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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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entdeckt.
    Wie weit bist du geflogen ?, wollte Hem wissen, dem das Herz in die Knie sackte. Sehr weit durch die Sümpfe.
    Hem gab die Neuigkeiten an Saliman und Soron weiter, die sie mit verkniffenen Mienen aufnahmen.
    »Ich vermute, sie marschieren gen Til Amon«, sagte Soron. »Wenn sie die Stadt einnehmen, haben sie einen guten Stützpunkt, von dem aus sie Süd-Annar angreifen können. Falls Enkir ebenfalls gegen meine Stadt marschiert, gefallen mir unsere Aussichten ganz und gar nicht.«
    »Armeen bewegen sich langsam. Wir können Til Amon zumindest warnen, damit man sich dort vorbereiten kann.«
    »Was ist mit den Schauspielern?«, fragte Hem. »Wenn sie sich nicht beeilen, könnten sie erwischt werden. Wir sollten sie auch warnen.«
    »Du willst doch bloß den Wagen aus Gold sehen«, gab Saliman mit einem matten Lächeln zurück.
    »Wenn sie nicht Bescheid wissen, könnte die Armee sie einholen«, beharrte Hem. »Vielleicht wissen sie nicht einmal, was in Suderain geschehen ist. Und du weißt, dass sie zweifellos den Tod finden würden.«
    Saliman sah Hem lächelnd an. »Es scheint mir nur recht und billig, sie zu warnen«, pflichtete er dem Jungen bei. »Also werden wir es tun. Aber wir müssen von nun an eine ordentliche Geschwindigkeit vorlegen.«
    »Heute Abend?«
    »Vermutlich noch vorher. Sie reisen langsam, und ich denke, wir sollten so schnell wie möglich marschieren.«
    Die Schauspieler mussten die Fahrt beschleunigt haben, denn die Barden schlossen erst bei Einbruch der Nacht zu ihrem Wagen auf. Die Gruppe hatte in einer Senke angehalten, die sie vor dem schneidenden Wind schützte, der durch die Büsche der Ebene schnitt. Sie hatten ein Feuer angezündet, über dem etwas in einem von einem Dreibein hängenden Eisentopf viel versprechend köchelte. Hem, der keine warme Mahlzeit mehr genossen hatte, seit sie Nal-Ak-Burat verlassen hatten, spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und Irc zwickte ihn vor Aufregung ins Ohr. Obwohl der Vogel an sich rohes Fleisch bevorzugte, hatte er im Verlaufseiner Zeit bei den Barden Geschmack an gut gekochtem Essen gefunden und war dem keineswegs mehr abgeneigt.
    Außerhalb des Lichtkegels des Feuerscheins zögerten die Barden und spähten aus der Dunkelheit hinüber: Es verdutzte sie, dass jemand so ungezwungen durch die Wildnis reisen konnte. Die Schauspieler hatten nicht nur keinerlei Anstrengungen unternommen, um sich zu verbergen, es hielt nicht einmal jemand Wache. Der Wagen war größer, als Hem erwartet hatte, und tatsächlich golden oder, genauer gesagt, mit einer Art Goldfarbe bemalt. Er hatte eindeutig schon bessere Tage erlebt, und an mehreren Stellen war die Farbe abgeblättert. Eine Seite zierte das Bild einer heldenhaften Schlacht, umrahmt von allerlei Zierwerk. Den Eingang verdeckte ein zerschlissener scharlachroter Vorhang. Zwei Pferde mit angelegten Fußfesseln grasten in der Nähe, und ein dürrer, fahlgelber Hund kauerte am Feuer auf den Hinterläufen. Seine Schnauze zuckte ob der Düfte aus dem Topf. Kaum hatte Saliman den Hund erblickt, forderte er diesen geräuschlos auf, leise zu sein: Der Barde zog es vor, sich dann zu erkennen zu geben, wenn er es für richtig hielt.
    Im Lager hielten sich drei Leute auf, alle unverkennbar Annarer. Eine hellhaarige junge Frau saß mit untergeschlagenen Beinen am Feuer, und zwei Männer, einer Mitte zwanzig, der andere vermutlich rund zwanzig Jahre älter, übten mit Schwertern. Sie fochten mit Holzklingen, die laut krachten, wenn sie aufeinanderprallten, gleichzeitig sprachen sie hitzig miteinander. »Nein, nein, nein, nein!«, rief der ältere Mann aus, hielt inne und lehnte sich auf sein Schwert. »Mein lieber Marich, was machst du nur? Du sollst doch verlieren.« »Ja, am Ende«, erwiderte sein Gegenüber. »Aber es ist spannender, wenn es zunächst so aussieht, als ob ich gewönne, und du mich dann überwältigst. So wirkst du noch heldenhafter.«
    »Du vergisst, dass du der schwache, böse Schurke bist«, gab der erste Mann zu bedenken. »Und dass ich der Adlige bin. Das Publikum soll nicht an meiner Kraft und Überlegenheit zweifeln. Du solltest an dieser Stelle fallen und dann davonkriechen -das ist viel besser. Das Wichtigste, mein lieber Marich, ist die Geschichte …«
    »Das Wichtigste ist, dass sie niemand langweilt und in die nächstbeste Taverne abzieht. Ehrlich, Karim, so wie du es spielst, können wir von Glück reden, wenn am Ende noch drei Leute übrig bleiben.«
    »Ich finde -«,

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