Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
fertig war, schüttelte er den Kopf. »Ich weiß, dass ich ein guter Heiler bin«, sagte er. »Aber du musst eine besondere Kraft besitzen, Hem. Oder diese Krankheit hat einen wirklich schnellen Verlauf. Ich kann nichts entdecken, das nicht in Ordnung wäre.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es mir gut geht«, gab Hem verärgert zurück. »Wir sind hungrig, und ich weiß nicht, wo meine Kleider sind. Aber wir sollten zuerst mit den Vögeln reden. Wir haben keine Zeit zu verlieren … Aber das kann ich ja sofort machen!«
    Damit rannte er zum Fenster, öffnete das Metallgitter, sammelte alle Lungenkraft und rief in der Hohen Sprache: Wo seid ihr, Vögel von Turbansk ? Kommt zu mir! Er unterbrach kurz und lauschte, dann rief er erneut. Irc sprang vom Stuhl und kauerte sich auf seine Schulter, doch diesmal vertrieb Hem ihn nicht.
    Saliman schüttelte den Kopf, lächelte aber. »Ich überlasse dich deinem Rufen, Hem. Keine Angst, Frühstück ist unterwegs. Für dich auch«, fügte er mit einem Blick zu Irc hinzu. »Deine Kleider sind am Fußende des Betts, Hem, du brauchst nur genau hinzusehen. Mich rufen nun vielerlei Aufgaben, ich kann nicht bleiben.«
    »Was ist mit meiner Kampfausrüstung?«, meldete Zelika sich streitlustig zu Wort. »Auch die ist unterwegs. Ich war nicht untätig. Gehabt euch wohl! Ich komme bald wieder.«
    Eilig verließ er den Raum. Zelika drehte sich um und beobachtete Hem. Eine lange Weile geschah nichts, und sie verspürte erste Enttäuschung.
    »Was, wenn sie nicht antworten?«, fragte sie schließlich. »Vielleicht haben die Totenkrähen sie alle getötet. Oder wo hätten sie sich verstecken können?« »Psst!« Hem drehte sich mit den Fingern an den Lippen vom Fenster um. , »Aber …«
    »Sei still, sage ich!«
    Obwohl er flüsterte, wirkte seine Miene so wild, dass Zelika sofort verstummte. In der Stille hörte sie ein leises Tschilpen. Irc legte den Kopf schief und krächzte fragend. Dann ertönte plötzlich ein rauschendes Geräusch, und das Fenster verdunkelte sich. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Zelika, die Totenkrähen wären für einen weiteren Angriff zurückgekehrt, doch dann sah sie, dass es sich um Dutzende anderer Vogelarten handelte. Diejenigen, denen es möglich war, landeten auf Hems Armen und Kopf, die anderen schwebten vor dem Fenster oder suchten sich Plätze auf dem Hofvor dem Schlafzimmer. Die Vielfalt der Arten verwirrte Zelika: Anscheinend hatte sich plötzlich jede Vogelart eingefunden, die sie je gesehen hatte, von winzigen braunen Finken bis hin zu prächtigen weißen Reihern, von hakenschnäbeligen Bussarden bis hin zu schillernden Tauben, von Adlern bis hin zu Krähen. Allerdings fiel ihr auf, dass es von jeder Art nur ein Tier war. Das Getöse von Vogellauten erfüllte den Raum. Von Ehrfurcht ergriffen starrte Zelika auf das Bild, das sich ihr bot: Sie hatte nicht gewusst, dass Hem solche Macht besaß. Der Junge sprach, und die Vögel lauschten mit leuchtenden Augen, danach folgte ein weiteres Chaos von Vogelstimmen. Hem sprach weiter,und die Vögel flogen unter raschelnden Schwingen davon und waren so plötzlich verschwunden, dass Zelika unwillkürlich blinzelte.
    Mit strahlender Miene drehte Hem sich um.
    »Ich habe es dir doch gesagt! Ich wusste, dass sie uns helfen würden!« »Was haben sie gesagt?«, wollte Zelika wissen.
    »Sie fürchten sich und sind wütend.« In seiner Aufregung vergaß Hem jegliche Scham. Er schlüpfte aus seinem Nachthemd und zog sich hastig seine Kleider an. »Sie haben große Angst vor den Totenkrähen. Sie sagen, die Totenkrähen sind überhaupt keine Vögel. Ich habe ihnen gesagt, dass sie den Himmel von ihnen befreien können, wenn sie zusammenarbeiten. Jetzt fliegen sie los und reden mit den anderen Vögeln, während die Falken und Adler die Totenkrähen auskundschaften, um herauszufinden, von wo sie kommen und wie viele sie sind. Sie werden bald mit Antworten zurückkehren.« Ausnahmsweise fehlten Zelika die Worte. Sie hatte Hem noch nie so selbstsicher erlebt; für gewöhnlich gab er sich eher prahlerisch, neigte dazu, eine strahlende Maske der Zuversicht aufzusetzen, hinter der Zelika jedoch höhnisch eher Unsicherheit vermutete. Als bald darauf Frühstück eintraf - warmer Dohl mit Honigkruste in Silberschalen und etwas rohes Fleisch für Irc -, aßen sie alle hungrig. Hem zeigte sich rastlos, schielte mit einem Auge fortwährend zum Fenster, und als ein Pelikan behäbig herabflatterte und sich auf den Sims

Weitere Kostenlose Bücher