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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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großartige Neuigkeiten.«
    »Lass uns zum Roten Turm gehen und es uns anschauen. Ich glaube kaum, dass es jemanden stören würde. Allerdings musst du mitkommen. Mich alleine würde man vermutlich nicht hineinlassen, aber dich kennt jeder …«
    Nach wie vor schlaftrunken blinzelte Hem, und Zelika schüttelte ihn erneut ungeduldig. »Nun mach endlich!«
    »Schon gut, schon gut! Aber ich habe noch keine Kleider an und kann mich nicht anziehen, solange du in meinem Zimmer bist.«
    Nur um Zelika zu ärgern, ließ Hem sich mit dem Anziehen länger Zeit als sonst. Als er aus seinem Zimmer kam, sprühte sie bereits vor Zorn.
    »Ich will zuerst frühstücken«, sagte er, als sie versuchte, ihn aus dem Bardenhaus zu schleifen.
    »Du kannst danachfrühstücken.«
    »Ich bin hungrig«, beharrte er stur. »Bis ich gegessen habe, gehe ich nirgendwohin.« Zelika erkannte, dass er sich vielleicht weigern würde, überhaupt hinzugehen, wenn sie ihn weiter bedrängte, deshalb gab sie mit der plötzlichen, überraschenden Fügsamkeit nach, die sie so unverhofft zeigen konnte, wenn ihr klar wurde, dass andere Mittel nutzlos bleiben würden. Sie folgte ihm in den Speisesaal.
    Das Bardenhaus war restlos verwaist. Hem hörte auf zu trödeln, weil er im Grunde genommen ebenso erpicht darauf war, zu erfahren, was vor sich ging. Er griff sich nur einen Apfel aus der Vorratskammer und stürzte einen Becher Wasser hinunter, danach machten sie sich auf den Weg zum Roten Turm. Der Wächter an dessen Fuß nickte nur, als er Hem sah, und Zelika erklomm die schier endlosen, gewendelten Stufen bis zur Turmspitze, wobei sie ab und an innehielt, um zu verschnaufen.
    Sie hörten die Schwarze Armee, noch bevor sie zu sehen war. Die leisen Trompetenlaute, die zuvor die Musik Turbansks untermalt hatten, waren mittlerweile verstummt; stattdessen hallte das tiefe Grollen von Kriegstrommeln durch die Luft und versetzte das Blut in Wallung wie ein zweiter Puls. Hem sträubten sich die Nackenhaare.
    Zwei Barden, Inhulca von Baladh, denHem vom Sehen kannte, und Soron von Til Amon, sein Freund aus der Küche, waren bereits im Turm, ferner mehrere Soldaten,die Ausschau hielten und durch jene seltsamen Gläser spähten, die Barden zum Beobachten von Sternen verwendeten. Soron begrüßte Hem bedrückt und nickte Zelika zu. »Also sind sie hier«, stellte Zelika fest.
    »Ja«, bestätigte Soron. »Was von den Streitkräften in II Dara übrig ist, kam in den frühen Morgenstunden durch die Tore. Nicht lange danach folgte die Vorhut der Schwarzen Armee.«
    »Was davon übrig ist?«, hakte Hem nach. »Wieso, sind es nicht viele?« Soron zögerte, bevor er antwortete. »Es heißt, ursprünglich befanden sich um die zehntausend Kämpfer am Wall«, sagte er schließlich. »Davon kamen vielleicht tausend durch das Tor, viele verwundet. Für diejenigen, die zurückblieben, gibt es dem Vernehmen nach keine Hoffnung.«
    »So wenige«, stieß Hem atemlos hervor und wechselte einen Blick mit Zelika. »Viele Freunde sind gefallen und werden nicht zurückkehren«, sagte Soron. »Aber schaut. Dann seht ihr, warum. Und es kommen noch mehr.«
    Hem und Zelika stellten sich auf Zehenspitzen, um über die Zinnen des Roten Turms zu spähen. Ihnen stockte der Atem.
    Der Gau von Turbansk, den sie zuletzt verwaist gesehen hatten, wuselte vor Gestalten, die aus der Ferne an einen riesigen Ameisenhaufen erinnerten. Zuerst wirkte der Anblick völlig wirr, doch als Hem länger hinstarrte, kristallisierte sich eine gewisse Ordnung. Die Armee stolperte nicht willkürlich umher: Jeder Teil davon war in Bewegung. Im Westen wurden schier unendliche Reihen von braunen Zelten errichtet, die sich bis hinab zu den sanften Gestaden des Lamarsan-Meeres erstreckten und eine fast so große Stadt wie Turbansk bildeten.
    Näher vor den Stadtmauern hob der Feind in großer Zahl Gräben aus, und von weiteren Soldatengruppen wurden bereits Gebilde aus Holz und Eisen errichtet, Imanks Belagerungsvorrichtungen. Vor dem Westtor schienen hunderte emsig damit beschäftigt zu sein. Hem kniff die Augen zusammen und versuchte, besser zu erkennen, was sie taten: Für seine Augen sah es so aus, als bauten sie eine Rampe wie jene, von der Saliman gesprochen hatte. Er ließ den Blick die Oststraße entlangwandern und stellte fest, dass Saliman Recht hatte: Obwohl der Gau bereits ausgefüllt wirkte, marschierten weitere Gestalten die Straße entlang, so weit das Auge reichte, unzählige Reihen von Soldaten, durchsetzt

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