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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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von großen, von Ochsen gezogenen Karren, die Vorräte beförderten, und noch größeren Tieren, die Hem nicht kannte. Wo sie herkamen, stiegen schwarze Rauchsäulen zum Himmel auf.
    Der einzige Bereich, den die Schwarze Armee nicht besetzt hatte, war jener unmittelbar vor den Stadtmauern,innerhalb der Reichweite eines Bogens. Vom Roten Turm aus sah Hem, dass es auf den Stadtmauern vor Bogenschützen wimmelte, die hinter den zickzackförmigen Zinnen standen, und dass das Sonnenbanner von Turbansk von jeder Turmspitze hing und im klaren Licht schimmerte.
    Hem drehte sich um und lenkte den Blick erst zum Hafen, dann über das Meer von Lamarsan. Ein Dunstschleier verhüllte es, doch dann vermeinte er mit einem Anflug von Angst, verschwommen etwas in der Ferne auf dem Wasser zu erkennen: War dies die Flotte aus Baladh, von der Saliman gesprochen hatte? Mit zusammengekniffenen Augen beugte er sich vor, vermochte es jedoch nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Als Hem an das Gemetzel in II Dara dachte, stieg ihm ein Kloß in den Hals. Irc gab ein gedämpftes Krächzen von sich und rieb den Rücken an Hems Haar.
    »Wir sind zu wenige«, sprach Soron Hems Gedanken aus. »Wir haben rund viertausend Mann. Ich kann zwar nicht zählen, wie viele sich dort vor den Mauern eingefunden haben, aber das brauche ich auch nicht, um zu wissen, dass sie uns selbst dann noch zahlenmäßig überlegen wären, wenn jeder unserer Kämpfer drei Feinde tötete.« »Saliman glaubt nicht, dass wir bestehen können«, sagte Hem.
    »Niemand glaubt, dass wir bestehen können«, ergänzte Inhulca, ein großer Barde mit wettergegerbtem Gesicht und einer Nase, die aussah, als wäre sie mehrfach gebrochen gewesen. Er besaß die helle Haut eines Baladhers und musterte Zelika voll unverhohlener Neugier, wenngleich er zu höflich war, um ein Wort über ihre Anwesenheit zu verlieren. »Trotzdem sind wir hier. Das ist die Ruhe vor dem Sturm.« Er lächelte; Hem empfand es als wildes Lächeln, das ihm einen sonderbaren Schauder über den Rücken jagte. »Aber ich werde im Ernan erwartet. Wir sehen uns später, Soron.«
    »Bis später, Inhulca«, erwiderte Soron.
    Der Barde aus Baladh ging. Soron blickte abermals über die Brüstung, dann zu den Kindern. »Tja, niemand kann kämpfen, ohne zu essen«, meinte er und streckte sich. »Ich musste mit eigenen Augen einen Blick auf den Feind werfen, aber vorläufig ist meine Aufgabe in diesem Krieg, mich um die Küche zu kümmern. Bleibt ihr beide hier?«
    Hem hatte genug gesehen und schaute fragend zu Zelika.
    »Nein, ich habe gesehen, was ich sehen wollte«, antwortete sie. Ihre Züge wirkten grimmig und verschlossen.
    »Dann begleiten wir dich zurück«, meinte Hem zu Soron. »Wenn das in Ordnung ist.« »Mir soll’s recht sein junger Barde«, erwiderte Soron. »Wenn ihr Zeit für einen Abstecher in die Küche habt, gebe ich euch beiden ein paar Kümmelkuchen und eine Tasse Tee.«
    Hems Miene hellte sich auf: Sorons Kümmelkuchen stellten eine seltene Köstlichkeit dar und schmeckten mit Pfefferminztee besonders lecker. Noch mehr jedoch zählte die Freundlichkeit hinter dem Angebot. Es war eine Sache, von der Schwarzen Armee zu hören, eine völlig andere jedoch, mit eigenen Augen zu sehen, wie sie vor der Schwelle der Stadt wuselte. Hem fühlte sich erschütterter, als er erwartet hätte.
    Die Ruhe vor dem Sturm, hatte Inhulca gesagt. Den Straßen von Turbansk haftete tatsächlich eine eigenartige Ruhe an - eine gespannte, stille Erwartung. Die drei beeilten sich. Obwohl kein Grund dafür bestand, liefen auch alle, denen sie begegneten, mit schnellen Schritten, und niemand sprach etwas. Hem empfand die Stimmung als gespenstisch. Die Märkte waren menschenleer; sogar Boran, der Kaffeeverkäufer, hatte seinen Stand geschlossen. Hem fragte sich, wo Saliman sein mochte.
    Sie befanden sich bereits ganz in der Nähe der Küche, als Irc ein jähes Krächzen ausstieß und sich von Hems Schulter in die Luft erhob.
    Fliegt!, rief Irc. Sie kommen!
    Was soll das heißen?, fragte Hem und wirbelte heftig herum. Er konnte nichts entdecken. Zelika und Soron starrten ihn verwirrt an. Doch kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, fiel ein Schatten über das ferne Ende der Straße. Unwillkürlich schauten sie alle auf.
    Bevor sie auch nur aufschreien konnten, packte Soron die Kinder an den Armen und rannte los. Irc flatterte um ihre Köpfe und krächzte panisch.
    »Runter mit den Köpfen!«, brüllte Soron keuchend. Er war ein

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