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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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eingehend; er bestand aus einem äußerst widerstandsfähigen Metall, das er nicht kannte. Er legte blau gefärbte Arm- und Beinschienen aus Leder an und zurrte sie fest, dann band er sich ebenfalls blaue Sandalen an die nackten Füße. Den goldenen Helm lehnte er ab, die feinen Panzerhandschuhe verstaute er in einem Lederbeutel an seiner Hüfte. Zuletzt gürtete er ein Kurzschwert um.
    Zelika prüfte die Ausgewogenheit ihrer Klinge. »Das ist eine gute Waffe«, verkündete sie und lächelte. Es war ein Lächeln, das Hem einen wohlbekannten Schauder über den Rücken jagte; er hatte diesen Ausdruck seit mehreren Tagen nicht mehr in Zelikas Gesicht gesehen und ihn fast vergessen. Nun war all ihr Sanftmut verschwunden; an ihrer Stelle prangte nüchterne Grausamkeit. »Besser als ein Küchenmesser, was, Hem?« Sie hieb mit dem Schwert durch die Luft. »Ich wette, diese Schneide wird einige Hälse durchtrennen.«
    Hem betrachtete das eigene Schwert. Es war, so viel konnte er feststellen, eine feine Waffe, dessen Stahl von einem Meisterschmied zu einer Schneide gefaltet und gehärtet worden war, die ein Haar zu spalten vermochte. Die Schwertkunst war etwas, woran er gefallen fand, der einzige Unterricht in der Schule von Turbansk, für den er eine Begebung und Begeisterung gezeigt hatte. Allerdings verspürte er nicht denselben Blutdurst, den er in Zelika sah. Er fragte sich, weshalb:Die Finsternis hatte auch seine Familie gemeuchelt und versklavt und sein Leben zerstört. Er hasste die Finsternis mehr als alles andere. Trotzdem empfand er nicht Zelikas seltsame Verzückung ob der Aussicht auf Kampfhandlungen; beim Anblick des Leuchtens in ihren Augen glaubte er ihr aufs Wort, wenn sie sagte, dass es ihr einerlei sei, ob sie stürbe.
    Urplötzlich fühlte er sich von einem gewaltigen, untröstlichen Kummer niedergedrückt. Zweifelnd schaute er auf sein Schwert und steckte es in die Scheide.
    »Wir sollten uns besser auf den Weg machen«, meinte er. Dann wandte er sich an Irc. Kannst du mir als Bote dienen, mein Freund? Sag den Vögeln, wo sie mich finden können.
    Irc stieß einen spitzen Ruf aus und flog aus dem Fenster.
    »Ich wünschte, ich besäße die Hohe Sprache«, sagte Zelika. Sie gürtete sich das Kurzschwert an die Hüfte und starrte Hem an. »Was ist?«
    Hem zuckte mit den Schultern und drehte sich halb weg. »Ich weiß nicht«, antwortete er.
    Zelika musterte sein Gesicht einen Augenblick, dann verzog sie ungehalten die Lippen. »Wir sind alle traurig«, sagte sie. »Jeder hat etwas, worüber er traurig ist. Aber vorerst halte ich es für besser, wütend zu sein.« Damit stülpte sie sich den Helm auf den Kopf und schritt zur Tür hinaus.
    Hem straffte die Schultern und folgte ihr etwas langsamer. Dabei betrachtete er die gerade, entschlossene Haltung ihres Rückens. Selbst nachdem er die letzten Tage fast ständig mit Zelika verbracht hatte, verstand er sie immer noch nicht.
    Die Adjutanten im Ernan und die Wächter im Roten Turm teilten Hem und Zelika mit, dass Saliman die Anweisung gesandt hatte, den beiden Kindern überall in der Stadt freien Zugang zu gewähren. Hem grübelte darüber nach, während sie den langen Aufstieg über die Treppe bewältigten. Er fragte sich, was Saliman von ihm erwartete. Vielleicht war es schlichtes Vertrauen.
    Saliman hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er Zelikas Wunsch missbilligte, sich als Kämpferin zu verdingen, und Hem hatte vermutet, dass es ein heftiges Streitgespräch darüber geben würde. Vielleicht war Saliman weise zu dem Entschluss gelangt, dass die einzige Möglichkeit, Zelika von der Schlacht fernzuhalten, darin bestand, sie einzusperren. Oder vielleicht dachte er, dass Zelika, wenn es darauf ankäme, sich als vernünftiger erweisen würde, als ihre Worte nahelegten. Hem selbst setzte darauf keine große Hoffnung: Er hatte den Wahnsinn in Zelikas Augen gesehen, wenn sie von der Schwarzen Armee sprach, und er glaubte nicht, dass Vernunft sie von ihrem Verlangen nach Rache abzuhalten vermochte.
    Das Erklimmen des Roten Turms war selbst unter günstigsten Umständen ein ermüdendes Unterfangen, doch in voller Rüstung erwies es sich als schweißtreibend und erschöpfend. Lange, bevor sie oben ankamen, fragte Hem sich, ob seine Beine durchhalten würden. Zelika stieg vor ihm stetig höher, und allein sein Stolz ließ ihn davon Abstand nehmen, um eine Rast zu ersuchen. Doch selbst der Stolz konnte ihn nicht davon abhalten, sich einfach zu Boden fallen zu

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