Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Cadvan.
Nein. Werwesen, Hunderte davon. Faulige, bösartige Kreatu l Und Menschen, die für Beute kämpfen. Gebirgsbewohner. Raubeinige Krieger, anständige Waffen, geschickt geführt… sie töten Männer jeden Alters, und auch Frauen und Mädchen …« Sein Gesicht zog sich zusammen. »Solche Schlachten will man nicht verlieren.«
»Ich vermute, es ist der Landrost«, meldete Maerad sich zu Wort. Der Landrost war ein mächtiger, mit der Finsternis verbündeter Elidhu, der Cadvan einst gefangen gehalten hatte.
»Inneil befindet sich weit von der Heimat des Landrosts entfernt und auf der anderen Seite der Berge«, meinte Cadvan nachdenklich. »Trotzdem erscheint es mir möglich. Jedenfalls steht er zweifelsfrei unter dem Bann des Namenlosen und verrichtet dessen Werk.«
»Ich fürchte, das könnte durchaus sein«, sagte Indik. »Obwohl mir nur wenige beipflichten. Bei einigen dieser Angriffe erleben wir eine seltsame Hexerei, die wir nicht von der Finsternis kennen. Und Wetterwirken. Es sei denn, die Angriffe finden rein zufällig nur bei Gewittern statt.« Wieder zupfte er an seiner Lippe. Sein zernarbtes Gesicht wirkte düster und nachdenklich. »Ich vermute, du wirst nicht bleiben, Cadvan, oder? Wir könnten jemanden mit deinen Fähigkeiten hier gut gebrauchen.«
»Maerad und ich haben andere Aufgaben«, erwiderte Cadvan. »So gern wir bleiben und dabei helfen würden, diesen Ort zu verteidigen, den wir lieben.« »Ja.«Indik ließ den Blick zwischen den beiden hin- und herwandern. »Ich werde nicht weiter nachfragen. Ich vermute, irgendwann werde ich es schon erfahren, und in der Zwischenzeit habe ich auch so genug Sorgen. Trotzdem tut es mir leid, dass ihr nicht hier kämpfen könnt. Wenn es der Landrost ist, gegen den wir antreten - und das ist unsere beste Vermutung -, dann haben wir in der Tat einen mächtigen Feind. Aus Annar werden wir keine Hilfe bekommen, so viel ist sicher. Aber Inneil hat schon immer alleine bestanden.« Er grinste, wodurch sein zernarbtes Gesicht zu einer wilden Maske wurde, und Maerad dachte, was für ein Furcht erregender Krieger Indik sein musste. In ihm steckte etwas, das Schlachten um ihrer Gefahr willen liebte, eine Art gezielte Tollkühnheit und entschlossene Unbarmherzigkeit. Er würde keine Gewissensbisse haben, Untote zu vernichten…
»Ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte Cadvan. »Wir müssen Inneil bald verlassen, und Maerad braucht ein Pferd und ein Schwert. Hast du etwas Passendes?«
Indik bedachte Maerad mit einem strengen Blick. »Es ist hart, ein Pferd zu verlieren«, meinte er. »Imi war ein gutes Tier.«
»Imi ist nicht tot«, entgegnete Maerad mit einem Hauch von Entrüstung. »Sie ist bei den Pilanel in Murask, aber wir können sie im Augenblick nicht holen.« Indik zog die Augenbrauen hoch. »Du bist ziemlich weit herumgekommen«, stellte er fest. »Und das Schwert?«
»Arkan hat mir Irigan abgenommen, als ich gefangen wurde. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist.« Bedauernd dachte Maerad an ihr Schwert zurück; es hatte eines ihrer wenigen Besitztümer dargestellt und war ihr lieb und teuer gewesen. »Arkan? Der Winterkönig?« Offenkundig verblüfft, wenngleich er dies rasch verbarg, schaute Indik nach Bestätigung suchend zu Cadvan. »Na dann. Waffen zu verlieren, wenn man gefangen genommen wird, ist nur zu erwarten.« »Ich würde mein Schwert ja nicht in einer Herberge vergessen, oder?«, neckte Maerad ihn. »Jedenfalls brauche ich ein neues. Ich kann nicht die ganze Zeit eine Wölfin sein.«
»Jetzt sprichst du in Rätseln«, erwiderte Indik, rieb sich das Kinn und richtete einen durchdringenden Blick auf Maerad. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie mit der linken Hand Gesten vollführt hatte und er ihre fehlenden Finger bemerkt haben musste. Gesagt hatte er dazu nichts; schließlich waren Indik Wunden und Narben alles andere als fremd. Und zum ersten Mal, stellte Maerad fest, schämte sie sich nicht dafür.
»Hauptsächlich frage ich mich«, fuhr Indik fort, »was aus der scheuen, bezaubernden Bardin geworden ist, die ich letzten Frühling kennen gelernt habe. Was hast du mit ihr gemacht, Cadvan? Wer ist diese kühne junge Kriegerin?«
»Ich bin nicht sicher. Dasselbe frage ich mich auch«, lächelte Cadvan. »Ich bin immer noch dieselbe«, erwiderte Maerad und hob das Kinn an. »Maerad von Pellinor, zu Euren Diensten.«
»Du bist immer noch zu dürr«, meinte Indik. »Trotzdem glaube ich irgendwie, dass du dein Schwert
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