seines Lebens gewesen. Doch Saliman lächelte nicht; sein dunkles Gesicht blieb traurig und nachdenklich, und er musterte Hem mit einer seltsamen Zärtlichkeit in den Augen. »Ich glaube aus mehreren Gründen, dass es vielleicht besser wäre, wenn du bei mir bliebst«, räumte er ein. »Gleichzeitig erscheint es mir ein verrückter Gedanke. Hier wird es sehr gefährlich sein, und wenn du bleibst, setzt du dein Leben aufs Spiel. Ich werde viel von dir verlangen, wenn du bei mir bleibst.«
    »Ich werde alles tun, was du sagst«, stieß Hem hervor, dessen Stimme sich vor Dringlichkeit überschlug. Es war ihm ein inniges Anliegen, nicht zusammen mit den anderen Schülern weggeschickt zu werden: Er wollte nicht aus Salimans Gegenwart verbannt werden.
    »Ich werde von dir verlangen müssen, älter zu sein, als du bist«, warnte ihn Saliman. »Du wirst größer sein müssen, als du zu sein glaubst, und du wirst über deine eigenen, belanglosen Sorgen hinausdenken müssen. Ich weiß, dass du dazu in der Lage bist.« Hem dachte an sein Verhalten während der vergangenen Wochen, und zum ersten Mal bedauerte er es aufrichtig.
    »Ich verspreche es«, sagte er. »Ganz ehrlich.«
    Saliman betrachtete Hem mit kühlem Blick, als wöge er seinen Wert ab. Der Junge errötete und neigte unter der Musterung das Haupt. »Ich will nicht, dass du eine überstürzte Wahl triffst«, sagte der Barde schließlich. »Ich würde dein Bleiben nicht einmal in Erwägung ziehen, wenn ich sicher wäre, dass du getötet würdest, aber das Wagnis ist trotzdem sehr hoch, und es wird eine härtere Zeit werden, als du dir jetzt vorstellen kannst. Ich wandle nicht auf sicheren Pfaden.«
    Hemschaute auf, und nun sprach die Inbrunst, die in ihm loderte, unverhohlen aus seinen Augen. »Ich werde dir überallhin folgen«, verkündete er.
    Eine Pause entstand, dann lächelte Saliman, doch es war kein freudiges Lächeln. »Hem, mein Herz flüstert mir zu, dass dir in diesem Kampf so wie Maerad eine Aufgabe zugedacht ist«, erklärte er. »Ich weiß nicht, worin sie besteht, aber ich vermute, sie wartet hier auf dich, nicht in Amdridh. Und ich halte es für richtig, dass du hierbleibst, wie du es wünschst. Allerdings ist dies eine Entscheidung, die ich mit großen Bedenken treffe.«
    Langes Schweigen trat ein, während Hem mit einem unerklärlichen Hochgefühl rang. Er wusste, dass er sich eigentlich fürchten sollte, dass er tatsächlich auch Furcht verspürte, doch zugleich erfüllte ihn Salimans Versprechen, in Turbansk bleiben zu dürfen, mit einem erhebenden Licht. Saliman,

Weitere Kostenlose Bücher