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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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dass es Indik nicht entging, aber er ließ kein Anzeichen davon erkennen, als er sie begrüßte.
    »Also lebst du noch«, meinte er barsch zu Maerad, wobei er jedoch seine Freude nicht ganz verbergen konnte. »Erstaunlich. Ich finde, das verdient einen Schluck Wein, was meinst du?«
    Barden fanden bei jeder Gelegenheit, dass sie einen Schluck verdienten, dachte Maerad, während Cadvan und sie Indik zu einer nahen Schänke folgten, die, wie sollte es anders sein, Zur Pferdemähne hieß. Und gab es mal keine Gelegenheit, erfanden sie eine. Dennoch unterschieden sie sich völlig von den Grobianen in Gilmans Feste, wo sie als Sklavin gelebt hatte; dort stürzten sie Voka in sich hinein, ein aus Rüben gebranntes, hochgeistiges Getränk, das die Augen zum Tränen brachte, bis sie sich übergaben oder besinnungslos zu Boden sackten. Hingegen hatte Maerad nur selten einen angeheiterten Barden gesehen, und noch nie einen, der sich sinnlos betrank. Für Barden stellte Trinken ein reines Vergnügen dar. Die Weinherstellung zählte zu den höheren Künsten, und Keltermeister wurden hoch geschätzt.
    Als sie mit ihrem Wein neben einem Feuer an einem niedrigen Tisch saßen und durch ein Fenster mit Stabwerk hinaus auf einen zunehmend bewölkten Tag blickten, begann Indik über die jüngsten Ereignisse in Annar zu reden. Im Gegensatz zu Silvia und Malgorn wirkte er dabei regelrecht beschwingt; ein kaltes Licht leuchtete in seinen Augen, als er von den Schlachten sprach, die stattgefunden hatten,
    »Ich habe es kommen sehen«, sagte er. »Wie du, Cadvan, wusste ich schon die vergangenen Jahre hindurch, dass sich etwas ereignet, sich etwas zusammenbraut. Und nun bricht der Sturm los, richtig?«
    »Ich fürchte, nur seine Vorboten«, erwiderte Cadvan. »Der Sturm selbst steht uns noch bevor.«
    »Ja, da hast du wohl recht. Ich habe von Turbansk gehört.« Indik starrte geradeaus und zupfte an seiner Unterlippe. »Das ist wirklich schlimm. Sehr schlimm. Und all die Ränke von Enkir. Auch das ist schlimm. Wenn Norloch an die Finsternis gefallen ist, ohne dass auch nur ein Schwert erhoben wurde, leben wir wahrhaftig in verzweifelten Zeiten.«
    Jäh sah Maerad den scharfsinnigen alten Krieger an. Nicht einmal in Inneil hatte irgendjemand ausgesprochen, dass Norloch sich mit der Finsternis verbündet hatte. Gemeinhin dachte man, Enkir handle aus eigenem niederem Antrieb heraus.
    »Enkir steht mit der Finsternis im Bunde«, bestätigte sie. »Ich habe keinerlei Zweifel daran. Viele andere jedoch offensichtlich sehr wohl. Ich vermute, niemand möchte das vom Obersten Barden Annars glauben.« Sie versuchte, die Verachtung aus ihrer Stimme zu verbannen, was ihr jedoch schwerfiel, zumal sie für Enkir einen besonderen Hass empfand. Er war es gewesen, der Pellinor in Brand gesteckt, ihre Eltern verraten und getötet und ihre Kindheit zerstört hatte. »Ist schwierig, die Leute dazu zu bringen, einem zu glauben, wie?«, schnaubte Indik. »Mir erscheint es recht offensichtlich. Ich habe diesem alten Stockfisch nie über den Weg getraut. Jemand wie Enkir braucht Macht, um seine Schwächen zu verbergen; so ein Mensch fürchtet sich davor, was die anderen sehen würden, wenn er ohne seine Insignien dastände. Wohl ein kümmerliches, kraftloses Etwas, würde ich meinen, rundum bedeckt von Wunden. Solche Menschen haben Würmer als Seelen. Untote in fast jeder Hinsicht…«
    Sein Tonfall strotzte vor Verachtung, und er schien drauf und dran zu sein, ausspucken zu wollen.
    Cadvan lächelte verkniffen. »Wie recht du hast, alter Freund«, sagte er. »Und wie deutest du die Dinge hier?«
    »Die Angriffe auf uns erfolgen alle aus den Bergen, vorwiegend am Ostende des Gaus von Inneil. Der Westen ist davon bislang im Wesentlichen unberührt. Aber sie werden mit einer kalten Berechnung ausgeführt, und wir haben einige schwere Verluste erlitten. Bestimmt hast du schon von Oron gehört … Die einzigen befestigten Ortschaften in Inneil sind die Schule selbst und Tinagel; die meisten Menschen leben in Dörfern. Aber viele Dorfbewohner befinden sich mittlerweile hinter den Mauern von Tinagel oder hier. Manche bleiben und kämpfen. Also, wer behauptet, die Talbewohner seien verweichlicht, irrt sich gewaltig… Die meisten Angriffe sind Raubzüge gewesen, abgesehen vom Großangriff auf Tinagel selbst. Bislang konnten wir sie zurückschlagen. Aber es steht ein Wille dahinter, Cadvan, ein Wille; etwas führt diese Werwesen an.«
    Keine Untoten?«, fragte

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